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Arraial do Cabo

Trotz seiner strahlend weißen Sanddünen und den wunderbaren Stränden herrscht in Arraial do Cabo nicht annähernd soviel Touristenrummel, wie im benachbarten Buzios. Zu unserer Verwunderung hat dieses Urlaubsparadies einen kostenfreien städtischen Wohnmobilstellplatz, den wir natürlich in Anspruch nahmen. 

Wie so oft hatten wir auch hier erneut ein unbeschreibliches Erlebnis. Neben uns stand ein dunkelgrauer partiell schrottreifer zum Wohnmobil umgebauter Linien-Bus. Insassen? Eine ganze Familie mittleren Alters aus Argentinien. Frederico, der „Herr des Hauses“ sprach mich eines morgens an und meinte, wie hätten uns bereits getroffen. „Wo denn?“, war meine verblüffte Frage. Vor ganzen fast 7 Monaten – wir sind gerade einmal eine Woche mit Chop-Chop unterwegs und hatten unseren ersten Grenzübertritt von Uruguay nach Argentinien hinter uns – übernachteten wir in der grenznahen Karnevalshochburg Gualeguaychu, in der gerade karnevalistischer Ausnahmezustand herrschte. Offensichtlich waren wir damals mit Chop-Chop so auffällig, daß sich Frederico an uns erinnern konnte, standen und übernachteten wir doch wenige Meter voneinander entfernt am selben Ort. Krass! Ich hingegen hatte ihn, seine Familie und sein rentenreifes Gefährt dabei so gar nicht mehr auf dem Schirm.

Ein paar der besten Strände – einsame und auch überaus belebte Streifen mit herrlichem Sand – waren nur wenige Minuten von unserem Stellplatz entfernt. Attraktion der Halbinsel sind vor allem im jetzigen Juli und August die Buckelwale, deren Wanderroute direkt vor der Küste verläuft und die wir von einigen Aussichtspunkten sehr gut beobachten konnten. 

Gleich oberhalb des Stadtstrandes erinnert ein Schild an den Seefahrer Amerigo Vespucci. Der Entdecker ging auf dieser Halbinsel im Jahre 1503 an Land und ließ 24 Männer zurück, die das Land besiedeln sollten. Somit wurde Arraial do Cabo zu einem der ersten europäischen Vorposten auf dem amerikanischen Kontinent überhaupt.

Zwei Nächte verbrachten wir an diesem idyllischen Ort mit (sonnen) baden, Walbeobachtung, Wanderungen und entspannen vor unserem nächsten großen Ziel … dem quirligen etwa 100 Kilometer westlich gelegenen Rio de Janeiro – eine der weltweit wunderbarsten und vielfältigsten Städte überhaupt!   

Was wir dort alles erlebten, erfahrt ihr im kommenden Beitrag unseres Formates „Eine Woche mit uns … in Rio de Janeiro“. Seid wie wir gespannt darauf, was uns in der Welthauptstadt des Karnevals alles erwartet … 

St. Tropez

Nein, natürlich sind wir, obwohl wir mittlerweile an der brasilianischen Atlantikküste angekommen sind, nicht in ein Boot gestiegen und über den Atlantik bis ins Mittelmeer und an die französische Riviera gefahren.

Dennoch, es liegt ein deutlich wahrnehmbares Flair von St. Tropez über diesem Teil der brasilianischen Riviera, an dem wir uns hier im Bundesstaat Rio de Janeiro gerade befinden – „Armação dos Búzios“ auf der Buzios-Halbinsel.

Die Buzios-Halbinsel – ein Hauch von St. Tropez

Denn, wer neben der perfekten Bräune auch Wert auf schicken Komfort und Nachtleben legt, trifft mit Buzios eine hervorragende Wahl! Dank der – selbst für brasilianische Verhältnisse – paradiesischen Strände ist die Halbinsel das Lieblingsziel der Schönen und Reichen aus Brasilien (und halb Argentinien 😎) und in puncto Luxus sowie Dekadenz kaum zu toppen. Eigentlich alles Andere als unser Ding aber aufgrund der Schönheit der Landschaften für uns dennoch ein lohnendes Ziel, um mit dem Wohnmobil durch den Vorgarten der Schönen und Reichen zu fahren 😁.

Das wunderschöne Buzios liegt auf einer vorspringenden Halbinsel mit insgesamt 17 Stränden. Bis in die 1960er Jahre war es nur ein einfaches Fischerdorf, dann entdeckten Brigitte Bardot und ihr brasilianischer Freund es für sich – und um die Einfachheit und Ruhe war es geschehen. Heute ist es eines der gehobensten und lebhaftesten Strandorte des Landes – voller Boutiquen, Villen, Nobelrestaurants, Bars und todschicker Pousadas. Die Stadt hat dennoch ihren mediterranen Touch bewahrt, den die Portugiesen vor vielen Jahrhunderten mitbrachten. Die schmalen kopfsteingepflasterten Gassen und die malerische Uferpromenade tragen zu Buzios Image als brasilianisches St. Tropez bei.

Die kopfsteingepflasterte Hauptstrasse der Stadt ist eine wunderschöne Uferpromenade, die Buzios älteste und malerischste Viertel Armaçao und Ossos miteinander verbindet. Bei unserem Spaziergang am Ufer entlang konnten wir mehrere Statuen der Bildhauerin Christina Motta entdecken, darunter eine von Brigitte Bardot, des früheren brasilianischen Präsidenten Juscelino Kubitschek sowie einige bemerkenswert realistisch wirkende Skulpturen von Fischern, die ihre Netze einholen.

Die Nacht haben wir an einem abseits über einen Feldweg zu erreichenden einsamen Abschnitt der Praia de Tucuns in absoluter Einsamkeit und Ruhe verbracht – selten zu finden in dieser Gegend. Am kommenden Tag ließen wir es uns nicht nehmen, einige der 17 Traumstrände anzufahren … dabei blieb es jedoch auch oft. Die Strandabschnitte sind bereits dermaßen durchkommerzialisiert, daß nicht einmal an einen kurzen Stop zum Anschauen zu denken war. Was aber auch nicht schlimm war, denn die Strände selber waren ebenfalls im Riviera-Stil europäischer Vorbilder durchkommerzialisiert 😜.

So beließen wir es bei einer schönen Rundfahrt um die Buzios-Halbinsel, Stops an einigen traumhaften Aussichtspunkten und der Weiterfahrt zur rund 35 Kilometer westlich gelegenen ruhigeren, von blendend weißen Sanddünen und atemberaubenden Stränden umgebenen Schwester-Halbinsel „Arraial do Cabo“. Was uns dort erwartete, erfahrt ihr im nächsten Beitrag …

Koloniales Erbe

Das in Brasilien nicht, wie in allen anderen Ländern Südamerikas, spanisch, sondern portugiesisch gesprochen wird, hat natürlich sehr viel mit der kolonialen Vergangenheit des Landes zu tun, welches maßgeblich durch die portugiesischen Eroberer geprägt wurde.

Nachdem wir bereits einen detaillierten Beitrag zu Mariana verfasst haben, nutzen wir hier die Besuche der – ob ihrer kolonialen Altstadt-Architektur – herausragend schönen Städte Tiradentes, Sāo Joāo del Rei, Congonhas und vor allem Ouro Preto, um uns ein wenig intensiver mit dem kolonialen Erbe Brasiliens zu befassen. Nicht umsonst sind die kolonialen Hinterlassenschaften der beiden letztgenannten Städte aufgrund ihres Wertes für die Menschheit in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen worden.

Im Mittelpunkt der Kolonialisierung durch die Portugiesen stand auch in Brasilien die Sklaverei. Schon bald nach der Kolonisation des Landes im Jahr 1531 erkannten die Siedler, daß Zuckerrohr hier bestens gedieh. 1532 wurde die Pflanze erstmals nach Brasilien eingeführt und hat das Land seitdem nie wieder verlassen. Zucker war in Europa zu jener Zeit heiß begehrt, so daß der Anbau in Brasilien boomte. Ab 1550 wurden viele Afrikaner auf die brasilianischen Sklavenmärkte gebracht und dort vor allem zur harten Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen verschachert.

Afrikanische Sklaven galten als bessere Arbeiter und als weniger anfällig gegenüber europäischen Seuchen, die so vielen Ureinwohnern des südamerikanischen Kontinents das Leben kosteten. Sie erreichten Brasilien unter menschenunwürdigen Bedingungen, wurden aus ihren Familien gerissen und während der monatelangen Überfahrt in schäbigen Schiffen zusammengepfercht. Hatte man die Tortur der Überfahrt überstanden, fing der Leidensweg der afrikanischen Sklaven erst richtig an. Brutalität, Erniedrigung, sexueller Missbrauch, Unterernährung und Erkrankungen, wie Diarrhö, Typhus, Gelbfieber, Malaria, Tuberkulose, Skorbut und/oder Syphillis spiegelten das tägliche Leben der Sklaven wider und raffte ein Vielzahl von ihnen innerhalb kürzester Zeit dahin.

Meisterwerk: Aleijandinhos 12 Statuen vor der Basilika in Congonhas …

Als 1888 auch in Brasilien die Sklaverei abgeschafft wurde, lebten bereits 3,6 Mio. Afrikaner im Land. Am 13. Mai 1888, nach fast 80 Jahren voller Ausflüchte und Streitereien mit den Engländern, die für eine Abschaffung eintraten, unterzeichnete Princesa Isabel schließlich das Dokument, das bis heute untrennbar mit ihrem Namen verbunden ist – die Lei Aurea. Zwar beseitigte Isabel damit zweifellos eine verabscheuungswürdige Praxis, doch das Gesetz ließ viele Fragen offen, insbesondere die zentrale Frage, was die 800.000 befreiten brasilianischen Sklaven, größtenteils Analphabeten, ungelernt und ohne Arbeit, nun tun sollten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

So standen plötzlich tausende ehemalige Sklaven auf der Straße. Viele starben, während andere in die Stadtzentren strömten und dort Teil der (ersten) Favelas wurden, Elendsviertel, die rasend schnell insbesondere um Rio de Janeiro herum entstanden. Ihre Bewohner sind bis heute ehemalige Sklaven und bettelarme hungerleidende Menschen aus dem Landesinneren, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt kamen.

So ist die prächtige koloniale Architektur, die in vielen Städten im Umkreis von Rio de Janeiro bis heute zu bestaunen ist, letztendlich eine Hinterlassenschaft des auf Ausbeutung beruhenden Reichtums, den der auf dem Rücken der Sklaven ausgetragene lukrative Zuckerrohranbau und Zuckerhandel mit Europa sowie der Goldrausch des 17. Jahrhunderts den brasilianischen Plantagenbesitzern und den Minenbetreibern gebracht hat. Durch die Christianisierung der Bevölkerung des Landes entstanden zudem unzählige prächtige Sakralbauten.

Mariana

Edle Kolonialarchitektur und zwei der schönsten Plätze in Minas Gerais zieren das entzückende 1696 gegründete Mariana, das eines der ersten Siedlungen des Staates war und auch als seine erste Hauptstadt diente. Zusammen mit seiner ein paar Kilometer westlich liegenden Schwesterstadt Ouro Preto – seines Zeichens UNESCO Welterbestätte und eines der meist besuchten Orte Brasiliens – war Mariana auch ein für uns sehr lohnendes Ziel. 

Blick vom Kirchturm auf die koloniale Altstadt Marianas …

Während unseres heutigen Besuchs wurde in der Stadt bereits eifrig geputzt, restauriert und vorbereitet … wofür? Für die wohl alljährlich stattfindende diesjährige 328-Jahr-Feier am 16. Juli 2024, also genau in 5 Tagen. Eigentlich schade, daß wir ein wenig zu früh hier sind …

Einen dunklen Moment durchlebte Mariana vor nicht allzu langer Zeit, am 5. November 2015. An jenem Tag brach der Damm des Rückhaltebeckens Fundāo nahe Marianas. Millionen Kubikmeter an Bergwerksschlamm aus einer Eisenerzmine und ein Tsunami aus Schlamm zerstörte mehrere Dörfer, 349 Häuser, Schulen und Kirchen … insgesamt 19 Menschen starben an diesem Tag, die betroffenen Flüsse wurden verseucht. Noch heute, fast 9 Jahre nach dem Unglück, ist ein Großteil der vom Dammbruch Betroffenen nicht entschädigt worden, noch immer leiden die Menschen unter den Folgen der Verseuchung des Flußwassers auf mehreren hundert Kilometern Länge. Mehrere Gerichtsprozesse werden gegen das Betreiberkonsortium in Brasilien, Großbritannien und Australien geführt, eine Ende ist nicht abzusehen …

Zurück in die Gegenwart: wir nutzten die Gelegenheit einer hier ansässigen brauchbaren Autowerkstatt, um nach nunmehr fast 20.000 gefahrenen Kilometern einen dringend benötigten Öl-, Ölfilter- und Kraftstofffilterwechsel durchführen zu lassen. Die Google-Translate-App hatte dabei Dauereinsatz. Es ist immer wieder schön zu sehen, daß man sich auch über eine – bei Portugiesisch definitiv extrem bestehende – Sprachbarriere hinweg setzen und verständigen kann … wenn man denn will 😁. 

Brasilianisches Portugiesisch ist echt ein Brett, daß kann ich nach nunmehr 3 Wochen in diesem Land mit Fug und Recht behaupten. Selbst Pedro, ein 18-jähriger sehr aufgeweckter Junge aus Curitiba, den wir mit seiner Familie auf dem Campingplatz in Capitolio am Wochenende kennengelernt haben, meinte ohne Umschweife, daß der brasilianische Portugiesisch-Slang selbst für sprachbegabte Ausländer eine nicht zu überwindende Hürde darstellt. Keine Widerworte unsererseits 😜 … 

Leider gab uns Ricardo, der Werkstattchef, mit auf den Weg, daß in vermutlich absehbarer Zeit unsere Kupplung den Geist aufgeben wird. Das eine Kupplung ein Verschleißteil ist, war uns bekannt, ebenso, daß sie rund 100.000 Fahr-Kilometer durchhält … im Normaleinsatz auch gerne deutlich mehr. Da insbesondere die letzten 20.000 Kilometer auf südamerikanischem Boden jedoch alles Andere als normal waren, was den Fahrbetrieb unseres Chop-Chops angeht, dürfen wir dies ganz bestimmt nicht erwarten und werden in einem der nächsten Niedrigpreisländer, idealerweise in Paraguay, das Thema wohl angehen.

Blick vom Mirador auf die koloniale Altstadt von Ouro Preto …

Morgen geht es für uns in die Schwesterstadt Marianas, nach Ouro Preto, wo wir uns die wohl schönste koloniale Altstadt von Minas Gerais anschauen werden.

Auf geht‘s!

Go East …

… heißt es für uns nach den überaus spannenden ersten Wochen im brasilianischen Pantanal – noch dazu in einer Gruppe mit 3 und später 4 Overlandern aus Nordhorn, Augsburg und Zürich.

Für uns reicht es nun nach 3 Wochen im Konvoi! Obwohl wir uns mit allen gut verstanden haben, muß man für ein gemeinsames Reisen im Wohnmobil eine gehörige Portion Kompromissbereitschaft, Geduld und Toleranz mitbringen … für ein paar Wochen okay aber dauerhaft fühlen wir uns dadurch doch zu stark eingeschränkt. Deshalb haben wir uns in Cuiabà, der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso voneinander verabschiedet, hier ging es für alle in unterschiedliche Richtungen.

Nadine und Elias aus Augsburg müssen langsam Richtung Uruguay, da sich ihre Langzeitreise in Südamerika dem Ende zuneigt und in drei Wochen die Rück-Verschiffung ansteht.

Jacqueline und Henning aus Nordhorn müssen in zwei Wochen ebenfalls zurück in die Heimat … von Campo Grande aus und nur temporär. Die Hochzeit von Hennings Sohn steht an, das können sich die beiden auf keinen Fall entgehen lassen.

Sybille und Herrmann aus Zürich fahren ebenfalls für einen 6-wöchigen Heimaturlaub nach Uruguay, wo sie ihr Fahrzeug in einem Storage unterbringen können. Auch sie kommen anschließend zurück, um ihren bisherigen 6 Reisejahren wohl noch einige anzuhängen 😁.

Möglicherweise treffen wir auf unserer Reise die beiden Letztgenannten in den kommenden Monaten noch einmal wieder … die Welt und insbesondere Südamerika ist ja klein, wie wir bereits gelernt haben 😜.

Und was ist mit uns? Uns zieht es gen Osten! Durch die Bundesstaaten Goias und Minas Gerais fahren wir derzeit schnurstracks über 2.200 Kilometer an den Atlantik Richtung Rio de Janeiro! Zuckerhut, Christo Redentor Statue, Copacabana, Ipanema und Favelas, all das wollen wir sehen und werden uns dafür auch genug Zeit nehmen.

Zuckerhut, Christusstatue und Copacabana …. Rio, wir kommen!

Auf dem Weg nach Rio wollen wir selbstverständlich auch den Schönheiten Minas Gerais in den kommenden 1-2 Wochen einen Besuch abstatten, so daß wir voraussichtlich in der zweiten Juli-Hälfte in Rio ankommen werden.

Anschließend gilt es, im August von Rio de Janeiro aus eine der Traumstrassen der Welt, die brasilianische Costa Verde, immer am Atlantik entlang Richtung Süden bis nach Santos und weiter Richtung Porto Alegre zu fahren. Üppige Küsten-Regenwälder, einsame Traumstrände, Kolonialzeit-Dörfer und tropische Inseln – an der Costa Verde, dem malerischsten Teil der legendären brasilianischen Küstenstrasse, der BR-101, erstreckt sich ein wahres Paradies!

Die brasilianische Costa Verde von Rio de Janeiro nach Santos – paradiesisch!

Ihr dürft bei Interesse gerne hier mitfahren … 😎🙋‍♂️🙋‍♀️

Transpantaneira

Die Transpantaneira (Routencode: MT-060) ist eine durch das Pantanal in Brasilien führende 147,6 km lange und über 127 Holzbrücken führende Naturstraße, die in Poconé beginnt und in Porto Jofre endet.

Geschafft! Die abenteuerliche Tour ins Pantanal und die Fahrt auf der legendären Transpantaneira haben alle überstanden …

1973  wurde  mit  dem  ehrgeizigen  Projekt  begonnen,  eine  NordSüdverbindung durch das Pantanal  zu  schaffen  –  realisiert  wurde  es  nur  im  Bundesstaat  Mato Grosso,  sodass  sie  in  Porto  Jofre  am  Rio  São Lourenço,  an  der  Südgrenze  des  Staates, abrupt endet … für den Erhalt dieses Naturparadieses wohl eher ein Glücksfall! Circa 20 km südlich der Kleinstadt Poconé erreicht man den Posto Transpantaneira und  dann  geht  es  über die erwähnten 127  Holzbrücken  in  mehr  oder  weniger gutem Zustand auf der aufgeschütteten Piste  bis nach Porto Jofre. Von dort kommend, fuhren wir die Transpantaneira in umgekehrter nördlicher Richtung nach Poconé.

Diese Erdstraße in Schuss zu halten, erfordert jedes Jahr großen Erhaltungsaufwand. Regelmäßig werden Stücke während der Regenzeit unterspült und die Holzbrücken beschädigt. So sieht manche Brücke wenig vertrauenserweckend aus – Bretter fehlen oder sogar Nägel stehen raus! Laut unseren Informationen hat der Besitzer des Hotel Porto Jofre die Aufgabe – sicher gegen gute Entlohnung – übernommen, die Piste in Schuss zu halten … auch in seinem höchsten Eigeninteresse: die vielen Sportfischer müssen ja sein Hotel erreichen können, sofern sie nicht per Flugzeug kommen. Dennoch kann es passieren, dass sich auch außerhalb der Regenzeit die Transpantaneira nach einem Regenschauer in eine wüste Schlammpiste verwandelt, die selbst mit Allradwagen kein Vergnügen ist. Fährt man mit einem normalen Auto, sollte man immer damit rechnen, dass man für ein paar Tage festsitzen kann.

In der gegenwärtigen Trockenzeit gibt es rechts und links der Straße unzählige Tümpel, so dass die Wildtierbeobachtung auch auf der Fahrt immer wieder möglich ist … und die Fahrzeit für die knapp 150 km deutlich verlängert. Dazwischen gibt es dagegen auch Abschnitte, auf denen die Straße durch dichte Vegetation begrenzt wird und wenig Sicht ins Unterholz zulässt! Nicht  zu  vergessen  –  das  Pantanal  ist  ein  bedeutendes  Rinderzuchtgebiet! Da  begegnet  man  schon mal dem  einen  oder  anderen  “Rindviech”.  Ein besonders schönes Fotomotiv, wenn Pantaneiros eine Herde Rinder treiben!

Geschafft! Wir und unsere Wohnmobile sind unbeschadet in Porto Jofre angekommen …

Porto Jofre am Ende der Transpantaneira steht ganz im Zeichen des Tourismus. Von hier aus starten in der gegenwärtigen Trockenzeit täglich unzählige Safaritouren zur Wildtierbeobachtung in das umliegende Pantanal. Nachdem wir mit unserem Vieh- und Warenfrachter über den Fluß sicher in Porto Jofre angekommen sind, stand eine solche Safari auch bei uns für den Sonntag auf dem Programm.

Mit dem Motorboot ging es ganztags durch die zahlreichen Nebenarme des Rio São Lourenço und die Tour begann mit einem echten Hammer: direkt nach der Ausfahrt aus dem Hafen keine 500 Meter den Fluß hoch chillte direkt am Ufer eine Jaguar-Mutter mit ihrem Nachwuchs … ein äußerst seltenes Erlebnis, das uns den Atem raubte!

Absolute Seltenheit gleich am Anfang unserer Safari – Jaguar-Mutter mit Nachwuchs …

Auf der weiteren Fahrt sahen wir unzählige bunte Vögel und Papageien, Raubvögel, Affen, Capybaras (Wasserschweine), Kaimane, Piranhas und das zweite Highlight: ein Riesenotterpaar bei der Jagd! Wir verfolgten die beiden eine ganze Zeit und konnten sie dabei bei der erfolgreichen Jagd beobachten … der Hammer!

Ein rundum gelungener Tag auf dem Wasser ließ uns abends in geselliger Runde beim Abendessen von den Erlebnissen berichten und später todmüde in die Koje fallen und wunderbar träumen …

Unsere Lieblinge – die lustig aussehenden Wasserschweine (Capybaras)

Leben am Fluß

In den letzten 3 Tagen konnten wir intensiv das Leben der indigenen Bevölkerung in der Abgeschiedenheit des Pantanals am Rio Paraguay beobachten … sehr aufschlußreich …

Während unserer Flußfahrt auf dem Ponton von Corumba nach Porto Jofre legten wir zahlreiche Stops an Fazendas, Gemeinden oder Hütten ein, um die Waren, die unsere Pontons mit sich führten, ihren rechtmäßigen Empfängern zukommen zu lassen.

Die Auslieferung auf der „letzten Meile“ erfolgt oft mit dem Beiboot …

Bei den Waren handelte es sich um alles Mögliche, vom Kraftstoff-Faß, Elektroartikeln, Lebensmittel, Drogerieartikel, Getränken bis hin zu lebenden Tieren, Futtermitteln und Dünger war alles dabei … sogar ein ausgewachsener Trecker …

Zugestellt wurde zu JEDER Zeit, auch nachts. Schließlich kann man die genaue Ankunftszeit aufgrund von möglichen Verzögerungen nicht genau vorhersagen.

Eine längere Pause legten wir an der Schule „Polo Sāo Lourenço“ ein, so daß wir Gelegenheit hatten, mit den Menschen zu sprechen. Erstaunlich ist es allemal, daß selbst die Kinder in dieser Abgeschiedenheit eine vernünftige schulische Ausbildung erhalten. Dazu werden die Penze jeden Tag mit dem Motorboot aus den umliegenden Gemeinden entlang des Flusses abgeholt – Respekt! Und sofern man als moderner Europäer der Meinung ist, hier wird noch mit der Buschtrommel gelehrt, so ist das weit gefehlt. Ganz im Gegenteil! In Anbetracht von schnellem Starlink-Internet und flächendeckender Ausstattung der Schule mit Tablet-PCs kann man eher auf die Idee kommen, daß die Buschtrommel gängiges Relikt der Schulen im modernen Europa ist.

Manch einer bekommt Waren auch direkt ans Hausboot geliefert …

Besonders aufschlußreich war das intensive Gespräch mit Aires, einem Bombonero (Feuerwehrmann) hier in der Gemeinde der Schule. Als cooler Brasilianer trug er vorne im Gürtel eingeklemmt und gut sichtbar eine Pistole … was uns zunächst Respekt einflösste. „Wozu benötigt man hier im brasilianischen Outback eine Pistole?“, fragten wir uns. Die Antwort gab er uns: Um sich zu verteidigen! „Gegen wen oder was?“, schossen wir die nächste Frage hinterher. Naja, erwiderte Aires, einerseits gegen gefährliche Tiere, wie Jaguare. Die zweite Teilantwort überraschte uns jedoch: Und gegen bestimmte Indio-Gruppen in der Region, die in ihren Reservaten leben. Der Grund lag auf der Hand! Als Bombonero war Aires mit seinen Kumpanen für die Eindämmung der zahlreichen Waldbrände im Pantanal verantwortlich. Da diese vor Indio-Reservaten keinen Halt machen, waren sie somit gezwungen auch dort ihre Arbeit zu verrichten. Die Indios jedoch dulden kein Eindringen in ihre Reservate, ein solches kann sie zu aggressiven kriegerischen Handlungen verleiten. Man muß dabei verstehen, daß diese indigenen Gruppen seit Jahrhunderten abgeschirmt von der Zivilisation völlig autark in ihren Schutzgebieten leben und ihren jahrhundertealten Traditionen nachgehen, zu denen auch die Verteidigung des eigenen Territoriums gegen Eindringlinge gehört – notfalls mit Waffengewalt. Da kann eine eigene Pistole im Zweifelsfall schon einmal hilfreich sein … und sei es nur zur Abschreckung …

Massive Waldbrände behindern das Ausliefern … Arbeit für Bomboneros, wie Aires

Selbstredend war Aires auch an unseren Wohnmobilen interessiert, ließ sich von uns alles ausgiebig zeigen und schoß reichlich Fotos. Naja, dachten wir uns, so lange er nur Fotos schießt und nicht mit seiner Pistole, ist doch alles gut 😁.

Pantanal

Touristisch betrachtet lassen sich die lohnenswerten Ziele im Pantanal in den südlichen Teil um Bonito und einen nördlichen Teil um Porto Jofre herum aufteilen – beide besuch(t)en wir …

Vogel- und Tierpardies Camping Refugio Canaā

Zunächst ging es für uns alle Richtung Bonito in das südliche Pantanal, wo wir ein paar wunderbare Tage im „Camping Refugio Canaā“ verbrachten. Das Refugio hat sowohl Appartements als auch einen herrlichen Campingplatz mit zahlreichen wild lebenden Tieren der Region, die sich auf dem Platz tummelten, allen voran die große Papageien-Population. Darüber hinaus waren die unterschiedlichsten tropischen Vögel, Pfauenarten und Kapuzineräffchen anzutreffen. Durch den Campingplatz schlängelt sich ein natürlicher Fluß mit glasklarem Wasser und zahlreichen Fischen. Für den Fun-Faktor gab es eine platzeigene Zipline, Schnorchelausrüstung, Floating-Equipment, Schwimmreifen, einen Sprungturm und vieles mehr. Langeweile kam somit während der 5 Tage hier nicht auf 😁.

Mittlerweile hatten sich uns dreien das schweizer Pärchen Herrmann und Sybille aus Zürich angeschlossen. Die beiden sind seit nunmehr 6 Jahren mit ihrem Bimobil auf Reisen, hatten die Corona-Zeit in den USA und Mexiko durchgestanden und sind dann über Mittelamerika nach Südamerika weiter gereist. Natürlich haben wir auch zusammen das EM-Spiel Deutschland gegen die Schweiz geschaut, Starlink mit VPN und Streaming macht‘s möglich. Gut, daß das Spiel unentschieden ausgegangen ist, so blieb der Haussegen gerade 😜.

Am Mittwoch ging es dann weiter Richtung nördliches Pantanal, nach Porto Jofre. Das nördliche Pantanal ist prädestiniert für Wildlife-Beobachtung, insbesondere des größten Raubtieres des Kontinents, dem Jaguar. Aber auch Kapibaras (Wasserschweine), Anakondas, Kaimane und Riesenotter werden regelmäßig auf Touren von Porto Jofre aus gesichtet.

Ganz besonders ist jedoch unsere Anreise nach Porto Jofre.

Zunächst fuhren wir zurück nach Corumba, der ersten größeren Stadt auf brasilianischem Boden nach der bolivianischen Grenze. Von dort aus gibt es einen inoffiziellen und abenteuerlichen Weg nach Porto Jofre … mit dem Vieh-Ponton über den Rio Paraguay quer durch das Pantanal! Keine Frage, das zu versuchen mussten wir unbedingt in Angriff nehmen. Nach einigen Telefonaten und WhatsApp-Konversationen hatten wir die Fahrt in der Tasche. Als Hintergrund muß man wissen, daß die Farmer des Pantanal in Ermangelung von Strassen auf die regelmäßige Versorgung über den Fluß angewiesen sind. Was man zudem wissen muß, ist, daß die Kapitäne sich gerne etwas „zur Kostendeckung“ – wie er uns sagte – dazu verdienen. So nehmen sie auf ihren für den Rinder- und Warentransport bestimmten Pontons, die von einem Schubboot über den Fluß manövriert werden, nur allzu gerne zahlungskräftige Gringos mit ihren Expeditions- und Wohnmobilen mit. Das sowohl das Boarding als auch die Fahrt an sich abenteuerlich und teilweise haarsträubend verlief und die Fahrt ganz sicher jenseits jeglicher Versicherungshaftung vonstatten geht, brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen. Ob sich insbesondere Henning mit seinem 12 Tonnen schweren Halbe-Million-Euro-Expeditionsmobil dessen bewußt war, als er freudig die unter der Last knarzenden Holzplanken auf den Ponton hoch fuhr, ist nicht überliefert …

So tuckern wir am heutigen Donnerstag nach der ersten Nacht auf dem Rio Paraguay durch eine faszinierende Natur gemütlich weiter Richtung Porto Jofre, wo wir aller Voraussicht nach am frühen Samstagmorgen ankommen werden.

In Porto Jofre werden wir uns dann auf Safari begeben, um uns von einem lokalen Guide zu einem leibhaftigen Jaguar in freier Wildbahn lotsen zu lassen … seid gespannt auf unsere Begegnung mit der – nach Löwe und Tiger – drittgrößten Raubkatze der Welt …

Willkommen in Brasilien!

Die rund 750 Kilometer bis zur brasilianischen Grenze legten wir im Konvoi in 3 Tagen zurück. Die letzte Nacht auf bolivianischem Boden war dann noch einmal eine ganz besondere an einem ganz besonderen Ort.

Am Donnerstag steuerten wir das rund 200 Kilometer vor Brasilien liegende Thermalbad „Aguas Calientes“ an. Dort fanden wir den öffentlichen Campingplatz der Gemeinde mit Namen „Balneario El Puente“, der idyllisch mit Picknickplätzen unter Palmenhainen direkt am warmen Thermalfluss lag. Ein traumhafter Stellplatz … wenn auch nur für eine Nacht!

Da wir früh am Nachmittag dort eintrafen, hatten wir genügend Zeit für ausgiebiges Baden im warmen Fluss. Die vielen kleinen Fischchen knabberten dabei brav unsere Hautschuppen an Bein und Rücken ab … quasi ein natürliches „Peeling“ 😎.

Am Freitag ging es dann auf direktem Weg zur Grenzabfertigung – raus aus Bolivien und rein nach Brasilien … eine wiederum ganz neue Welt, wie wir unmittelbar feststellten …

Das Brasilien von der Flora und Fauna her deutlich tropischer ist, war für uns keine Überraschung – das konnten wir bereits im bolivianischen Tiefland mit Temperaturen von bis zu 37 Grad, grünen Dschungeln und Palmenhainen erahnen. Was in Brasilien jedoch erneut komplett anders ist, ist der „modus vivendi“, die Lebensweise, der Wohlstand der Gesellschaft und die Sprache. Waren wir in den bisherigen Ländern Südamerikas und zunehmend besser mit spanisch und ganz selten englisch zurecht gekommen, sind wir hier in Brasilien sprachlich völlig aufgeschmissen … Landessprache portugiesisch, nur gelegentlich spricht jemand englisch. Zudem mutet Brasilien im Vergleich zu Bolivien vom Grenzkomplex an deutlich moderner an, was Technologienutzung, Kleidung, Lebensmittel und das Leben generell angeht. Aus unserer Sicht gibt es dabei kein „besser“ oder „schlechter“. Gerade die gefühlte „Rückständigkeit“, das einfache Leben der Menschen in oft ländlichen Gegenden, die tiefe Verwurzelung der Gesellschaft in und die Identifikation mit ihrer Kultur und ihren Traditionen sowie die authentische Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zugewandtheit war etwas, was uns in Bolivien sehr gefallen hat, weshalb uns dieses Land auch sehr ans Herz gewachsen ist.

Brasilien scheint da ganz anders zu sein. Die Menschen sprühen vor Lebensfreude und Neugier … insbesondere uns als ausländischen Besuchern gegenüber – und unseren oft hochmodernen (und teuren) Fahrzeugen. Zurückhaltung ist dabei offensichtlich nicht weit verbreitet, man wird überall direkt (aber nicht penetrant) angesprochen. So entwickeln sich auch hier schnell Gespräche und Bekanntschaften … genau, wie in Bolivien, nur auf eine ganz andere Art und Weise … was der Nachhaltigkeit jedoch keineswegs abträglich sein muß 😜.

Mit diesen Eindrücken erledigten wir alle notwendigen Besorgungen in der ersten Stadt nach dem Grenzübertritt, Corumba. Tank mit (qualitativ gutem!) Diesel füllen, Geldautomat besuchen und Lebensmittelvorrat füllen. Gut vorbereitet ging es so auf zu unserem nächsten Ziel, dem Pantanal, dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Erde!

Das Pantanal im Herzen Südamerikas …

Dieses von der UNESCO im Jahr 2000 zum Biosphärenreservat erklärte Sumpfgebiet ist in etwa halb so groß wie Deutschland und Lebensraum von mehr als 1700 Pflanzenarten, 240 Fischarten, sowie rund 60 Amphibien- und 100 Reptilienarten. Das Pantanal beherbergt zudem etwa 650 Vogelarten, darunter zahlreiche verschiedene Papageienarten. Etwa 35 Millionen Kaimane bevölkern das Pantanal, eine höhere Konzentration von ihnen gibt es nirgendwo auf der Welt.

Seid also gespannt auf weitere spannende Berichte von diesem wunderbaren Kontinent … 🙋‍♂️

Samaipata und der Amboro Nationalpark

Innerhalb weniger Tage sind wir nun von weit über 4.000 Höhenmetern zurück auf europäische Höhen von knapp unter 2.000 Höhenmetern herunter gekraxelt. Über Uyuni, Potosi und Sucre ging es in die grüne Berglandschaft des Amboro Nationalparks und seinen angrenzenden bolivianischen Sierren, wie der Cordillera Oriental.

Die Touristen, die diese Gegend Boliviens besuchen, quartieren sich in der Regel in dem kleinen Städtchen Samaipata und Umgebung ein … und das hat seinen Grund. Viele Besucher kommen vor allem wegen der Prä-Inka UNESCO Welterbestätte „El Fuerte de Samaipata“. Manche von ihnen suchen dort die mystische Energie, die der antiken Stätte nachgesagt wird … ich habe sie leider nicht gespürt …

Darüber hinaus ist Samaipata mittlerweile die wichtigste Ausgangsbasis für Ausflüge in den Parque Nacional Amboro. Der Name stammt aus der Sprache der indigenen Quechua und bedeutet so viel wie „Ruhe in der Höhe“ … die wiederum konnten auch wir deutlich wahrnehmen, weshalb wir ganze 5 Nächte in dieser wunderbaren Oase der Ruhe blieben.

Zwei der beliebtesten Ausflüge standen in dieser Zeit auch für uns auf dem Programm, vor allem ein Besuch des Nebelwaldes (Yungas) im Nationalpark, berühmt für einen der weltweit größten Bestände an Riesenfarnen (Hellechos Gigantes).

Darüber hinaus ging es am Sonntag auf eine entspannte Wanderung zu mehreren Aussichtspunkten auf einem Bergrücken. Die Trekkingtour mit dem Namen „Codo de los Andes“ führte zu uralten Trails (Wege) der Inkas, über welche diese vor Jahrhunderten Handel betrieben oder spirituellen Aktivitäten nachgegangen sind. Das damalige Wegenetz zog sich entlang der Hochgebirgsketten der Anden über tausende von Kilometern von Ecuador über Peru und Bolivien bis in den Norden Chiles und Argentiniens … beeindruckend!

Ihr könnt euch sicher daran erinnern, daß wir Anfang Juni beim Besuch des Salar de Uyuni zufällig die Nordhorner Henning und Jacqueline mit ihrem Unimog getroffen hatten. Ein Wiedersehen war damals in Aussicht gestellt, zumal wir beide Richtung Osten und Brasilien unterwegs waren. Hier war es soweit! Mittlerweile waren wir sogar drei Fahrzeuge geworden, die sich hier in der Nähe von Samaipata auf dem Camping „La Bolivianita“ einfanden. Nadine und Elias aus Augsburg schlossen sich uns ebenfalls an – auch die beiden hatten wir bereits getroffen … damals in Uyuni an dem Hotel bei Ana, wo wir einige Nächte verbrachten.

Gemeinsam gingen wir auf die „Codo de los Andes“-Wanderung und verbrachten ein paar wunderbare Tage in der Idylle des Amboro Nationalparks. Da wir uns auf Anhieb gut verstanden und die gleiche Strecke vor der Brust hatten, entschieden wir kurzerhand, die kommenden 2-3 Wochen gemeinsam weiterzureisen … eine schöne Idee!

Eine nette Truppe von temporären Reise-Buddies: v.l.n.r. Henning, Jacqueline, Elias, Nadine, Natalie und ich

So blieb in den Tagen hier genügend Zeit für Erholung von den Strapazen in der Höhe Boliviens und auf der Lagunenroute, für nette Gespräche an lauschigen Abenden in geselliger Runde und für gemeinsame Asados (Grillabende) an Hennings Outdoor-Grill am Unimog.

Natalie zog sich auf der Tour zu den Riesenfarnen, während der es feucht und kühl war, eine ordentliche Erkältung zu, die sie bis heute begleitet. Auch ich wurde nicht verschont, mich erwischte jedoch kein Infekt, sondern ein Insekt … die Kriebelmücke … das krasseste Ungeziefer seit der Erfindung der Streckbank. Diese kleinen 2-4 mm kleinen Minifliegen, die aussehen, wie Fruchtfliegen sind der lebendige Horror. Kriebelmücken fliegen den Menschen geräuschlos an, ohne ein Gefühl von Berührung zu erwecken, und beißen dann blitzschnell zu: Mit ihren scharfen, Sägeblatt-ähnlichen Mundwerkzeugen ritzen sie kleine Löcher in die Haut ihrer Opfer, um ihr Blut zu trinken. Das ist nicht nur schmerzhaft, denn durch den giftigen Speichel der Kriebelmücken gelangen auch blutverdünnende Substanzen in die Wunde. In der Folge können allergische Reaktionen wie Rötungen, Schwellungen und sogar Blutergüsse auftreten. Der bestialische Juckreiz, den der Speichel des Insekts in der Wunde hinterlässt, dauert mittlerweile über eine Woche an, so daß ich gezwungen war, Kortisonsalbe zum Einsatz zu bringen, um der nächtlichen Kratzattacken Herr zu werden. Da ich die Viecher am ersten Tag nicht Ernst genommen habe, habe ich leider nicht nur ein paar, sondern hunderte von Bissen – überwiegend am unteren Bein … ehrlich, die Tortur wünscht man seinem ärgsten Feind nicht! Willkommen in den Tropen 😜