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Grenzerfahrungen

Wie im letzten Beitrag bereits angeteasert, ging es für uns am letzten Wochenende von Chile wieder über die Anden zurück nach Argentinien.

Wie läuft das Grenzprocedere mit einem eigenen Fahrzeug und gebrochenem spanisch? Eigentlich ganz entspannt! Im Prinzip ist der Vorgang bei jedem Grenzübertritt gleich. Oft bekommt man vor Eintritt in den Grenzabwicklungsbereich von der Polizei eine Art Laufzettel, auf dem von den jeweiligen Behörden – in der Regel Einwanderungsbehörde, Zoll und Veterinäramt – bei vollzogenem Behördenakt jeweils abgestempelt wird … und zwar in immer der gleichen Reihenfolge:

Ausreiseland: Mit den Reisepässen die Personen bei der „Migracion“ austragen lassen. Anschließend mit abgestempeltem Laufzettel zur „Aduana“ (Zoll). Dort das sogenannte „Temporary Import Permit“ (temporäre Einfuhrerklärung für das Fahrzeug) austragen lassen … zweiter Stempel auf dem Laufzettel! Last but not least Prüfung des Veterinäramts auf unzulässig auszuführende Waren im Fahrzeug. Das kann alles sein, von Lavasteinen (so gesehen am Flughafen Rapa Nui) über geangelte Fische bis hin zu – selbstverständlich – Drogen. Der Teufel steckt hier im (Behörden-)Detail und zwar in jenem des jeweiligen Landes. Da der gemeine Tourist sich im Vorfeld in den seltensten Fällen alle Paragraphen angeeignet hat, tut er gut daran, Strafen zu vermeiden, indem er IMMER angibt, Waren dabei zu haben, die nicht ausgeführt werden dürfen. Ehrlichkeit wird belohnt! Dann wird das Fahrzeug – mal intensiv, mal oberflächlich – inspiziert. Am Wochenende durften wir Gurken, Tomaten eine Paprika und Zwiebeln der Grenzbeamtin aushändigen. Zuvor war es eine Knoblauchzehe, Käse und Honig. Man könnte meinen, die jeweiligen aus- oder einfuhrbeschränkten Waren werden direkt dem tagesaktuellen Einkaufszettel des Grenzbeamten entnommen 😂.

Einreiseland: Damit wären wir – vorausgesetzt man überwindet erfolgreich das Niemandsland zwischen den beiden Grenzabwicklungsbereichen – bei der Einreise in das gewünschte Land. Wie oben bereits erwähnt, hat ja schließlich auch der Einreisebeamte einen – zumeist von dem des Ausreisebeamten abweichenden – Einkaufszettel 😉. Fakt ist: nach erfolgreichem Grenzübertritt ist der Kühlschrank meist leerer als im Auslieferungszustand. Ansonsten laufen Migracion und Aduana vorher nach gleichem Muster, wie bei der Ausreise. Wichtig dabei ist: immer erst die Personen raus/rein, dann das Fahrzeug …

Apropos Niemandsland: Das ist schon ziemlich schräg! Manchmal liegen 50 – 100 km zwischen den Grenzabfertigungsbereichen. Manchmal gibt es auch gar keine und man muß im Aus- oder Einreiseland die jeweilige Behörde in der letzten (Ausreise) oder ersten Stadt (Einreise) aufsuchen. Das sagt einem natürlich keiner … Südamerika halt …! Aber genau dafür gibt es ja das erwähnte iOverlander. Sowas steht auch dort drin oder in einschlägigen WhatsApp-Gruppen und Internet-Foren.

Eins ist sicher: Langeweile kommt hier nicht auf! Mit der Planung von allen möglichen Dingen kann ich mich – wenn ich wollte – Vollzeit beschäftigen … will ich aber nicht …

Deshalb muß man ganz einfach Mut zur Lücke haben, improvisieren und spontan handeln … Südamerika halt!

Parque Nacional Conguillio

Der Nationalpark Conguillío ist auch unter dem Namen Los Paraguas (Die Regenschirme, in Anspielung auf die Form der zahlreichen großen Araukarien) bekannt. In der Sprache der Mapuche-Indianer, in deren Gebiet der Nationalpark liegt, bedeutet Conguillio so viel wie Wasser mit Pinienkernen … wir haben in den zahlreichen Gewässern keine entdeckt 😉.

Los Paraguas – die Sonnenschirme

Höchster Punkt des Nationalparks ist der aktive Vulkan Llaima mit zurzeit etwa 3145 Metern, der zuletzt im Januar 2008 ausbrach. Bei diesem Ausbruch wuchs er von seiner vorherigen Höhe von 3125 Metern, die auf Karten erscheint, zur jetzigen Höhe. Es gibt mehrere Gebirgsseen, von denen der Lago Conguillío und die Laguna Verde, die wir beide besucht haben, die größten sind.

Aktiv ist der Llaima immer noch …

Der Conguillio-Park wirkt wie aus einer anderen Welt! Das im Umkreis des Vulkans abgelagerte Magma verleiht der ganzen Szenerie eine merkwürdige und außerirdische Atmosphäre – manchmal fühlte ich mich bei unseren Wanderungen wie in eine andere Welt versetzt. 

Da wir nur ein Ticket für einen Tag ergattern konnten, war der Wecker am Morgen auf 6 Uhr gestellt, um möglichst früh in den Nationalpark zu können. So waren wir gegen 7.30 Uhr beim Eingang … Pech nur, daß die Ranger diesen erst um 8.30 Uhr öffnen 😜. Egal!

Irgendwie machte mich das Schild am Eingang „Solo 4×4 a Conguillio!“ stutzig. Andererseits hatten wir bisher auch an anderen Orten, die nur für Allradfahrzeuge zugänglich sein sollen (z.B. Cristo Redentor Statue auf 3.800m am Paso Libertadores), nie Probleme gehabt … hier schon …

Was soll mir das sagen?

Gerade die Nord-Süd-Durchfahrt soll diverse steile Stellen haben, eine davon mit losem Geröll und tiefen Schlaglöchern. Auch in iOverlander berichteten diverse Reisende, die die Passage in entgegengesetzter Richtung durchfuhren, von diesem „Problem“ für Zweiradantriebler, Grundsätzlich lassen mich solche Herausforderungen nicht von vornherein aufgeben, das entspricht nicht meinem Naturell. Selbstverständlich wäge ich dabei die Risiken für Fahrzeug und Insassen genau ab. Letztlich kann ich eine realistische Einschätzung jedoch erst vornehmen, wenn ich das „Problem“ sehe! Also .. auf ging‘s!

Was soll ich sagen? Das „Problem“ war an einer einzigen Passage für ein 3,20 Meter hohes zweiradgetriebenes 4-Tonnen-Fahrzeug mit 177 PS und All-Terrain-Aufrüstung grenzwertig befahrbar. Einige Maßnahmen habe ich vorab getroffen, die zwingend notwendig sind, wenn ich mit einem Fahrzeug dieser Dimensionen auf unbefestigter Piste unterwegs bin, beispielsweise die Reduktion des Luftdrucks der Reifen auf rund 2 Bar, um dadurch mehr Auflagefläche und Grip auf losem Geläuf zu haben. Als erfahrener Fahrer – und nur als solcher war diese Passage zu meistern – war mir klar, daß wir eine gewisse Pace brauchen – ein Geschwindigkeitsverlust im Anstieg oder gar Stillstand hätte Abbruch und Rückwärtsgang bedeutet. Was unklar war, war die Antwort auf die Frage, ob erster oder zweiter Gang die bessere Alternative ist. Ausprobieren! Der zweite Gang war es nicht …

Im dritten Versuch (P.S.: Natalie war bereits der Meinung, wir sollten umkehren und 120 Kilometer Umweg über 3,5 Stunden in Kauf nehmen), konnten wir im ersten Gang die Pace bis zum Scheitel der Steigung halten, dann kam eine Kurve, die wir vorher nicht einsehen konnten … und das bereits bekannte große Schlagloch. Als erfahrener Atari-Spieler der 80er Jahre habe ich meine Reaktionsschnelligkeit bewahrt, in der Kurve sicher um das Schlagloch manövriert, Chop-Chop im Griff behalten und … die Becker-Faust geballt … Adrenalin!

Zumindest bei mir, bei Natalie war es nahender Herzstillstand jenseits des 200er-Pulses 😀. Das sind die Momente, die Dich spüren lassen, das Du lebst und die Dir das Selbstvertrauen (nicht Überheblichkeit!!!) in Dich und Deine Fähigkeiten und die Deines Fahrzeugs geben.

By-the-way … wir haben hier nicht explizit darüber geschrieben aber eine ähnliche Situation hatten wir bereits Ende Januar in Argentinien. Damals habe ich abgebrochen, die Passage war mit zweiradgetriebenem Wohnmobil unfahrbar. Zumindest wäre das Risiko für Fahrzeug und/oder Insassen nicht kalkulierbar gewesen. Überheblichkeit hätte hier mit hoher Wahrscheinlichkeit in Probleme geführt. Auch das ist Ausdruck von Selbstvertrauen … Grenzen zu erkennen, „Stop!“ zu sagen und im Zweifelsfall abzubrechen. Nicht schön – aber Voraussetzung für langanhaltende Reisefreuden 😎.

Zurück zum Conguillio – mega! Skurrile Araukarien-Wälder, eine futuristische Lava-Landschaft, kristallblaue Seen und tiefgrüne Lagunen – Natur pur. Wir haben an dem einen Tag, den wir hatten, insgesamt 4 Wanderungen unternommen, die längste über 640 Höhenmeter hoch zur Sierra Nevada. An klaren Tagen kann man hier alle 8 teils aktive Vulkane der Region sehen … heute sahen wir keinen. Dafür einen herrlichen Blick auf den Lago Conguillio und die Araukarien-Szenerie. Fotos seht ihr wie gewohnt auf Polarsteps.

Für uns geht es nun über das chilenische Seengebiet – Villarrica und Pucon – in den zweiten Nationalpark, den Parque Nacional Huerquehue und anschließend am Wochenende über die Anden zurück nach Argentinien. Dort fahren wir die südamerikanische „Route 66“ – die Ruta 40 – Richtung Süden. Am 18. März müssen wir nämlich in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, sein … Einschiffung auf unserem Expeditionsschiff Richtung Antarktika!

Es bleibt spannend …

Maururu

… heißt auf Rapa Nui „Danke!“. Genau das möchten wir am heutigen Rückreisetag der Insel und seinen Einwohnern zurücklassen.

Heute früh saß ich mit Benjamin, dem Eigentümer des „Camping & Hostel Tipanie Moana“, wo wir untergekommen waren, und Jorge, zu dessen Hochzeit wir am vergangenen Mittwoch eingeladen waren und der uns mit seiner Familie ein guter Freund geworden ist, zusammen. Ich habe die Gelegenheit ergriffen, um beiden zu danken für eine wunderbare Zeit von knapp zwei Wochen auf dieser wilden und einmaligen Insel mit ihren wirklich tollen Einwohnern, die mit soooo viel Lebensfreude, Freundlichkeit, Humor und Offenheit auf ihrer Insel leben und ihre Insel mit Stolz präsentieren. Insofern haben sie auch keinerlei Probleme, Gäste ihrer Insel in vollem Umfang an ihrem Leben und ihren (!) Tapati-Feierlichkeiten vorbehaltlos teilhaben zu lassen. Bestes Bespiel erneut am gestrigen Abschlußtag des Festivals.

Benjamin bot mir und Natalie spontan an, seinen eigenen Kopfschmuck und den seiner Frau gemeinsam mit ihren Wickelröcken zur Verfügung zu stellen. Wofür? Nun, für das Highlight eines jeden Tapati-Festes, der Farandula, der Grand Parade, der großen Parade, die den krönenden Abschluß jedes Festivals darstellt.

Und das war es – ein krönender Abschluß einer wunderbaren Zeit, die kaum in Worte zu fassen ist! Vielleicht am besten so, wie ich es heute Morgen Benjamin und Jorge gegenüber erklärte:

„Ich reise nun seit fast 35 Jahren rund um die Welt und habe nur ganz ganz wenige Orte kennenlernen dürfen, an denen ich mich rundum wohl und zuhause gefühlt habe, an denen ich nicht primär als Tourist, sondern als Mensch wahrgenommen wurde und die mich so glücklich ob des Erlebten und der Menschen haben abreisen lassen – die Osterinsel gehört dazu!“

Und Jorge/Jeanette mit ihrer Familie? Was soll ich sagen? Natalie hat ihren 10-jährigen Sohn, Rafael, voll ins Herz geschlossen und sich täglich mit ihm beschäftigt. Ich war mit Jorge auf einer Wellenlänge, wir haben uns auf Anhieb verstanden und eine spontane Freundschaft entwickelt. So fiel es uns leicht, uns für ein Wiedersehen gegen Ende April zu verabreden und zwar an ihrem Wohnort in Valparaiso/Chile, wohin sie uns eingeladen haben. Wir freuen uns darauf!

Maururu Rapa Nui!

Moais

… – die mystischen Steinfiguren, mit denen quasi jeder die Osterinsel assoziiert – sind zweifelsfrei die bekanntesten Aushängeschilder Rapa Nuis.

Mystisch … Ahu Tongariki am Morgen

Entgegen der Wissenschaft, die bis heute über ihre Herkunft debattiert, sind die Rapa Nui sich einig über Zweck/Bedeutung, Herkunft, Erstellung und Transport der – je nach Generation – 4 bis 60 Tonnen schweren Kolosse. Eins dabei ist sicher … außerirdischer Herkunft sind sie definitiv nicht, sondern haben eine sehr irdische Herkunft und eine sehr menschliche Bestimmung.

Die europäischen Herrscherhäuser des Mittelalters bauten ihre Schlösser, Paläste und Sommerresidenzen als Symbol ihrer Macht, ihres Reichtums und ihrer Fortschrittlichkeit. Die sich nach der Besiedlung zahlreich entwickelnden Clans Rapa Nuis ließen in diesem Zeitraum in drei Evolutionsstufen, die sich anhand der Größe und des Gewichts der Moais unterscheiden lassen, diese steinernen Riesen aus vulkanischem Tuffstein fertigen.

Als die Kolosse eine Größe und Gewicht erreicht haben, daß sie nur noch mit – damals fortschrittlichen – Rolltechniken auf Palmenstämmen transportiert werden konnten, wurden Palmen zu diesem Zwecke großflächig gefällt – der Anfang vom Ende der Besiedlungsoffensive der Insel. Die zuvor mit Palmen bestandene Insel wurde durch das Fällen der Palmen für Transportzwecke der Erosion Preis gegeben. Ergebnis? Ernten wurden magerer oder fielen ganz aus, kriegerische Aktivitäten zwischen den Clans um verbliebene Ressourcen wurden häufiger und Kannibalismus breitete sich aus.

Die weltberühmten 15 Moai-Statuen von Ahu Tongariki

In den kriegerischen Auseinandersetzungen wurden viele der ehemals knapp 900 Moais umgestoßen oder zerstört. Viele der heute zu besichtigenden Stätten (siehe Fotostrecken auf Polarsteps) wurden in den Folgejahrhunderten – vornehmlich im 20. Jahrhundert – restauriert. Hier schließt sich der Kreis! Die Sport-, Tanz-, Gesangs- und Handarbeits-Wettbewerbe des Tapati-Festivals haben ihren Ursprung in den kriegerischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit und seines damaligen Volgelmannkultes … das jedoch ist eine andere Geschichte, die hier bei Interesse eindrucksvoll und umfassend nachzulesen ist …

Tapati

… ist der Name des Festivals, dem nachgesagt wird, das größte, authentischste bzw. originellste und schönste Kulturfestival des polynesischen Kulturkreises zu sein.

Das es daß größte Festival ist, glauben wir sofort, erstreckt es sich doch vom 9. Februar bis zum 17. Februar über insgesamt 9 Tage. Authentisch waren und sind sicher auch die Festlichkeiten auf Inseln, wie Neuseeland, Hawaii oder den Fidschis. Ob diese jedoch auch so originell sind, wie hier auf Rapa Nui mit beispielsweise dem Rapa Nui Triathlon (Paddeln mit dem Bambusboot, Laufen mit 2 x 10 kg Bananenstauden auf den Schultern und abschließendem Schwimmen auf einem Bambusfloß) … darf angezweifelt werden. Schönheit letztlich liegt bekanntlich im Auge des Betrachters … deshalb an dieser Stelle unsere persönliche subjektive Wahrnehmung.

Nachdem wir bereits live die Eröffnungszeremonie sowie die ersten Veranstaltungen, wie eben jenen oben genannten polynesischen Triathlon, erleben durften, wagen wir bereits zu diesem frühen Zeitpunkt zu behaupten: Ja!

Zweite Disziplin: 2 x 10 kg Bananenstauden-Rennen 😂

Die Anmut der Kostüme, die grazilen Bewegungen der weiblichen Hüften zu den Trommelklängen, die archaischen maskulinen Kriegstänze, das alles choreographiert in stimmigen und mitreißenden Tänzen unter einem tropisch warmen Sternenhimmel und an einem Standort – Hanga Vare Vare – in unmittelbarer Nachbarschaft der anbrandenden Pazifikwellen war ein Gesamtkunstwerk, das uns von der ersten bis zur letzten Sekunde weit nach Mitternacht verzaubert hat!

Wahrscheinlich kann man diesen Überschwang der Begeisterung nur nachvollziehen, wenn man selber Teil der Veranstaltungen war. Ganz sicher braucht es dazu jedoch ein Verständnis der Historie der Insel und seiner Einwohner. Erst dann wird klar, daß es sich hier mit keinem einzigen Ton um eine auch nur ansatzweise touristische Performance handelt. Ganz im Gegenteil! Das Tapati-Fest ist ein jährliches Fest für die Menschen von Rapa Nui von den Menschen von Rapa Nui … Gäste gerne willkommen, Eintritt frei … zu allen Veranstaltungen!

Entdeckung und Besiedlung durch die Ureinwohner, erster Kontakt anno 1722 durch den niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen, Sklaverei (die Rapa Nui waren im 19. Jahrhundert bis auf 111 Seelen durch Sklaverei nahezu ausgerottet) , Unabhängigkeit, Annexion durch Chile, Umweltverschmutzung und Umgang damit … all diese Facetten der jahrhundertealten Historie Rapa Nuis wurden und werden in den musikalischen Darbietungen mal fröhlich, mal melancholisch verarbeitet und künstlerisch in unterschiedlichsten handgearbeiteten und farbenfrohen Kostümen tänzerisch dargeboten. Das alles im Kontext eben so alter überlieferter Lieder – begleitet durch ur-polynesische Musikinstrumente, wie die bekannten Ukelele und Gitarre oder die eher unbekannten, wie Maea, Keho, Hio, Kauaha oder Upa-Upa … einmalig …

Dieses bewundernswerte und stolze Völkchen hat seine ursprüngliche Kultur bewahrt und hält zusammen – komme was wolle! Beispiel? Vor 4 Jahren kam ein Virus namens Corona, die Insel wurde für ganze 2 Jahre dicht gemacht. Von heute auf morgen verloren viele der rund 7.800 Einwohner Rapa Nuis ihre Lebensgrundlage in Form des Tourismus durch die Erbringung tourismusnaher Dienstleistungen. Einige tausend Einwohner verließen die Insel, der verbliebene Rest unterstützte sich gegenseitig bis der Spuk vorbei war. Als der Spuk vorbei war, wollte ein Großteil der ehemaligen Bewohner zurück kommen. Sie wurden von den verbliebenen Einwohnern jedoch als Verräter ihrer Werte angesehen, bekamen keine Arbeit mehr auf der Insel und mussten zwangsläufig in ihrem (meist chilenischen) Exil bleiben ….

Der Kollege hat mit Triathlon nix am Hut …

Rapa Nui

… ist der polynesische Name der Isla de Pascua, auf deutsch: Osterinsel.

Nur wenige Orte auf dieser Welt haben eine ähnlich mystische Anziehungskraft wie diese Insel, ein besonders abgeschiedenes Fleckchen Erde. Das Rapa Nui zum 3.700 Kilometer und rund 6 Flugstunden weiter östlich gelegenen Chile gehört, kann man sich eigentlich kaum vorstellen – ist es doch Teil des polynesischen Dreiecks und liegt mitten im Süd-Pazifik.

Das polynesische Dreieck …

Rapa Nui steht schon seeeeehr lange auf meiner Bucket List und mit dem Flug heute auf die Insel schließt sich nach 28 Jahren für mich der Kreis bzw. das Dreieck 😉. Warum? Nun, anno 1996 habe ich im Mai für damals 3 Wochen Hawaii erleben dürfen, um dann im Herbst selbigen Jahres für 5 Wochen nach Neuseeland zu reisen. Beides sehr eindrucksvolle Erlebnisse, die damals meine tiefe Verbundenheit mit der polynesischen Kultur und den Polynesiern hat entstehen lassen.

Bereits 1996 war ich auf Neuseeland mit dem Wohnmobil unterwegs, damals jedoch mit einem gemieteten. Das ich 28 Jahre später – ebenfalls im Rahmen einer Wohnmobiltour … dieses Mal mit meinem eigenen – Südamerika bereise und endlich Rapa Nui kennenlernen darf, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. Das I-Tüpfelchen dabei ist zudem, daß wir die 14 Tage auf der Insel just in den Zeitraum gelegt haben, in dem vom 9.-17. Februar 2024 das größte Fest des polynesischen Kulturkreises – das Tapati-Festival – stattfindet! Das Glück, daß mich überwältigt, hier dabei sein zu dürfen, ist kaum in Worte zu fassen …

Also, auf geht‘s … folgt uns auf diese (insbesondere für mich) besondere Reise zu den Moais in die Tiefen der lebensfrohen, freundlichen, mutigen und manchmal auch archaischen polynesischen Kultur!

Übrigens: das Internet hat auf diesem abgelegenen Eiland noch nicht so richtig Einzug gehalten. Seht es uns nach, daß wir in den kommenden beiden Wochen eher spärlich berichten können. Wir werden die Erlebnisse aber nachliefern … versprochen! 😘

Santiago de Chile

… ist nach Buenos Aires, Montevideo und Mendoza unsere vierte Großstadt, die wir in nunmehr drei Ländern kennenlernen durften.

Wir haben festgestellt, daß alle vier Städte vollkommen unterschiedlich sind und hatten das zu Beginn unserer Reise nicht zwingend so deutlich vermutet.

Mittlerweile glauben wir, daß jedes Land trotz des einheitlichen kulturellen Ursprungs und der gemeinsamen Sprache deutlich mehr individuellen Charakter hat, als man vermuten mag.

So hat uns Santiago de Chile und Chile generell wirklich verblüfft … der erste Eindruck ist ja bekanntlich der bleibendste 😁. Warum? Weil die Stadt wirklich modern, weltoffen, energiegeladene und kultiviert ist … das hatten wir so weder in Buenos Aires oder Mendoza, noch in Montevideo erlebt und das hat uns sehr gefallen!

Weniger gefallen hat uns hingegen der bisher aggressivste Fahrstil, den wir in Südamerika erlebt haben. Ich hatte Natalie noch tags zuvor erzählt, daß ich überrascht bin, daß wir bisher so wenige Unfälle und brenzlige Situationen auf den Straßen erlebt haben. Das änderte sich schlagartig mit der Einreise nach Chile. Die Menschen überholen an den unmöglichsten Stellen und rasen, als ob es kein Morgen gibt … und den gibt es dann tatsächlich für Manchen nicht mehr. So sahen wir gestern Vormittag auf dem Weg zu Fuß in die Stadt eine gesperrte Strasse und eine abgedeckte Leiche eines Motorrad-Kurierfahrers, der von einem BMW und einem Kleinwagen in die Mangel genommen wurde … mit für ihn fatalen Folgen. Die Kombination von Liefer- und Zeitdruck mit fatalistischem Fahrstil ist halt eine brisante und oft lebensgefährliche Mischung!

Mich persönlich nehmen solche Erlebnisse immer mit – ist der junge Mann gestern Morgen vielleicht voller Lebensfreude in den Tag gestartet, um dessen Ende nicht mehr zu erleben. Solche Ereignisse geben mir immer mit der Keule das Bewußtsein, daß unser Leben endlich ist, wir nicht wissen, wann für uns dieses Ende geplant ist und dies genau der Grund ist, warum wir mit dieser Reise und unserem selbstbestimmten Leben das aus unserer Sicht zweifelsfrei Richtige tun!

Flexibilität

… ist eine Grundvoraussetzung bei einer Reise, wie wir sie gerade machen – insbesondere, wenn man Bergketten mit 3.000 – 5.000 Meter Passhöhe überwinden will. Das Wetter ändert sich zuweilen schneller, als man (um-)planen kann und so nahm das Schicksal an diesem letzten Januar-Wochenende seinen Lauf …

Wie im letzten Beitrag angeteasert, wollten wir über den Paso de Agua Negra mit einer Passhöhe von 4.800m die Anden Richtung Chile überqueren … Pustekuchen!

Bereits am Vorabend – am Freitag, den 26.01.2024 – schüttelten kräftige aus den Anden kommende Gewitter Chop-Chop und uns durch, so daß bei mir alle Alarmglocken klingelten. Am Samstagmorgen checkte ich dann die gängigen lokalen Informationsseiten im Internet und bekam prompt die befürchtete Info … „Paso de Agua Negra – Cerrado (gesperrt)“.

Was war passiert? Während der Gewitter und der auf der Höhe zu erwartenden Bedingungen ging bei Kilometer 355 eine Geröll-Lawine ab und blockierte den Pass. Wie wir später erfuhren, war der Pass bis Sonntagmittag geschlossen. Da der Zeitpunkt der Freigabe am Samstagmorgen noch ungewiss war und wir bzgl. Abflug auf die Osterinsel zeitlichen Druck hatten, entschieden wir kurzerhand, den knapp 300 Kilometer südlich liegenden „Paso Libertadores“ für unsere Anden-Passage zu nutzen.

Die Route wurde also umgeplant … nächstes Ziel Mendoza in der argentinischen Weinregion!

Mendoza ist chillig und grün …
@Otto: wussten nicht, daß Du hier ein Restaurant hast und Dich „Don“ nennst … tststs …

Da wir spätestens zum Monatswechsel in Santiago de Chile sein wollten, hatten wir also rund 4 Tage Zeit, um über die neue Route dort hin zu gelangen … und zu schauen, wo man unterwegs gut übernachten und schöne Dinge erleben kann.

Gesagt, getan! Und auch das ist eine laufende Erkenntnis des flexiblen Reisens: etwas vordergründig Negatives entpuppt sich sehr oft nach hinten raus als etwas Positives … Karma halt!

Wir verbrachten wirklich schöne 1,5 Tage in dem chilligen und entspannten Mendoza, wurden just nach dem nicht geplanten (und anstrengenden) Fahrtag dorthin am späten Nachmittag von einem Stadion-Polizisten zum Besuch des Stadions zum Live-Spiel des Club Atletico Mendoza eingeladen und konnten so hautnah die fantastische Atmosphäre eines argentinischen Fussballspiels miterleben … mega!

@Hansemann: es spielte übrigens blau-weiß (CA Mendoza) gegen gelb-schwarz (unbekannt – aber wohl nicht Dortmund 😜) … blau-weiß gewann 1:0! Balsam auf die Seele …

Montags ging es Richtung Anden-Pass „Paso Libertadores“ und zu einem ersten Zwischenstop am Lago Potrerillos, wo wir den Thermen in Cacheuta einen (Bade-)Besuch abstatteten.

Nach einem entspannten Badetag ging es hoch auf den Pass und kurz vor Erreichen der Passhöhe erblickten wir bei strahlend blauem Himmel, den sonst üblicherweise in Wolken gehüllten Gipfel des mit 6.961 Metern höchsten Berges der westlichen Hemisphäre und des amerikanischen Doppelkontinentes … den Aconcagua!

Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch verbrachten wir dann auf der Passhöhe auf rund 3.200m, nachdem wir zum Tagesabschluß die Christo Redentor-Statue nach Fahrt in Serpentinen über unbefestigte staubige Waschbrett-Piste überwiegend im ersten Gang auf 3.800m erreichten. Das Denkmal wurde 1904 zum Gedenken an die friedliche Lösung des Grenzstreits zwischen Chile und Argentinien errichtet. Diesen Höhen-Highscore schaffte unser Chop-Chop (und auch wir) ohne Murren. Eine gute Feuertaufe für die zahlreichen bevorstehenden Aufgaben deutlich über 4.000m 😉.

Somit waren wir pünktlich am Mittwoch Nachmittag in Santiago de Chile, der Hauptstadt Chiles … aber das ist eine andere Geschichte …

Achtung – neue Videos!

Talampaya & Ischigualasto

Beide Parks, der Nationalpark Talampaya wie auch das Naturreservat Ischigualasto, wurden im Jahre 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt – und das zu recht!

Talampaya bedeutet in der Quechua-Sprache „trockenes Tal des Tala“. Wind und Wetter schufen in Jahrmillionen eine faszinierende Landschaft: Canyons, die bis zu 170 m fast senkrecht abfallen, phantastische Sandsteinformationen, die Menschen, Tieren oder Gebäuden gleichen, wie z. B. die Ciudad Perdida. Felszeichnungen präkolumbischer Kulturen belegen, dass das Tal lange Zeit bewohnt war. Diese großartige Landschaft setzt sich in der südlichen Provinz San Juan fort. Im Parque Provincial Ischigualasto, auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt, wurden in einem riesigen urgeschichtlichen Seeareal die mit 190 bis 230 Mio. Jahren ältesten Saurierskelette der Welt gefunden. Zudem existieren viele von der Erosion geschaffene skulpturartige, kuriose Gesteinsformationen, die oft an bekannte Objekte erinnern, wie das U-Boot, die Bocciabahn, der Pilz und die 1989 eingestürzte Wunderlampe Aladins, die bis dahin das Wahrzeichen des Parks war. 

Anders als im Nationalpark Talampaya, wo man, wie in Jurassic Park, mit einem Expeditionsfahrzeug durch die Canyons gefahren wird, kann man das Reservat Ischigualasto auch mit dem eigenen Auto erkunden, aber nicht alleine, nur mit Führer. Wir fuhren also im Konvoi von 3 PKWs und einem Wohnmobil die rund 40 Kilometer lange Rundstrecke durch das Naturreservat – sehr speziell, uns hat das prima gefallen.

Da wir uns in einem Wüstental befanden, war es einfach nur heiß in den 2 Tagen dort. 30-40 Grad tagsüber mit einem Topwert von 43 Grad sind hier dennoch aufgrund der trockenen Hitze auszuhalten …  

Mittlerweile sind wir kurz vor der chilenischen Grenze in Las Flores, einem kleinen verschlafenen aber hübsch aufgeputzten Örtchen. Hier führt die Route Nacional 150 (RN 150) auf einer 96 Kilometer langen spektakulären Strecke über den 4.780 m hohen Paso de Agua Negra nach Chile … morgen auch für uns. Folgt uns auf dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – Grenzerfahrung für Mensch und Maschine!

Weitere Fotos findet ihr wie auch alle Fotos der vergangenen Wochen auf Polarsteps!

Achtung – neue Videos!

Colonia del Sacramento

Die UNESCO Weltkulturerbestadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich und ist sicher eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten Uruguays.

In dieser wunderschönen Kolonialstadt haben wir Natalies Geburtstag gefeiert, lecker gegessen, sind durch die ruhigen mittelalterlichen Gassen geschlendert und dafür gesorgt, daß dieser Tag für meinen Schatz unvergesslich wird … das ist mir hoffentlich gelungen 😊❤️.

Eindrücke von Colonia erhaltet ihr im Video … enjoy!