Nein, wir feierten nicht, weil wir wieder in den Bergen, den Anden, angekommen waren. Wäre ja naheliegend. Vielmehr feierten wir am Samstag, den 31. August 2024 die exakte Hälfte unserer Reise – Bergfest halt 😜. Das wir unser Bergfest passenderweise in dem schönen Bergstädtchen Tafí del Valle am Lago Angostura verbringen konnten, passte durchaus ins Bild. Ins Bild passte auch, daß wir just zu diesem Zeitpunkt mittlerweile exakt 25.000 Kilometer seit unserer Abreise mit Chop-Chop zurück gelegt haben … Respekt!



Das auf 2.014 Metern liegende Hochtal, in dem Tafí del Valle liegt, gehört zur Sierra del Aconquija, eine Gebirgskette am östlichen Rande der Anden. Der Luftkurort bietet pure, reine Bergluft, gute Wandermöglichkeiten und eine entspannte Stimmung – wie gemacht für unser Bergfest!




Tafí selber hat außer ein paar netten Wanderungen wenig zu bieten, weshalb es uns nach einem entspannten Wochenende weiter gen Norden Richtung Salta zog. Die Paßstrasse führt im Zickzack hoch in die Anden und bietet spektakuläre Ausblicke an so einladenden Orten, wie „Abra del infiernillo“, was soviel wie „offene Hölle“ heißt. Einen Zwischenstop mussten wir auch am Museo Pachamama einlegen. Pachamama ist schließlich die wichtigste Gottheit der Inka! Sie gilt zudem mehreren indigenen Völkern Südamerikas als personifizierte Erdmutter, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Pachamama ist Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt. Die Quechua und Aymara verehren die Pachamama als allmächtige Göttin, die allen Kreaturen das Leben schenkt und sie nährt. Pachamama wird heute als Faktor für Identität, sozialpolitischen Widerstand und als Hoffnung auf ein umfassenderes Leben angesehen und ist im andinen Südamerika allgegenwärtig.




Kurz hinter dem Museum mündet die Paßstrasse in die … ja genau, die altbekannte Ruta 40. Ich hatte bereits vor vielen Monaten, als wir die Ruta 40 Richtung Patagonien gefahren sind, erwähnt, daß wir die legendäre rund 5.000 Kilometer lange Nord-/Süd-Magistrale Argentiniens im Norden noch einmal befahren werden … nun war es soweit …




Nach nur 2 Kilometern auf der Ruta 40 ging es aber auch schon wieder runter auf einen Schotterweg zu den 5 Kilometer abseits der Strasse liegenden Ruinen von Quilmes. Dort erwartete uns eine überaus spannende und traurige geballte Ladung Geschichte über das andine Volk der Diaguita.



Die komplexe städtische Siedlung in Quilmes entstand um das Jahr 1.000 DC. Auf einer Fläche von rund 30 ha wohnten in der Zeit etwa 5.000 Menschen. Die Diaguita überlebten zu jener Zeit noch den Kontakt mit den Inkas, mit denen sie in Ko-Existenz lebten, nicht jedoch die Belagerung durch die Spanier! Nach verlustreichen Kämpfen, bei denen die Diaguita mit ihren einfachen Waffen gegen die deutlich überlegenen Eroberer nicht den Hauch einer Chance hatten, wurden die verbliebenen 2.600 Einwohner schließlich nach Buenos Aires verschleppt. Nach einjährigem erbarmungslosem Fußmarsch dorthin, erreichten letztendlich lediglich 800 Überlebende des Volkes der Diaguita ihr Exil. Was sie dort erwartete, war nicht viel besser, als der Tod: Sklaverei, Ausbeutung und eine kurze Rest-Lebenszeit.




Die Nachfahren jenes Volkes hat sich in der Neuzeit wieder in ihrer ursprünglichen Region angesiedelt und wahrt mit Leidenschaft das kulturelle Erbe ihrer Vorfahren – beeindruckend!

