Zwar hatten wir dem Großraum Bogotá am vergangenen Dienstag den Rücken gekehrt aber irgendwie kamen wir nicht so richtig voran.
Einerseits lag dies sicherlich am Verkehr, der sich vom wirtschaftlichen Nabel Kolumbiens – Bogotá – in alle Teile des Landes im Schneckentempo schlängelt. Andererseits hatten wir, obwohl wieder unterwegs, noch nicht so ganz unseren Entschleunigungszustand hinter uns gelassen.

So kam es uns ganz gelegen, das es uns beim geplanten Zwischenstop auf der „Finca La Perla“ von Alejandro und seiner Familie so gut gefiel, daß wir gleich zwei Nächte dort blieben und einen ganzen Tag am und im Swimmingpool seiner Finca mitten im kolumbianischen Dschungel verbrachten.





Am Donnerstag kamen wir dann endlich in Salento an, dem „Tor“ zum Valle de Cocora, einem der Hauptanbaugebiete kolumbianischen Kaffees. Der Empfang auf unserem Campingplatz war dann zu späterer Tagesstunde adrenalingeladen.
Hatte es vorher ordentlich geschüttet, so war der lehmige Untergrund des Rasengeläufs rutschig wie Seife. So nahmen wir also ordentlich Schwung und preschten auf den weitläufigen Rasenplatz. Dann plötzlich … ein knarrendes Geräusch vom Dach und der Wagen wurde unvermittelt abgebremst. Was war das? Und am Dach! Der Rasenplatz war nach oben hin offen, Bäume nur am Rand des Platzes zu sehen. Ich stieg aus und inspizierte das Obere unseres Chop-Chops. Aha! Ein dickes Stahlseil, welches gespannt in offensichtlich niedrigerer Höhe als 3,20 Meter quer über den Rasen verlief und wohl einmal eine Zipline war, hatte sich in unseren auf dem Dach befestigten Sandblechen verheddert. Ein Wunder, daß der Konstruktionsklebstoff, mit dem ich die Airline-Schienen, auf denen die Sandbleche befestigt sind, auf dem Dach ohne zu bohren befestigt habe, offensichtlich hielt, was er laut Marketingslogans des Herstellers versprach: extreme Haftung und Elastizität. Praxistest bestanden!





Nun, es dauerte anschließend eine gute Stunde und bedurfte den Einsatz aller 3 Arbeiter auf dem Platz, um das schwere verkantete Stahlseil aus den geriffelten Sandblechen zu befreien … Chop-Chop war wieder frei und wir schweißgebadet 😁 … Vanlife halt …
Für europäische Verhältnisse unbegreiflich, wie so ein Stahlseil quer über einen Campingplatz in einer Höhe verlaufen kann, die die Höhe vieler Expeditions- und Overlander-Wohnmobile unterschreitet. In Südamerika ist dies halt anders, hier muß man IMMER und JEDERZEIT mit dem UNMÖGLICHSTEN rechnen und möglichst darauf vorbereitet sein. Klappt leider nicht immer 😂. Dazu muß man wissen, daß Camping in Kolumbien ein recht neues Fachgebiet des lokalen Tourismus ist und „Campingplätze“ oftmals primär für das Zelten gedacht sind. Folglich fahren primär auch PKWs oder SUVs auf den Platz und erst in neuerer Zeit ausgewachsene Overlander-Mobile.
Immerhin, es wurde sofort gehandelt! Mit der Machete ging einer der Arbeiter umgehend in den Bambuswald und kam wenige Minuten später mit zwei kapitalen Bambusstämmen zurück. Damit wurde eine Stütze improvisiert, die mit Sicherheit dauerhaft im Einsatz sein wird und das Stahlseil um einige Zentimeter höher legt. Für uns ausreichend, um wieder vom Platz runter zu kommen.
Aber: mal schauen, wann das nächst höhere Wohnmobil das Stahlseil rammt und die „neue“ Stütze zerlegt … 😂