Die schwimmenden Schilf-Inseln der Uros

Willkommen in Peru! … hieß es dann am vergangenen Mittwoch. Das mittlerweile siebte Land in Südamerika wartet auf unsere Eroberung. Na dann mal los …

Neben hübschen Kleidern trägt man auch gerne schräge Kostüme …

Ein paar Kilometer hinter Copacabana lauerte der kleine Grenzübergang Kasani als Tor zur peruanischen Grenzstadt Yunguyo. Völlig unvorbereitet trafen wir dort nach den drögen Grenzformalitäten auf eine bunt verkleidete Bevölkerung, gesperrte Straßen, laute Musik und Tanz. Erste Vorboten des Karnevals – kultureller Ausnahmezustand in allen südamerikanischen Ländern … so auch hier …

Wir blieben jedoch nur für einen kurzen Stop, um das Treiben zu beobachten, anschließend ging es weiter nach Puno auf der peruanischen Seite des Titicaca-Sees. Dort kamen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit an, was grundsätzlich den Nachteil hat, daß man die Umgebung potentieller Stellplätze nicht vernünftig begutachten kann. So stellten wir uns kurzerhand vor das Rathaus der indigenen Gemeinde Chulluni etwas außerhalb von Puno. Von dort wollten wir am Folgetag eine Bootstour auf die schwimmenden Schilfinseln der Uro-Nachfahren auf dem Titicaca-See unternehmen.

Von der Uro-Gemeinde Chulluni per Boot auf die schwimmenden Uro-Schilfinseln
Neben traditionellen Schilfbooten fahren die Uro-Nachfahren heute auch motorisiert 😎

Das Volk der echten Uro ist heute ausgestorben, wenngleich ihre Nachfahren, wie Lorena, unsere Gastgeberin, die mit ihrer Familie Vollzeit auf einer dieser schwimmenden Schilfinseln lebt, versuchen, die Uro-Kultur zu erhalten. Die Uros galten als „Seemenschen“, als das wildeste Volk im Inkareich und hatten eine sehr dunkle Hautfarbe. Die Inka konnten die Uros nie unterwerfen, da sie sich bei Auseinandersetzungen immer auf ihre Schilfinseln im Titicaca-See zurückziehen konnten.

Obwohl es die „echten“ Uros nicht mehr gibt, möchte nahezu jeder Peru-Reisende die schwimmenden Inseln mit ihren Nachfahren besuchen … so auch wir. Am Donnerstagvormittag trafen wir uns mit Lorena und Teboy, um mit den beiden per Boot in rund 15 Minuten zu Lorenas Insel zu fahren, die am Rande des Schilfgürtels (totoral) des Titicaca-Sees liegt. Sicher, neben den Erklärungen, wie eine Schilfinsel gebaut und erhalten wird, wie sich das Leben auf diesen paar Quadratmetern abspielt und wie sich die Kultur, Sitten und Bräuche der Uro-Nachfahren darstellen, geht es bei einer solchen (touristischen) Tour für die indigene Bevölkerung immer auch darum, Geld durch den Verkauf von Kunsthandwerk und die Touristentouren auf die Inseln zu verdienen.

Wichtig für uns – und daher angenehm – war, daß dies nicht aufdringlich erfolgt. Das war auch der Hauptgrund, warum wir die Kontaktaufnahme direkt über die Familie vornahmen. Teboy erklärte uns mit viel Geduld, wie eine Schilfinsel entsteht und wieviel Arbeit es bedarf, sie am Schwimmen zu halten. Das Totora-Schilf ist und bleibt dabei das Lebenselement dieser Familien. Aus diesem besonderen Schilf wird die komplette Insel hergestellt. Da die unterste (und älteste) Schilf-Schicht regelmäßig durch das auftragen einer neuen obersten Schicht erneuert werden muß, ist eine regelmäßige Wartung des schwimmenden Schilf-Unterbaus notwendig. Das Tortura-Schilf wird darüber hinaus für den Bootsbau, die Jagd (Fisch- und Vogelfang) sowie auch als Nahrungsquelle genutzt. Ein wahres Allround-Produkt, das zudem in schierer Menge am Titicaca-See seit Jahrhunderten wächst und die Lebensgrundlage für die „Seemenschen“ darstellt …

Zum Tour-Programm gehört auch indigene Verkleidung 😱

Am Donnerstagnachmittag ging es für uns weiter Richtung Norden … gen Cusco, der Hauptstadt des Inkareiches. Als Zwischenstop stand am vergangenen Wochenende auf dem Weg dorthin und zur Vorbereitung Inka-Architektur und Anden-Natur auf dem Programm … dazu aber im nächsten Beitrag mehr …