Die letzten Tage ließen wir es nach der Andenüberquerung entspannt angehen und fuhren von San Pedro de Atacama schnurstracks an die Pazifikküste Chiles, wo wir das Wochenende überwiegend mit chillen verbrachten. Der Norden Chiles – auch Norte Grande genannt – fasziniert mit wunderschönen Stränden in Iquique und Arica und beeindruckender Kultur und geschichtsträchtigen Orten als Kontrast.


So standen in dieser Woche für uns spannende Geisterstädte, mystische Geoglyphen, archäologische Museen mit Mumien und zur Entspannung Strände auf dem Programm … und etwas Unvorhersehbares …




Nach dem entspannten vergangenen Wochenende vor den Toren Iquiques fuhren wir am Montag in die Stadt hinein, um den wunderschönen Playa Cavancha entlang zu laufen und Besorgungen zu machen. Mehr als ein Zwischenstop war nicht geplant, da wir weiter wollten zur Geisterstadt Humberstone – ein UNESCO Weltkulturerbe Chiles.




Humberstone erzählt die Geschichte des Salpeter-Booms von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhundert. Der Norden Chiles spielt – obwohl knapp 2.000 Kilometer vom Zentrum Santiago de Chile entfernt – seit jeher eine gewichtige Rolle ob seiner gewaltigen Rohstoffvorkommen unter der felsigen und sandigen Oberfläche dieser extrem trockenen Region. Bezeichnenderweise gehörte diese Gegend bis weit ins 19. Jahrhundert hinein zu Peru und Bolivien, ehe der Salpeter-Krieg (1879 – 1884) den siegreichen Chilenen eine Vergrößerung ihrer Landmasse um ein Drittel bescherte. Die enormen Lagerstätten von Nitrat (Salpeter) – weltweit benötigt als Düngemittel für Landwirtschaft und Industrie – lösten einen Boom aus, dessen Hochzeit in Humberstone eindrucksvoll nachempfunden werden kann. Humberstone war nicht nur eine Salpeter-Mine, sondern vielmehr eine komplette Stadt für zig tausende von Menschen, die hier von und mit dem Salpeter lebten. Zur Blütezeit des Salpeter-Booms Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich diese Städte zu Oasen der Vitalität und des Profits, wovon auch die Hafenstädte Antofagasta und Iquique profitierten.



Weniger wirtschaftliche Motive, dafür eine spirituelle Bedeutung für die frühen Ureinwohner dieser Region haben die zahlreichen in diesem Landesteil vorzufindenden Geoglyphen. Geoglyphen sind Erd- oder Bodenzeichnungen, die in der Regel als Scharrbild großflächig Figuren, wie Menschen, Tiere oder Wesen aus der indigenen Mythologie darstellen, wie der von uns besichtigte „Gigante de Atacama“, die mit 80 Meter Höhe weltweit größte Abbildung eines Menschen. Da Geoglyphen aufgrund ihrer Größte und Hanglage oft nur aus der Luft in ihren ganzen Ausmaßen zu erkennen sind, kam bei diesen Besichtigungen regelmäßig unsere Drohne zum Einsatz und lieferte spektakuläre Fotos und Videos.




Einige Kilometer nach dem Besuch des Geoglyphen – die wir übrigens in Peru bei den Nasca-Linien noch intensiver bestaunen können – holten uns ganz irdische Probleme ein: Die Reifendruckkontrolleuchte prophezeite nichts Gutes, die Inspektion des betroffenen Reifens offenbarte das pfeifende Ergebnis … ein Loch im Reifen und zudem eine deutliche Wölbung des Reifengürtels. Selten ein gutes Zeichen und regelmäßig ein solches für einen drohenden Reifenplatzer. Glücklicherweise ereilte uns dieses Schicksal unmittelbar vor einer 17 Kilometer langen steilen Talabfahrt – ein unkalkulierbares Risiko mit einem solchen Reifen. Wir hielten demnach für die Nacht am Rastplatz vor der Abfahrt, um am nächsten Morgen mit frischen Kräften den notwendigen Radwechsel vorzunehmen.


Eine der wichtigsten Regeln bei einer Südamerika-Reise im Generellen und einer Fahrt durch so abgelegene und mit wenig Infrastruktur ausgestattete Gegenden, wie der Atacama-Wüste, im Speziellen ist die vorausschauende Vorbereitung auf potentiell zu erwartende Probleme, die eine Weiterfahrt verhindern können. Ein kaputter Reifen ohne Ersatzrad und der Fähigkeit diesen zu wechseln kann das und einen ADAC gibt es hier nicht!
