Kolumbianische Toscana

Eine liebliche Hügellandschaft, urige Kolonialstädte mit Kopfsteinpflasterstrassen und Adobe-Häusern sowie eine abwechslungsreiche Kultur und Kulinarik zeichnet die Gegend im Hochland von Boyacá in den nordöstlichen Anden Kolumbiens aus. Während der Fahrt durch diese meist sanfte und dann urplötzlich wieder wilde Gebirgslandschaft hatten wir mehrfach Assoziationen an die italienische Toscana.

Inmitten dieser Idylle liegen so reizvolle mittelalterliche Dörfer, wie Barichara, Guane, Guadalupe oder Villa de Leyva, die mit ihren Kopfsteinpflastern, ihren Adobe-Häusern und roten Ziegeldächern eine attraktive Kulisse für zahlreiche Telenovelas und Spielfilme bieten.

Eingerahmt in eine zerklüftete Berglandschaft hoch über der Schlucht des Rio Suárez liegt Barichara, die perfekte Ergänzung zum gut 20 Kilometer südöstlich gelegenen quirligen San Gil. Bevor wir uns nach Barichara aufmachten, blieben wir zuvor zwei Tage am schönen Hotel & Camping Casa Grande ein paar Kilometer vor San Gil, um uns das Örtchen anzuschauen und nach 10 Tagen Stillstand mal wieder Wäsche zu waschen und urbanes Leben zu geniessen, bevor es zurück auf‘s Land ging.

Etwa 2,5 Kilometer nördlich von Barichara ließen wir uns anschließend einige Tage auf dem Camping Guaimaro von Joep und Juul aus Den Haag nieder, ein wahres Paradies. Vor mittlerweile 15 Jahren haben die beiden sich in diesen idyllischen Landstrich verliebt und sich seitdem aus ihrer ehemaligen niederländischen Heimat verabschiedet. Während einer Rucksackreise stießen sie damals auf dieses 8 Hektar große Anwesen und waren sofort begeistert … können wir nachvollziehen 😎. In den 15 Jahren haben sie aus dem ehemaligen Farmhaus inmitten wilder Natur eine Oase der Ruhe in einer parkähnlichen Umgebung und mit weitem Blick über die Schlucht gemacht und heißen Overlander, wie uns, herzlich willkommen. Beeindruckend und wunderschön!

Nicht nur, daß beide sehr gut deutsch sprechen, nein, Juul backt sogar morgens echtes Vollkornbrot und stellt eigene Marmeladen her. Beides haben wir für den ersten Morgen direkt geordert und waren begeistert … soooo lecker 😋.

Über den „Camino Real“, dem königlichen Weg, kann man vom Campingplatz aus in 6 Kilometer zur kleinen Schwester Baricharas, Guane, wandern. Der Camino Real ist ein Netz von ehemals indigenen Verbindungswegen in der Region, die während der Kolonialzeit von den Spaniern mit Kopfsteinpflaster befestigt wurden. Die Teilstrecke nach Guane bin ich in dieser Woche gelaufen, fühlte sich ein wenig wie pilgern auf dem Jacobsweg an 😜.

Guane und Barichara sind in der Tat zwei pittoreske und hübsch hergerichtete Kolonialstädtchen, wie sie im Buche stehen. Selbstredend steht auch hier der Tourismus im Mittelpunkt des dörflichen Treibens und Lebens – doch das war nicht immer so. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Schönheit Baricharas noch ein mehr oder weniger gut gehütetes Geheimnis, denn der Ort galt als erzkonservative Bastion und Fremde waren nicht gern gesehen.

Insofern kamen Joep und Juul hier genau zur richtigen Zeit an, um sich ihren Lebenstraum an einem wunderschönen Ort zu erfüllen, der gerade dabei war, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen und sich zu einem kulinarischen Hotspot zu entwickeln. Eine Riege junger Köche und Hoteliers gibt dem Ort mit seinen 8.000 Einwohnern nun das gewisse Etwas. Dieses gewisse Etwas haben wir am gestrigen Valentinstag im Restaurante Elvia, einem der Top 5 Restaurants Kolumbiens, dann am eigenen Gaumen erfahren dürfen … köstliches „local food“ in einem uralten Adobe-Haus … ein Erlebnis!