Eigentlich wollte ich den Beitrag „Ostern auf hoher See oder das große Kotzen“ nennen – aber das war mir dann doch zu ordinär 😜.
Immerhin wurden wir seit Tagen darauf vorbereitet, was uns an diesem Osterwochenende wohl zu erwarten hat, so richtig vorbereiten kann man sich darauf aber wohl nicht. Ebenso kann man nicht wegfahren vor einem Sturmtief mit einem Schiff, was maximal 12 Knoten macht und pünktlich am 4. April in Montevideo ankommen muß, wollen die gut 200 Passagiere inkl. Besatzung pünktlich ihre Flüge nach Hause oder sonst wo hin erreichen. Somit blieb uns nur „Augen (und Mund) zu und durch!“
Es hatte sich nämlich auf dem Südatlantik – berüchtigt für seine unberechenbaren und rauen Wind-, Wetter- und Seeverhältnisse, die zahlreichen Schiffen früher zum Verhängnis geworden sind – ein ausgewachsenes Sturmtief mit Hurrikan-Ambitionen zusammengebraut und dieses verfolgte uns nordwärts mit deutlich mehr als 12 Knoten …

Etwa 2.500 Kilometer von jeglichem Festland entfernt bekommt man da schon einen guten Eindruck davon, was in den Menschen der Titanic vorgegangen sein muß, wenn man mit einer gefühlten Nussschale die sich 7-11 Meter hoch auftürmenden Wellenberge hoch- und runterfährt. Das ist nicht jedermanns und jederfraus Sache. Mit unserem nicht einmal 1 Jahr alten und mit moderner Technik ausgestatteten Dampfer brauchen wir hingegen vermutlich keine Angst vor einer Eisbergkollision zu haben – immerhin.
Der Kapitän tröstete uns ebenfalls, indem er gestern Abend meinte, er würde uns umgehend informieren, wenn es ernste Probleme gäbe und solange wir nichts von ihm hören, sollten wir uns – egal wie doll es rumpelt und schaukelt – keine Gedanken machen … na Gott sei Dank! Zum Thema Seekrankheit gab er uns einen Tip seines früheren Ausbildungskapitäns mit auf den Weg – einen doppelten Chivas Regal, bis es besser wird. Wenn es nicht besser wird? Noch einen! Das Ganze so lange, bis es besser wird! Und wichtig: Frauen nur einen einfachen … 😂. Nicht überliefert ist, was der Grund für die äußerst überschaubare Frühstücksanwesenheit heute Morgen war … die Seekrankheit oder der Insider-Tip des Kapitäns …

So gehen wir also davon aus, daß wir mit ordentlich Rückenwind pünktlich am Morgen des 4. April in Montevideo ankommen werden, dort, wo alles begann und wo Chop-Chop Mitte Januar erstmals südamerikanischen Boden betreten hat.
Wie geht es für uns anschließend weiter?
Zunächst fahren wir direkt am 4. April mit der Fähre von Montevideo nach Buenos Aires und fliegen von Buenos Aires am 5. April zurück nach Ushuaia. Das Ushuaia der südliche Startpunkt der Panamericana ist, hatte ich erwähnt. Und wie es mit südlichen Startpunkten nun mal so ist, geht es von ihnen aus primär Richtung Norden … so auch für uns … Ziel bis Anfang Mai: Fahrt auf der Carretera Austral – Teil der Panamericana – bis zu ihrem Startpunkt in Puerto Montt!
Die Carretera Austral ist eine weitgehend unbefestigte Fernstraße, die den Großen Süden Chiles durchquert. Der bisher fertiggestellte Teil führt von Puerto Montt über Coyhaique nach Villa O’Higgins. Diesen Teil fahren wir ab Puerto Yungay in umgekehrte Richtung.

Bis in die 1970er Jahre war der Südteil Chiles nur über Argentinien auf dem Landweg erreichbar. Die Militärregierung unter Augusto Pinochet baute die Straße vor allem aus strategischen Gründen, um die Region gegenüber Argentinien zu sichern und ihre Souveränität zu gewährleisten. Es war in den 1960er Jahren zu einem Grenzkonflikt rund um die Laguna del Desierto (nahe Villa O’Higgins) gekommen, der erst 1994 endgültig beigelegt wurde, indem der See Argentinien zugesprochen wurde.
Fernziel ist die Verbindung von Puerto Montt nach Puerto Natales. Bisher ist ein etwa 1.200 km langes Stück bis Villa O’Higgins fertiggestellt. Der fehlende Teil ist jedoch ungleich schwieriger zu bauen als die bisherige Strecke, da das Terrain sehr bergig ist und die Route rund um ein Gletscherfeld herumgeführt werden muss. Zudem stellt sich in Friedenszeiten die Frage, ob die etwa 1.000 fehlenden Kilometer überhaupt ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind, da sich auf dem Weg nur eine einzige Ortschaft (Puerto Edén) befindet und die Strecke über Argentinien zurzeit modernisiert und ausgebaut wird.
Da wir uns die rund 1.000 Kilometer über Argentinien bis Villa O’Higgins mit dem Wohnmobil sparen wollen, nutzen wir die neue Fährverbindung von Puerto Natales nach Puerto Yungay. Die auch landschaftlich reizvolle Route durch die Fjordlandschaft des chilenischen Südens beginnt für uns am 11. April. Wir haben demnach entspannte 6 Tage Zeit für die gut 400 Kilometer um von Ushuaia nach Puerto Natales zu gelangen …











































































































