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Im Auge des Hurrikans

Eigentlich wollte ich den Beitrag „Ostern auf hoher See oder das große Kotzen“ nennen – aber das war mir dann doch zu ordinär 😜.

Immerhin wurden wir seit Tagen darauf vorbereitet, was uns an diesem Osterwochenende wohl zu erwarten hat, so richtig vorbereiten kann man sich darauf aber wohl nicht. Ebenso kann man nicht wegfahren vor einem Sturmtief mit einem Schiff, was maximal 12 Knoten macht und pünktlich am 4. April in Montevideo ankommen muß, wollen die gut 200 Passagiere inkl. Besatzung pünktlich ihre Flüge nach Hause oder sonst wo hin erreichen. Somit blieb uns nur „Augen (und Mund) zu und durch!“

Es hatte sich nämlich auf dem Südatlantik – berüchtigt für seine unberechenbaren und rauen Wind-, Wetter- und Seeverhältnisse, die zahlreichen Schiffen früher zum Verhängnis geworden sind – ein ausgewachsenes Sturmtief mit Hurrikan-Ambitionen zusammengebraut und dieses verfolgte uns nordwärts mit deutlich mehr als 12 Knoten …

Erinnert ihr euch – grün und blau sind die gewünschten Farben. Lila, orange und vor allem magenta nicht … aber gerade angesagt …

Etwa 2.500 Kilometer von jeglichem Festland entfernt bekommt man da schon einen guten Eindruck davon, was in den Menschen der Titanic vorgegangen sein muß, wenn man mit einer gefühlten Nussschale die sich 7-11 Meter hoch auftürmenden Wellenberge hoch- und runterfährt. Das ist nicht jedermanns und jederfraus Sache. Mit unserem nicht einmal 1 Jahr alten und mit moderner Technik ausgestatteten Dampfer brauchen wir hingegen vermutlich keine Angst vor einer Eisbergkollision zu haben – immerhin.

Der Kapitän tröstete uns ebenfalls, indem er gestern Abend meinte, er würde uns umgehend informieren, wenn es ernste Probleme gäbe und solange wir nichts von ihm hören, sollten wir uns – egal wie doll es rumpelt und schaukelt – keine Gedanken machen … na Gott sei Dank! Zum Thema Seekrankheit gab er uns einen Tip seines früheren Ausbildungskapitäns mit auf den Weg – einen doppelten Chivas Regal, bis es besser wird. Wenn es nicht besser wird? Noch einen! Das Ganze so lange, bis es besser wird! Und wichtig: Frauen nur einen einfachen … 😂. Nicht überliefert ist, was der Grund für die äußerst überschaubare Frühstücksanwesenheit heute Morgen war … die Seekrankheit oder der Insider-Tip des Kapitäns …

Bekloppte gibt es immer, die bei Windgeschwindigkeiten von 120 km/h heldenhaft an der Reling stehen müssen 😱

So gehen wir also davon aus, daß wir mit ordentlich Rückenwind pünktlich am Morgen des 4. April in Montevideo ankommen werden, dort, wo alles begann und wo Chop-Chop Mitte Januar erstmals südamerikanischen Boden betreten hat.

Wie geht es für uns anschließend weiter?

Zunächst fahren wir direkt am 4. April mit der Fähre von Montevideo nach Buenos Aires und fliegen von Buenos Aires am 5. April zurück nach Ushuaia. Das Ushuaia der südliche Startpunkt der Panamericana ist, hatte ich erwähnt. Und wie es mit südlichen Startpunkten nun mal so ist, geht es von ihnen aus primär Richtung Norden … so auch für uns … Ziel bis Anfang Mai: Fahrt auf der Carretera Austral – Teil der Panamericana – bis zu ihrem Startpunkt in Puerto Montt!

Die Carretera Austral ist eine weitgehend unbefestigte Fernstraße, die den Großen Süden Chiles durchquert. Der bisher fertiggestellte Teil führt von Puerto Montt über Coyhaique nach Villa O’Higgins. Diesen Teil fahren wir ab Puerto Yungay in umgekehrte Richtung.

Bis in die 1970er Jahre war der Südteil Chiles nur über Argentinien auf dem Landweg erreichbar. Die Militärregierung unter Augusto Pinochet baute die Straße vor allem aus strategischen Gründen, um die Region gegenüber Argentinien zu sichern und ihre Souveränität zu gewährleisten. Es war in den 1960er Jahren zu einem Grenzkonflikt rund um die Laguna del Desierto (nahe Villa O’Higgins) gekommen, der erst 1994 endgültig beigelegt wurde, indem der See Argentinien zugesprochen wurde.

Fernziel ist die Verbindung von Puerto Montt nach Puerto Natales. Bisher ist ein etwa 1.200 km langes Stück bis Villa O’Higgins fertiggestellt. Der fehlende Teil ist jedoch ungleich schwieriger zu bauen als die bisherige Strecke, da das Terrain sehr bergig ist und die Route rund um ein Gletscherfeld herumgeführt werden muss. Zudem stellt sich in Friedenszeiten die Frage, ob die etwa 1.000 fehlenden Kilometer überhaupt ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind, da sich auf dem Weg nur eine einzige Ortschaft (Puerto Edén) befindet und die Strecke über Argentinien zurzeit modernisiert und ausgebaut wird.

Da wir uns die rund 1.000 Kilometer über Argentinien bis Villa O’Higgins mit dem Wohnmobil sparen wollen, nutzen wir die neue Fährverbindung von Puerto Natales nach Puerto Yungay. Die auch landschaftlich reizvolle Route durch die Fjordlandschaft des chilenischen Südens beginnt für uns am 11. April. Wir haben demnach entspannte 6 Tage Zeit für die gut 400 Kilometer um von Ushuaia nach Puerto Natales zu gelangen …

Süd-Georgien (und die südlichen Sandwichinseln)

Unsere Schiffsreise führte uns in dieser Woche von der Antarktischen Halbinsel über Elephant Island und den South Orkney Islands weiter in den Südatlantik nach Süd-Georgien, einem wahren Naturparadies – doch das war es nicht immer.

Süd-Georgien liegt südlich des 60. Breitengrades und gehört damit zur Antarktis …

Die Geschichte Süd-Georgiens ist vielmehr von zwei Ereignisblöcken gezeichnet, die über viele Jahre und Jahrzehnte die Insel und das umliegende Archipel prägten: Die zahlreichen Polarexpeditionen der damaligen Entdecker – insbesondere dem auf Süd-Georgien verstorbenen und begrabenen Sir Ernest Shackleton – zum Südpol im frühen 20. Jahrhundert und die brutale und erbarmungslose Jagd auf Wale, See-Elefanten und Pelzrobben im 20. Jahrhundert, die im Zeitraum von 1900 bis 2015 alleine rund 3.000.000 Walen das Leben gekostet hat.

Die ehemalige Walfangstation in Grytviken, zweitgrößte Wal-Massenvernichtungsfabrik der südlichen Hemisphäre …
Grab von Sir Ernest Shackleton in Grydviken / Süd-Georgien

Die Regierung von Süd-Georgien – das Archipel gehört seit der Annexion zu den sogenannten „British Overseas Territories“ und hat auch während des Falkland-Krieges der Briten mit den Argentiniern Anfang der 1980er Jahre eine wichtige Rolle gespielt – hat der Ausbeutung der Natur einen Riegel vorgeschoben und 2005 den South Georgia Heritage Trust gegründet, dessen Ziel es ist, die indigene Flora und Fauna sowie des historischen Erbes des Archipels wiederherzustellen und zu bewahren.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Bestände der Meeresbewohner durch diese Initiative deutlich erholt. Heute hat das 1 Mio. Quadratkilometer umfassende Meeresschutzgebiet einen weltweit einmaligen Reichtum an Meeresbewohnern und Vögeln. Die Gewässer und die Küsten rund um Süd-Georgien sind die Heimat von zahlreichen Tierarten wie Albatrosse, Pinguinen, Seehunden, Seeelefanten, Wale und viele andere Spezies mehr. Bei den Besuchern der Schiffs-Expeditionen wie uns weckten die AlbatrosseBuckelwaleKaiserpinguine, Seeelefanten und die süßen Pelzrobben ein besonders grosses Interesse.

Ein bewundernswerter Mensch, der jeden Besucher der Insel begleitet und dessen Geschichten einen in den Bann ziehen, war der britische Polarforscher Sir Ernest Shackleton (1874 – 1922). Sein Buch „21 Meilen vom Südpol“ beschreibt die Geschichte der ebenso legendären wie tragischen britischen Südpolexpedition 1907-1909. Dies war seine zweite Südpol-Expedition, eine dritte sollte folgen. Ernest Shakletons legendäre o.g. Nimrod-Exepedition verbrachte den Winter 1908 im Mc-Murdo-Sund, 32 Kilometer nördlich der Winterquartiere seiner ersten gescheiterten Discovery-Expedition. Im Herbst bestieg eine Truppe den Mount Erebus und nahm Vermessungen seiner verschiedenen Krater vor. Im antarktischen Frühling und Sommer 1908 bis 1909 verließen drei Schlittenexpeditionen die Winterquartiere. Die erste drang nach Süden vor und erreichte die südlichste Breite, welche jemals Menschenfuß betreten hat. Die zweite erreichte zum ersten Male den magnetischen Pol, und eine dritte nahm die Vermessungen der westlich vom Mc-Murdo-Sund gelegenen Höhenzüge vor. Aufgrund fehlender Nahrungsreserven war Shackletons Truppe 2 Jahre vor Amundsen nur wenige Meilen vor dem geografischen Südpol gezwungen, umzukehren. Diese von wahrer Größe und Verantwortungsbewusstsein geprägte Entscheidung rettete seinen Männern das Leben. Hätte Robert Scott 3 Jahre später beim Wettlauf mit Roald Amundsen ebenso selbstlos statt egoistisch gehandelt, wären er und sein Team zwar als Verlierer gegen Amundsen aber vermutlich lebend nach England zurückgekehrt. So jedoch wurden auch ihnen wenige Meilen zum Verhängnis. Rund 11 Meilen vorm letzten Nahrungsdepot gerieten sie in einen Schneesturm und starben in ihren Zelten. Hätte Shackleton den sicheren Tod und den seines Teams in Kauf genommen, wäre ihm wohl die Ehre zuteil geworden, als erster Mensch den Südpol zu erreichen … das Leben seiner Männer war ihm jedoch wichtiger als sein persönlicher Ruhm – Chapeau!

Bewundernswerter Mann!

Der siebte Kontinent

Die Arktis und der Nordpol sind in unseren mitteleuropäischen Breiten hinlänglich bekannt, die Antarktis und der Südpol bestenfalls aus Erzählungen zu den Südpol-Expeditionen von Amundsen, Scott und ggf. noch Shackleton. Dabei gibt es wichtige und gravierende Unterschiede zwischen der nördlichen und der südlichen Polkappe. Die Arktis gehört politisch anteilig einer Vielzahl von Staaten, während die Antarktis staatenlos ist. Die Arktis ist zudem keine zusammenhängende Landmasse und wird demnach geografisch, wie oben erwähnt, den jeweiligen Staaten zugeordnet, während die Antarktis als permanent eisbedeckte Landmasse einen eigenen Kontinent darstellt – übrigens den einzigen bevölkerungslosen …

Wenige Zentimeter sind es auf der Landkarte, doch viele Seemeilen in der Realität: Wer den 60. Breitengrad im Südlichen Ozean überquert, ist offiziell in der Antarktis. Die Antarktis ist der kälteste, trockenste und stürmischste aller Kontinente. Sie ist fast 40 mal so groß wie Deutschland. Auch im antarktischen Sommer (Dezember bis Februar) sind 99 Prozent der Antarktis mit Eis bedeckt, stellenweise bis nahezu 5.000 Meter dick. Sie gilt als „natürliches Archiv“ für die Naturgeschichte der Erde und hat entscheidenden Einfluss auf das Weltklima und die über das Südpolarmeer verbundenen Meeresökosysteme.

Vor mehr als 100 Jahren segelten die Forscher Scott und Amundsen in diesen Gewässern und lieferten sich im ewigen Eis ein lebensgefährliches Wettrennen zum Südpol. Amundsen siegte nach 99 Tagen und 2.600 Kilometern, hisste am 14. Dezember 1911 dort die norwegische Flagge.

Die Antarktis ist jedoch keinesfalls norwegisch, sondern untersteht einem besonderen völkerrechtlichen Vertragssystem, das die internationalen Beziehungen auf diesem Kontinent und seine Nutzung durch die internationale Gemeinschaft regelt. Kern des Vertragssystems ist der Antarktisvertrag (AV) von 1959, der 1961 in Kraft trat, mitten im kalten Krieg. Diesem ist die Bundesrepublik Deutschland 1979 beigetreten. Der Antarktisvertrag gilt für das gesamte Gebiet südlich des 60. Grades südlicher Breite. Er lässt die Nutzung der Antarktis nur für friedliche Zwecke zu und verbietet ausdrücklich jede militärische Nutzung, gewährleistet dadurch die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und fördert zu diesem Zweck die internationale Zusammenarbeit. Er verbietet zudem Atomtests und die Beseitigung radioaktiven Abfalls in der Antarktis.

Auch heutzutage steht die Welt für die zahlreichen Forscher hier Kopf: das Kühlhaus hat eine Heizung, sonst erfrieren Obst und Gemüse. Die Eiscreme muss 10 Minuten in die Mikrowelle. Verfallsdaten und Schimmel gibt es nicht, denn für Bakterien ist es zu kalt. Insgesamt arbeiten in der Antarktis bis zu 4.000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt in mehr als 80 Forschungsstationen. Die Forschung erstreckt sich von Klima über Meeresgeräusche bis Weltraum, der sich wegen der Lichtverhältnisse hier besonders gut beobachten lässt.

Ob in der Meerenge Crystal Sound, in Paradise Bay oder andernorts – per Schiff die Antarktis zu entdecken, heißt: bis zu 1.000 Meter in den Himmel ragende Eiswände, bizarre Eisskulpturen vorm Bug. So magisch die Eisberge erscheinen, so bedrohlich sind sie. Nur zehn Prozent ihres Volumens sind an der Oberfläche sichtbar, 90 Prozent liegen im Wasser verborgen. Für Schiffe stellen sie eine ständige Gefahr dar. Nur bei guter Sicht lässt sich das Risiko einer Kollision kalkulieren. Daher bestimmt einzig das Wetter den genauen Kurs.

Wer in die Antarktis reist, reist auch in das Land der Pinguine. Die wundersamen Eisbewohner wackeln quasi überall unbeholfen auf dem Eis hin und her, nur um dann unvermittelt ins Wasser zu springen – und plötzlich ändert sich alles: Mit bis zu 40 Stundenkilometern gleiten die eleganten Taucher durchs eiskalte Meer. Dabei sind Pinguine ausdauernd und unglaublich geschickt. Kaiserpinguine etwa können bis zu 20 Minuten lang und über 500 Meter tief tauchen. Sie navigieren mit schnellen und präzisen Richtungswechseln, um ihren Jägern, wie den Seeleoparden, zu entkommen oder selbst zu jagen, und schießen mit akrobatischen Sprüngen zurück aufs Eis. Wer sich wie wir in die Antarktis wagt, kann die Tauchkünste der Frackträger nahezu täglich hautnah vom Boot oder Eis aus miterleben – atemberaubend!

Mit Zodiacs, den wendigen und robusten Spezial-Schlauchbooten, fahren wir täglich zweimal raus, vormittags und nachmittags an die Eisberge heran und in Buchten hinein, um dort anzulanden und von dort die Umgebung zu erkunden. Doch selbst für erfahrene Navigatorinnen und Navigatoren kann die Expedition gefährlich werden, wenn das Wetter plötzlich umschlägt: Der sogenannte „Whiteout“ ist faszinierend, aber gefürchtet. Himmel und Erde bilden eine weiße Fläche. Der Orientierungssinn ist ausgeschaltet. Uns bisher noch nicht passiert 😉.

Faszinierend ist es auch, wenn plötzlich ein Wal neben dem Zodiac auftaucht und seine Fluke, diese imposante Schwanzflosse, aus dem Wasser hebt. Nur Sekunden später taucht der 14-Meter-Koloss wieder ab. Eine Gänsehautbegegnung mit den Giganten der Meere auf Augenhöhe! Besonders im gerade ausklingenden antarktischen Sommer – etwa von November bis März – waren die Chancen für eine Begegnung mit Buckelwalen groß – und wir haben viele gesehen!

Kap Hoorn und die Drake-Passage

Gestern war es soweit, am Nachmittag des 18. März stand unsere Einschiffung auf der Ocean Albatros an, die absolut entspannt vonstatten ging. Es ist in Relation zu den großen Kreuzfahrtschiffen von AIDA, Costa oder MSC halt ein deutlicher Unterschied, mit einem Expeditionsschiff der Eisklasse I in die Antarktis zu fahren … übrigens auch preislich.

Die Ocean Albatros – nagelneu und seit Mitte 2023 im Einsatz in den Polarregionen …
Unsere „Kajüte mit Bullauge“ auf der Ocean Albatros …

Auf jeden Fall ist so eine Reise viel persönlicher und individueller, stehen doch den 127 Reisenden auf unserer Tour alleine 97 (!) Besatzungsmitglieder aus 24 Ländern gegenüber. Die 20 Expeditionsmitarbeiter davon haben sich heute – nach dem Kapitän und seinen Offizieren versteht sich – alle persönlich vorgestellt. Vom Zodiac-Fahrer, Kajak-Führer, Biologen, Gletscher- und Eisbergwissenschaftler, Antarktis-Spezialisten bis hin zu Ornithologen, Veterinären und Wal-Spezialisten ist quasi jede Fachrichtung vertreten, die Dich auf dieser außergewöhnlichen Reise mit jedweder Art der Information versorgen kann. Zu dem Tagesablauf auf dem Schiff und den Exkursionen gehen wir in einem separaten Beitrag detaillierter ein.

So legten wir gestern also pünktlich um 18 Uhr nach dem obligatorischen Security-Briefing von Ushuaia in den Beagle-Kanal Richtung Osten ab. Der Beagle-Kanal mündet in den Atlantik, von dort wurde Kurs Richtung Süden angelegt – Ziel: die südlichste Spitze Südamerikas – das berüchtigte Kap Hoorn – und von dort in die noch berüchtigtere Drake-Passage, die bereits vielen Schiffen aufgrund ihres oft extrem rauen und stürmischen Seegangs, sowie den Wetter- und Strömungsbedingungen zum Verhängnis geworden ist … früher sicher mehr als heutzutage …

Entdeckt und benannt wurde Kap Hoorn wohl von dem niederländischen Seefahrer Willem Cornelisz Schouten, Kapitän des Schiffes Eendracht, das der Handelsgesellschaft Austraalse Compagnie aus dem niederländischen Ort Hoorn gehörte. Kapitän Schouten soll die gefährliche Klippe am 29. Januar 1616 erblickt haben und benannte sie zu Ehren des Heimatortes seiner Arbeitgeber. Erzählungen, das Kap mitsamt des dort gelegenen Seewegs zwischen Atlantik und Pazifik seien bereits 1578 von Sir Francis Drake entdeckt worden, scheinen eine politisch motivierte englische Erfindung zu sein. So weit nach Süden war der berühmte Drake wahrscheinlich nie gekommen, aber hier sind die Details umstritten.

Berüchtigt – die Drake-Passage

Dies alles hielt Drakes noch berühmteren Landsmann James Cook 1769 nicht davon ab, dem Meer zwischen Südamerika und der damals noch unbekannten Antarktis den Namen des Freibeuters Drake zu geben, und so versetzt Francis Drake noch heute Seefahrer und Antarktis-Touristen in Angst und Schrecken. Die Querung der Drake-Passage, 440 Seemeilen (ca. 815 Kilometer) breit, zwischen Kap Hoorn und den Südshetland Inseln, ist tatsächlich oft ein nicht ganz ungetrübtes Vergnügen, denn immer wieder kreisen mächtige Tiefdruckgebiete von West nach Ost um die Antarktis und kommen früher oder später unweigerlich durch die Drake-Passage. Es ist also ein kleines Lotteriespiel, aber tatsächlich ist die Drake-Passage oft deutlich weniger schlimm, als ihr Ruf befürchten lässt. Zwischen den Tiefdruckgebieten herrscht tagelang nur wenig Wind oder zeitweise sogar Flaute, so dass die berüchtigten Wellenberge flacher werden. Die Drake-Passage kann so friedlich sein, dass man auf ihr Tretboot fahren könnte!

Tägliches Wetter-Briefing … bei grün und blau ist alles gut 😉

Solche paradiesischen Zustände sind sicher nicht Alltag aber wir hatten Glück, als wir heute Morgen nach der ersten Nacht an Bord aufwachten. Der Kellner im Frühstücksrestaurant meinte dazu nur: „I‘ve never had such a calm sea while travelling to or from antarctica!“. Natalie wird das sicher nicht trösten, die Seekrankheit hatte sie wieder fest im Griff … glücklicherweise nicht so stark, wie 2019 auf dem Weg nach Island, da ging‘s ihr bei 10m-Wellen richtig dreckig.

Übrigens: eine Legende ist die Behauptung, in der Drake-Passage wäre der Seegang immer hoch, weil die Wellen des Südozeans sich dort durch das Nadelöhr zwischen Südamerika und Antarktis zwängten – alles Quatsch! Nach 2 Tagen ohne Wind gibt es auch in der Drake-Passage keine Wellen mehr, dann ist selbst die Dünung zurückgegangen wie auf jedem anderen Weltmeer auch. Der schlechte Ruf der Drake-Passage hängt damit zusammen, dass es dort historisch viel Schiffsverkehr gab: Die Route um das Kap herum war eine der großen Schifffahrtsrouten der Welt, bevor der Panama-Kanal gebaut wurde. Und gegen den vorherrschenden Wind, vom Atlantik in den Pazifik, und auf einem Rahsegler – das waren bis ins frühe 20. Jahrhundert die Frachter – ist das Kap Hoorn natürlich starker Tobak. Aber mit einer Wettervorhersage, mit genügend Zeit, um auch danach planen zu können und mit einem Motor ist das Kap gut machbar. Auch wenn man sich so natürlich nicht die Anerkennung der echten Kap Horniers verdient – aber das wird den allermeisten Landratten wie uns im Zweifel egal sein 😜.

Und Kap Hoorn? Das Kap bekommt man auf den meisten Antarktis-Reisen gar nicht zu sehen: Die direkte Route zwischen dem Beagle-Kanal und der Antarktischen Halbinsel beziehungsweise den Südshetland Inseln lässt das Kap gut 40 Seemeilen westlich der Route liegen. Zudem wird das Gebiet auf der Fahrt nach Süden nachts passiert. Nur wenn auf dem Rückweg brauchbares Wetter und ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, wird der Schlenker gemacht, um das berühmte Kap wenigstens zu sehen. Da wir jedoch über Süd-Georgien nach Montevideo fahren, gibt es für uns keinen Rückweg an Kap Hoorn vorbei …

Tierra del Fuego

Benannt nach dem portugiesischen Entdecker, Ferdinand Magellan, zieht Tierra del Fuego, auf deutsch Feuerland genannt, bereits seit Ewigkeiten Reisende an. Am südlichsten Ende von Südamerika gelegen, ist seine Hauptstadt Ushuaia zugleich die südlichste Stadt der Welt.

Eine Gänsehaut zaubert auch die Ankunft auf Feuerland mit kurzer Fährfahrt über die Magellan-Strasse auf die Haut. Man fühlt sich zurück versetzt in die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts, als Nord- und Südamerika und auch der „richtige“ Seeweg auf der Westroute nach (West)Indien durch den Pazifik gefunden und klar wurde, daß die Erde wohl doch keine Scheibe ist 😉. Kolumbus versuchte es – und scheiterte. Magellan machte es besser – und bekam dafür die Schiffspassage nach seinem Namen benannt.

Mit der Fähre über die Magellan-Strasse … in der Ferne Feuerland …

Doch bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Dieses für das zivilisierte Europa der damaligen Zeit historische Ereignis hatte in den folgenden Jahrhunderten für die indigenen Völker Südamerikas, insbesondere den hauptsächlich im westlichen Südamerika in den Anden lebenden Inkas, fatale Folgen. Diese Geschichte erzählen wir auf unserer Reise weiter nördlich in Bolivien, Peru und Ecuador weiter.

Magellan hat Spanien letztlich den Weg geebnet für Ausbeutung und Völkermord – Kolonialisierung mit christlichem Segen. Viele sogenannte Misiones werden wir auf unserer Reise noch sehen – stille Zeugen der damaligen Epoche. Damals wie heute geht es um Rohstoffe. Damals waren es Spanier, heute sind es US-Amerikaner und Chinesen. Damals war es Gold, heute sind es Lithium und seltene Erden. So darf bezweifelt werden, daß uns beispielsweise die einzigartige Landschaft des größten Salzsees der Erde, dem Salar de Uyuni in Bolivien, noch lange so unberührt erhalten bleiben wird. Die weltweit größten Lithium-Vorkommen im Altiplano Boliviens führen bereits seit einigen Jahren zu chinesischen Großinvestitionen beim Geschachere um Förderrechte im großen Stil. Das Ergebnis können wir erahnen, unsere Nachfahren werden es erleben. Im Gegensatz zu uns werden Sie diese wunderbare Landschaft wohl nicht mehr so einsam und erhalten geniessen können. Auch davon werden wir in Bolivien detaillierter berichten.

Von der Vergangenheit über die Zukunft zurück in die (unmittelbare) Gegenwart. In Ushuaia beginnt eine der Traumstrassen dieses unseren wunderbaren Planetens – die Panamericana! Auf dieser Reise werden wir die Panamericana Sur – die südliche Panamericana von Ushuaia auf Feuerland bis Cartagena am karibischen Meer Kolumbiens bereisen. Den Startpunkt setzen wir genau an diesem Wochenende … Zack, nächste Gänsehaut …

Welcome to Ushuaia!

Doch damit nicht genug! Neben der Panamericana beginnt in Ushuaia am kommenden Montag auch unsere lange ersehnte Expedition auf den 7. Kontinent, Antartica, und nach Süd-Georgien im Süd-Atlantik … noch eine Gänsehaut …

Die Ocean Albatros, unser Expeditionsschiff der Eisklasse I, entführt uns 18 Tage in die unberührte Welt des ewigen Eises mit ihren einzigartigen Landschaften und ihrer faszinierenden Tierwelt. Leider gibt es auch in diesem entlegenen Winkel der Erde eine Medaille mit zwei Seiten. Unter dem ewigen Eis liegen umfangreiche Bodenschätze, Erdöl beispielsweise. Der Kampf der Weltmächte um antarktische Besitzansprüche ist in vollem Gange – auch hier sind dramatische Folgen für die Tierwelt und die Natur zu erwarten …

Highlights Patagoniens

Das Warten hat für euch ein Ende! Wir sind nach 7 Tagen im chilenischen Outback und ohne jegliche Mobilfunk- und Internet-Konnektivität zurück in der Zivilisation … und es gibt einiges zu berichten …

Die absoluten Highlights Patagoniens liegen im Süden des Kontinents, fernab der Metropolen Chiles und Argentiniens und zumeist auch fernab bewohnter Ansiedlungen:

  • Das Trekkingmekka Argentiniens El Chalten mit seinen weltbekannten Top-Wanderwegen rund um den Fitz Roy und den Torres
  • Der spektakuläre und zum Greifen nahe Perito-Moreno-Gletscher
  • Das achte Weltwunder, der meistbesuchte Nationalpark Chiles: das UNESCO Biosphärenreservat Torres del Paine – eines der grandiosesten Gebirgsmassive der Welt mit fantastischen Wanderwegen – allen voran dem O- und W-Trek

Waren in El Chalten noch alle landschaftlichen Höhepunkte und die spektakulärsten Trekkingrouten „Sendero Laguna Torres“ und „ Sendero de los Tres“ vor der Haustür – man konnte direkt in El Chalten starten -, so war die Anreise zum Perito-Moreno-Gletscher bereits mit einer 80km-Autofahrt ab der nächsten Ansiedlung – El Calafate – verbunden.

Aber so richtig ab vom Schuß war man dann doch erst im Nationalpark Torres del Paine. Wir trafen Wanderer, die für einen 3G(!)-Internetempfang mit ihrem Handy extra auf einen Berg gestiegen sind, weil es nur dort oben überhaupt ein Signal gab. Verpflegung bringt man besser reichlich mit, alles was man vor Ort kaufen muß, ist überschaubar und – außer Tafelwasser aus den zahlreichen Bächen – schweineteuer. Warum ich 2 x 20 Liter Kanister für die Extra-Dieselration mitgenommen habe, weiß ich nun auch – die nächste Tankstelle ist weit entfernt in Puerto Natales oder auf der anderen Seite der Grenze in Argentinien zu finden. Nicht umsonst liest man in den einschlägigen Foren Hinweise auf möglichst ausreichende Kraftstoffmitnahme bei der Anreise, da regelmäßig Touristen auf den ausschließlich spritfressenden und weitläufigen Schotterpisten des Nationalparks mit leeren Tanks liegen bleiben.

So waren wir – wie kann es anders sein – bestens vorbereitet für 7 Tage in der Wildnis Patagoniens – und die hatten es in sich!

Typisch für die Landschaft Patagoniens und weltbekannt für seine Granitberge und Gletscher, Fjorde und Seen ist der Nationalpark Torres del Paine in Chiles wildem Süden, ein traumhaftes Revier zum Wandern und Bergsteigen wie auch für Tierbeobachtungen – Pumas inklusive.

Der Nationalpark Torres del Paine umfasst ein Gebiet von mehr als 2400 km². Höchster Berg ist der Cerro Paine Grande (3050 Meter). Das Wahrzeichen des Parks aber sind die Torres del Paine, drei steil aufragende, zwischen 2600 und 2850 Meter hohe Granitberge, zu denen ich auf dem „Sendero de las Torres“ hoch gewandert bin. Hinzu kommen ausgedehnte Gletscher wie der Grey-Gletscher, der in den Lago Grey kalbt, sowie tiefe Fjorde und große Seen, weite Tundra-Steppe und große Wälder aus Zypressen, Südbuchen und Olivillo-Bäumen. Auch widerstandsfähige Orchideenarten, Lupinen und viele andere Blumen blühen im Nationalpark. Die Tierwelt reicht von straußenähnlichen Nandus und Andenkondoren über Füchse, Andenhirsche (Huemuls) und Guanakos aus der Familie der Kamele bis zu Pumas. „Paine“ heißt übrigens in der Sprache der indigenen Tehuelche-Patagonier „himmelblau“, und so bedeutet der Name Torres del Paine so viel wie „Türme des blauen Himmels“.

Die Hand Gottes

… so nannte Diego Armando Maradona 1986 sein Hand-Tor zum 1:0 im Viertelfinale der Fußball-WM in Mexiko gegen England. Argentinien gewann letztlich 2:1, das (unrechtmäßige) Tor wurde weltberühmt … und Argentinien bekanntermaßen Weltmeister … gegen Deutschland.

Weltberühmt sind auch die Hände, die bis auf die Zeit um 7.000 v. Chr. datiert werden und in den Höhlen im argentinischen Nirgendwo zu finden sind … wir sind trotzdem dorthin gefahren …

Das malerische und fruchtbare Tal des Rio Pinturas, in dem die Höhle liegt …

Rund 40 staubige Kilometer über Wellblech-Schotterpiste der übelsten Sorte durften wir die Ruta 40 südlich von Perito Moreno verlassen, um dorthin zu gelangen. Verwundert rieben wir uns die Augen, wie viele andere Gesellen es uns gleich taten. Eine Deklaration als UNESCO-Welterbestätte (seit 1999) bewirkt offensichtlich Wunder und lässt interessierte Menschen oftmals erstaunliche Strapazen auf sich nehmen … zu recht, muß ich sagen!

Die Malereien datieren von 7.000 bis 1.000 vor Christus. Sie werden je nach Stil in drei Gruppen eingeteilt, die die Buchstaben A, B, und C tragen.

Die Gruppe A ist die mit dem höchsten künstlerischen Niveau. Sie besteht vor allem aus Jagdszenen, in denen Guanakos und Menschen dargestellt sind, dabei sind die Menschen kleiner gemalt als die Guanakos. Die menschlichen Figuren sind in mehreren Posen dargestellt, die ein bemerkenswertes Darstellungsvermögen für Beweglichkeit offenbaren. Die Malereien dieser Gruppe sind in schwarz, ockergelb, hellrot und violett gehalten.

In der Gruppe B befinden sich vor allem statische menschliche Figuren mit kleinen Köpfen, Darstellungen von Guanakos, Abdrücke von Händen und diverse abstrakte Darstellungen, wie Kreise, Spiralen, Punktreihen, Schlangenlinien und Rechtecke. Die Malereien sind farblich in schwarz und violett gehalten.

Die Gruppe C besteht aus Darstellungen von Händen in negativer Form, es wurde also der Umriss der Hand durch Übermalung dargestellt, sowie relativ großen menschlichen Figuren. Hier dominieren rote Farbtöne.

Zwar ist die Cueva de las Manos die bedeutendste Fundstätte, jedoch existieren auch in anderen Höhlen sowie an Felswänden in der Schlucht vergleichbare Malereien. Die Farbe der Malereien besteht aus Gips und Eisenoxiden (Hämatit) und sie haben erstaunlicherweise in diesen mehreren tausend Jahren nichts von ihrer Farbkraft eingebüßt.

Seenparadies

Die Gegend um den Hauptort Bariloche – oder mit vollem Namen San Carlos de Bariloche – ist das Nummer 1 Urlaubsparadies der Argentinier … und nicht nur dieser. Aufgrund der räumlichen Nähe zu Chile treffen hier auch ganze Heerscharen von chilenischen Wochenendausflüglern, Einkaufstouristen oder Jahresurlauber ein.

Nachdem wir uns nach Grenzübertritt Richtung Süden auf der Ruta 40 in Bewegung gesetzt hatten, wurde uns auch schnell klar, warum diese Gegend so beliebt ist. Die zahlreichen wunderschönen Seen, die wie an einer Perlenkette gezogen insbesondere den Streckenabschnitt von San Martin de los Andes über die landschaftlich grandiose Strecke der „Ruta de los siete Lagos (Strasse der sieben Seen)“ nach Villa la Angustura und weiter durch den Nationalpark Nahuel Huapi nach Bariloche und über den Circuito Chico bis in die Hippie-Stadt El Bolson säumen, sind wirklich eine wunderbare Kreation von Mutter Natur auf engstem Raum.

Folglich haben wir auch vier Tage in dieser Region verbracht und die tolle Natur in vollen Zügen beim Wandern, Schwimmen oder Bummeln durch die pittoresken Städtchen genossen. Irgendwie kamen wir uns vor, wie in der Schweiz … und so ganz abwegig war dieser Gedanke gar nicht. Nicht nur, daß diese Gegend auch die Schweiz Argentiniens genannt wird, offenbarte uns die Reise dorthin auch den wahren Hintergrund.

Colonia Suiza – 25 Kilometer westlich von Bariloche – war die erste Stadt in der Region, in der sich europäische Einwanderer ansiedelten. Die Einwanderer aus der Schweiz kamen ab dem späten 19. Jahrhundert in die Gegend. Viele davon hatten davor einige Jahre in Chile gelebt. Das erklärt auch die Spezialität der Stadt: Curanto, der unter freiem Himmel zubereitet wird. In der Umgebung werden Beeren angebaut, die zu Marmeladen etc. verarbeitet werden. Käse nach bester Schweizer Tradition gibt es überall zu kaufen, ebenso leckere Schokolade, Kuchen und Torten – ein Eldorado für uns Schleckermäuler. Ein Bummel durch Bariloches Innenstadt mit der feinen Fachwerkarchitektur offenbart auch eine bauliche Abstammung vom mitteleuropäischen Alpenstaat.

Dabei hat Bariloche durchaus dunkle (Nazi-)Kapitel im Repertoire. Die Stadt San Carlos de Bariloche in Argentinien diente zahlreichen Nazis und Kriegsverbrechern nach dem zweiten Weltkrieg als Unterschlupf. Verschwörungsliteratur mit Spekulationen über eine vermeintliche Flucht Hitlers nach Argentinien gehört bis heute zu den meistverkauften Büchern in Bariloche. Bei den Szenarien zu Orten, Daten und Fluchtwegen unterscheiden sich die Erzählungen verschiedener Autoren allerdings. Einer dieser Legenden zufolge soll Hitler angeblich ab Juli 1945 in einem von dichtem Wald umgebenem Anwesen am nördlichen Ufer des Nahuel Huapi-Sees gewohnt haben. Aha! Aber lest gerne selbst diesen ganz amüsanten Spiegel-Artikel

Ab in den Süden

Da sind wir also wieder – in Argentinien! Der Abschied aus Chile war traumhaft bei traumhaftem Wetter. Im Parque Nacional Huerquehue (bitte nicht versuchen, auszusprechen!) haben wir eine wunderschöne Ganztages-Wanderung bei herrlichem Wetter über insgesamt 19 Kilometer auf dem „Sendero Los Lagos“ unternommen. Wir müssen ja üben, um für den vom 8.-12. März gebuchten W-Trek im Torres del Paine Nationalpark in Süd-Patagonien gewappnet zu sein. Der W-Trek gehört zu den weltweit schönsten Wanderungen, dazu aber mehr zu gegebener Zeit.

Um zum Torres del Paine Nationalpark zu gelangen, müssen in den kommenden knapp 2 Wochen zunächst rund 1.850 Kilometer Richtung Süden zurückgelegt werden.

Der W-Trek im Torres del Paine Nationalpark – selbstredend …

Die gesamte Strecke werden wir in der Zeit durch 3 landschaftlich grandiose Stops auflockern:

1. Die Schweiz Argentiniens – das Seengebiet um San Martin de los Andes und Bariloche

2. El Chalten und die weltweiten Top-Wanderwege rund um den Fitz Roy

3. El Calafate und der fantastische Perito-Moreno-Gletscher

Für Input für die nächsten Beiträge ist demnach zweifelsfrei gesorgt 😉 …

Achtung – neue Videos!

Ruta 40

Die legendäre „Ruta 40“ ist zweifelsfrei die Lebensader des westlichen Argentiniens mit enormem Roadtrip-Potenzial. Nicht umsonst wird sie nach dem nordamerikanischen Vorbild die „Route 66“ Südamerikas genannt.

Übernachtet wird entlang der Ruta meist in den wenigen Gemeinden, so wie heute in Gobernador Gregores …

Sie erstreckt sich über sage und schreibe rund 5.000 km zwischen La Quiaca an der bolivianischen Grenze und Cabo Vírgenes in Patagonien, über nahezu die gesamte Länge Argentiniens und immer entlang den Anden.

Einen ersten Teil des Mythos „Ruta 40“ sind wir bereits im Januar zwischen Chilecito und Mendoza gefahren, einen zweiten und den wohl längsten fahren wir derzeit Ende Februar / Anfang März von Junin de los Andes bis rund 200 km hinter El Calafate, wo die Ruta 40 einen langen Bogen hin zum Atlantik macht hin zu ihrem Endpunkt nahe Rio Gallegos.

Ein dritter Teil wird unsere Ruta 40-Erfahrung abschließen und zwar Richtung Mai, wenn wir nach unserer Antarktis-Expedition Anfang April von Ushuaia – der südlichsten Stadt Südamerikas (und der Welt) – Richtung Kolumbien im äußersten Norden des Kontinentes durchstarten.

Volltanken ist an jeder Tankstelle Pflicht – die nächste kann hunderte Kilometer entfernt sein. Und ob sie Sprit hat, ist alles andere als sicher …

Nachdem wir nun bereits fast 2.000 km und demnach ein gutes Drittel der Ruta 40 gefahren sind, haben wir einen guten Eindruck von der Fernstrasse. Insbesondere ich, der hier durchgehend am Steuer saß, weiß um der Reize und Tücken dieser Piste … denn das ist sie nur allzu häufig. Selbst wenn der überwiegende Teil der Strecke mittlerweile asphaltiert ist, heißt das nicht, daß man nicht permanent höllisch aufpassen muss.

Auch das bietet die Ruta 40 – grandiose Welterbestätte „Cueva de las Manos“

Unvermittelte tiefe Schlaglöcher jeglicher Größe, Wildwechsel (Guanakos, Nandus, usw.) und sporadische oder dauerhafte staubige und steinige Waschbrettpisten sind das Standardprogramm. Kommen dann noch scharfe Kurven, Steigungen und Gefälle und Wetterumschwünge dazu, wird es richtig spannend … alles in bunter Kombination erlebt …

Hat man das Seengebiet um Bariloche verlassen, ist die Weite und Einsamkeit Patagoniens dann Dein Endgegner … sie verleitet Dich permanent dazu, unachtsam zu sein, was zu verheerenden Folgen für Fahrzeug und ggf. auch Mensch führen kann. Zahlreiche Kreuze am Wegesrand sind stumme Mahnmale allzu unachtsamen Fahrens auf diesen landschaftlich grandiosen und zugleich extrem anspruchsvollen 5.000 Kilometern …