Südamerika in einem Land

Unsere erste Destination in Ecuador war in dieser Woche die alte Inka-und spanische Kolonialstadt Cuenca. Die Hauptachse des Inka-Reiches führte von Cusco in Peru über Cuenca bis zur Hauptstadt Ecuadors, Quito. Somit war der Besuch Cuencas und von Ingapirca, der wichtigsten und größten Ruinenstadt aus der Inka-Zeit in Ecuador, unser primäres Ziel für diese Woche.

Welcome to Ecuador!

Ich hatte Ecuador bereits 2006 einen mehrwöchigen Besuch abgestattet, damals standen jedoch primär der Besuch der Galapagos-Inseln und des Amazonas-Gebietes im Cuyabeno-Nationalpark im Fokus. Aus dieser Zeit habe ich noch einen sehr positiven Eindruck von Ecuador als Land und seinen Menschen im Hinterkopf … seitdem sind jedoch 18 Jahre vergangen und es ist einiges passiert …

And welcome to Cuenca!

War Ecuador damals eines der friedlichsten und sichersten Länder Lateinamerikas, so ist es heutzutage das genaue Gegenteil! Gewalt und Bandenkriminalität sind allgegenwärtig, insbesondere in den Küstenregionen. Drogenanbau und -handel, Schutzgelderpressung, Entführungen und gezielte Tötungen politischer Gegner haben Ecuador binnen 18 Jahren zu einem der gefährlichsten Länder Lateinamerikas und weltweit werden lassen … bedrückend, wenn man das Land aus vorheriger Zeit kennen und lieben gelernt hat.

Ecuador ist nämlich einzigartig, vielfältig und faszinierend, seine Menschen – damals, wie heute – liebenswert, freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Doch auch die Bevölkerung leidet enorm unter den Konsequenzen der Entwicklungen der letzten Jahre, die durch Fehlentscheidungen und Inkonsequenz der beiden vorherigen Regierungen begünstigt wurde. Die unkontrollierte Zuwanderung desillusionierter venezolanischer Flüchtlinge in hoher einstelliger Millionenhöhe tut ihr Übriges: armutsgetriebene Übergriffe auf die Bevölkerung durch Flüchtlingsbanden lassen die Angst überborden …

Auch als Tourist erfährt man den Zustand des Landes hautnah. Nachts sind die Städte und Dörfer ausgestorben, jeder verbarrikadiert sich hinter seinen mit Gittern geschützten eigenen 4 Wänden … so auch Reisende wie wir … geschützt durch die Umzäunung und Sicherheitsinfrastruktur eines Campingplatzes oder Hotels. Frei stehen? Nicht anzuraten! Fahrzeug unbeaufsichtigt stehen lassen? Ebenso wenig! Besichtigung touristischer Orte? Nur mit erhöhter Vorsicht!

Das waren also die Rahmenbedingungen, mit denen wir hier in Ecuador unsere erste Woche verbrachten. Der Besuch Cuencas, Ingapircas und Ibarras verlief völlig problemlos. Wir bewegen uns tagsüber, stehen auf Campingplätzen, wie hier auf der Finca Sommerwind in Ibarra, von Hansjörg betrieben, der vor 14 Jahren nach Ecuador ausgewandert ist, und geniessen die ehrliche Warmherzigkeit und Freundlichkeit der Menschen. Offensichtlich lassen sie sich nicht unterkriegen, richtig so!

Die Landschaften sind faszinierend, wie fast nirgendwo sonst in Südamerika: eine Reihe der höchsten (und aktivsten) Vulkane der Welt auf der Panamericana, die hier Straße der Vulkane heißt. Grüne Anden-Nebelwälder im Mindo-Tal, endlose weiße Pazifikstrände, dichter immergrüner und artenreicher Amazonas-Dschungel mit indigenen Amazonas-Völkern im Cuyabeno-Nationalpark und das alles auf der limitierten Fläche eines der kleinsten Länder Südamerikas – nicht umsonst wird Ecuador als „Südamerika in einem Land“ beschrieben …