… – oder das große Schwitzen … so oder so ähnlich könnte man unsere Weihnachtszeit auf San Andrés beschreiben ohne rot zu werden 😉. Um die 30 Grad, gepaart mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, resultierend aus den täglichen tropischen Regenschauern, sind die Zutaten für weihnachtliches Schwitzen.
Was da hilft? Hmmm, einerseits natürlich die Klimaanlage in unserer Posada (was soviel bedeutet wie Gasthaus), Man kann es aber auch den Einheimischen gleich tun, die gefühlt den ganzen Tag mit ihren „Motos“ – Motorroller, Mopeds oder Motorräder – durch die Landschaft brausen und sich den warmen Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Für uns die bessere und nachahmenswertere Option!
Kann man auch machen!Wir haben aber lieber …… einen „echten“ Roller besorgt 😜
Gesagt, getan! Da wir sowieso die recht kleine Insel mit einem Moto „erfahren“ und die überschaubare Anzahl an sehenswerten Orten erkunden wollten, bot sich diese Form der Fortbewegung an. Den nördlichen Teil der Insel rund um die „Inselhauptstadt“ San Andrés hatten wir zuvor bereits bequem per pedes erkunden können. Und was sollen wir sagen? Weihnachten ist auch hier! Aber kitschig …
Nordmanntanne …… auf karibisch …An jedem Posada-Zimmer …… ein Weihnachtsmann 😎
Eine echte Nordmanntanne sucht man hier freilich vergeblich und die Zweckentfremdung einer Kokospalme scheidet ebenso aus, sofern man nicht äußerst gut im Klettern ist, um passenden Schmuck hoch oben anzubringen. Dem chinesichen Handelseinfluß sei Dank, daß zumindest reichlich Glitzerkram, Plastikbäume und in allen erdenklichen Farben und Sequenzen blinkende Lichterketten aus dem Reich der Mitte ein surreales Gefühl der Weihnachtszeit bei schwülen 30 Grad vermitteln. Schräg!
Bunt, …… bunter, …… Karibik!
Wir versuchten das Thema Weihnachten demnach so gut es ging unter Zuhilfenahme von Drogen, wie Speiseeis, Kuchen, Lobster, Seafood oder Agua de Coco auszublenden. Hat geklappt 😜!
Mit reichlich „Drogen“ …… lässt es sich gut leben!
Die Insel an sich ist unspektakulär und die Anwesenheit der zahlreichen Touristen – Mitte Dezember bis Mitte Januar ist eine der Hauptreisezeiten der Kolumbianer – tat ihr Übriges. So gar nicht unser Ding!
Für uns war zuviel los …… an den schönen Stränden der Insel …
So zog es uns neben einigen entspannten Tagen am Pool unserer Posada primär mit dem Moto in den Inselsüden, wo wir zumindest temporär dem Touristenstrom entkommen und einige landschaftlich schöne Ecken geniessen konnten.
Der Star hier …… sind die tollen Cocos-Palmen …
Am gestrigen 2. Weihnachtsfeiertag ging es für uns dann auch bereits weiter auf die zweite bewohnte Insel des Archipels – Providencia. Nur wenige Touristen verirren sich nach einem 20-minütigen Flug mit der Propellermaschine über die karibische See auf dieses 90 Kilometer von der Hauptinsel San Andrés entfernte Eiland. Welch Glück, haben wir hier doch zeitlich den Großteil unseres „Weihnachtsurlaubs“ vorgesehen. Was wir in dieser Zeit dort unternommen und wie wir den Jahreswechsel erlebt haben, erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag …
Impressionen von der Insel …
In diesem Sinne wünschen wir euch allen eine entspannte Zeit „zwischen den Jahren“, habt einen fröhlichen Jahresausklang und rutscht gut und gesund in das neue Jahr 2025 🪅🧨🎇🙋♂️🙋♀️
Stop! Zurück spulen … wir flogen ja erst am gestrigen Freitag in die kolumbianische Karibik! Und was war diese Woche? Genau, das wollen wir euch nicht vorenthalten …
Naja, von der kolumbianischen Grenze sind es immerhin in etwa 1.000 Fahrkilometer durch kolumbianischen Dschungel bis nach Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens und gleichzeitig unser Abflugort. Für diese Strecke hatten wir knapp 1 Woche Zeit und wollten unterwegs natürlich auch das Eine oder Andere erleben und anschauen … Optionen gab es genug auf dem Weg …
Zunächst ging es kurz hinter der Grenze nach Las Lajas, wo die wohl spektakulärste Kirche der Welt, die mit vollem Namen „Santuario de Nuestra Señora del Rosario de Las Lajas“ heißt, auf unserem Reiseplan stand. Die beeindruckende Basilika erinnert eigentlich mehr an die Kulisse eines Fantasy-Films als an ein klassisches Gebäude. Und tatsächlich wurde sie einst anlässlich einiger überirdischer Ereignisse errichtet, die sich hier in der Gegend zugetragen haben sollen.
Mit der Seilbahn …… zur Basilika von Las Lajas
Der Bau geht zurück auf ein angeblich fast 300 Jahre altes Wunder. Laut der offiziellen Seite von Las Lajas, wie die Kirche auch kurz genannt wird, handelt es sich dabei um eine Heiligen-Erscheinung. Bereits 1754 veranlassten Einheimische dieser zu Ehren den Bau des ersten Gotteshauses an einer wahrhaft spektakulären Stelle 100 Meter über dem Guáitara-Fluss.
Seit 1754 hat es verschiedene Gotteshäuser bei Las Lajas gegeben. Stand hier zunächst wenig mehr als ein großer Schrein, erweiterte man die Gebäude mit der Zeit zu immer prunkvolleren Bauten. Insgesamt standen hier, am Rande der Guáitara-Schlucht, vier verschiedene Kirchen. Am 1. Januar 1916 begann dann der Bau der heutigen Kirche, die als Santuario de la Virgen de Las Lajas bekannt ist. Erstaunlich ist dabei nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch die mächtige Brücke, die die Schlucht überspannt.
Heute reichen ihre mächtigen Bögen majestätisch über die Schlucht, und verleihen dem Ort den Anschein einer Kulisse aus einem Fantasy-Film. Und auch die Kirche selbst sieht aus wie aus einem Märchen. Erst 1949 konnte die Gesamtkonstruktion abgeschlossen werden. Dass sie immer wieder erweitert werden musste, verdankt sich dem stetig anwachsenden Zustrom an Pilgern aus aller Welt, die sie bis heute besuchen.
Nach diesem beeindruckenden Start in Kolumbien ging es für uns weiter auf der Panamericana, die hier „Ruta 25“ heißt, bis kurz vor Popayán. Hier im kolumbianischen Bergland übernachteten wir auf der „Finca Villa Maria“, auf der neben der Beherbergung von Gästen auch in Eigenregie Kaffee und Kakao im Familienbetrieb hergestellt wird.
Private Kaffee- und Kakao-Produktion auf der Finca Villa Maria ☕️
Am Folgetag ging es auf der landschaftlich wunderschönen „Ruta 20“ auf 3.000 Meter Höhe quer durch den Puracé Nationalpark bis nach San Agustin zum Besuch des dortigen „Parque arqueológico San Agustín“.
Spannende Foto-Dokumentation der …… Ausgrabungsarbeiten
Eines der größten Rätsel der präkolumbianischen Zivilisationen befindet sich im Archäologischen Park von San Agustín, der zusammen mit Alto de las Piedras und Alto de los Ídolos zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die San-Agustín-Kultur stammt aus dem 33. Jahrhundert v. Chr. und ist eine der drei ältesten Kulturen Südamerikas. Unser Wissen über diese Kultur verdanken wir dem Kolumbianischen Institut für Anthropologie und Geschichte (ICANH), das seit 1935 Forschungs-, Erhaltungs- und Verbreitungsarbeiten durchführt. In den Rundgängen des Archäologischen Parks von San Agustín (seit 1944 für die Öffentlichkeit zugänglich) kann man über die Jahre freigelegte Grabstrukturen sehen, die von nationalen und internationalen Archäologen ausgegraben wurden.
Viele interessante …… Exponate sind im …… Museum ausgestellt.
Der Park gilt als einer der wichtigsten archäologischen Stätten des Landes und ist die größte Nekropole der Welt. Die Skulpturen sind Teil der Bestattungsriten der alten Bewohner der Region, die fest an das Leben nach dem Tod glaubten und zahlreiche Götter verehrten. Die Tierwelt war stark mit ihrer Kosmogonie verbunden, sodass häufig Tiere und Elemente der Natur dargestellt werden. Ein weiterer spannender Aspekt ist, dass man Spuren einer Kultur entdecken kann, die zu jener Zeit bereits Steinarbeiten, Keramik, Holzverarbeitung und Goldschmiedekunst beherrschte. Absolut beeindruckend!
Aufwändige Gräber einer uralten präkolumbischen Kultur
Nach dieser kulturellen Stippvisite ging es im fleißigen Wechsel auf unserem nächsten Stop wieder um die Bewunderung der einmaligen Gestaltungskraft von Mutter Natur … zu bestaunen in der Tatacoa-Wüste.
Die Sekunde, in der ich zum ersten Mal ein Bild von der Tatacoa Wüste in Kolumbien von einem anderen Overlander sah, wusste ich: Da muss ich hin! Die Bilder von diesem unwirklichen Ort haben nicht zu viel versprochen und mit der „Desierto de la Tatacoa“ erkundeten wir wieder einen Teil von Kolumbien und Südamerika, der so anders und gleichzeitig so bezaubernd war, dass es uns die Sprache verschlug.
Mit 330 Quadratkilometern ist die Tatacoa Wüste die zweitgrößte Trockenzone in Kolumbien. Die Tatacoawüste liegt zwischen zwei Andenkordillieren in einem Tal. Da der Regen sich bereits an den Gebirgszügen rundherum abregnet, ist die Tatacoa Wüste selbst sehr trocken. Dennoch handelt es sich streng genommen nicht um eine Wüste, sondern um einen Trockenwald. Da aber im allgemeinen Sprachgebrauch von der Desierto, also der Wüste gesprochen wird, wollen wir da mal nicht so kleinlich sein 😜. Soweit, so unspektakulär …
Die zerklüftete und erodierte Landschaft führt zu verrückten Felsformationen
Die Landschaft jedoch ist stark erodiert und zerklüftet, was zu verrückten Felsformationen und teilweise bis zu 20 Meter tiefen Canyons führt. Grob lässt sich die Tatacoa Wüste in zwei Bereiche einteilen. Die rote Zone (Zona Roja), die wir besuchten, und die graue Zone (Zona Gris). Es wird wärmstens empfohlen, am späten Nachmittag anzureisen, so daß man die Felsformationen der Zona Roja beim einsetzenden Sonnenuntergang bewundern kann … das haben wir terminlich dann mal so eingerichtet 😉.
Die Woche bis nach Bogotá war folglich ziemlich kurzweilig und durch die zahlreichen Stops waren die Fahrstrecken, die sich hier im kolumbianischen Dschungel zogen wie Kaugummi, erträglich zu gestalten.
So erreichten wir Mitte der Woche die Hauptstadt Kolumbiens und konnten uns dort bei Francisco in Ruhe auf den Abflug vorbereiten. Francisco ist der Mieter des Hauses von Fernando & Evelyn aus Quito … you remember? Nach kurzem Anruf von Fernando bei ihm war die Sache geritzt und Francisco sagte sofort zu, unseren Chop-Chop bei ihm im Condominio auf der Einfahrt seines Hauses während unserer Abwesenheit über Weihnachten und Neujahr sicher abzustellen … toll!
Da staunt Natalie nicht schlecht …
Nicht nur die Kultur und die Landschaften, nein, auch die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen in diesem Teil der Erde ist spektakulär …
In der Tat, Weihnachten steht vor der Tür – ein untrügliches Zeichen dafür, daß wir bereits fast ein ganzes Jahr lang auf diesem faszinierenden Kontinent unterwegs sind. Ein kurzer Blick auf Polarsteps läßt uns dabei jedes Mal verblüfft zurück … was für unbeschreibliche Erlebnisse, Erfahrungen und Bekanntschaften wir in dieser Zeit machen durften. Demut und Dankbarkeit!
In ein paar Tagen ist es also soweit, das Christkind, der Weihnachtsmann, Santa Claus oder wer auch immer wird die ganze Welt wieder mit Geschenken beglücken, Familien werden gemeinsam eine besinnliche Zeit verbringen und es wird tagelang mächtig geschlemmt. Ganz ehrlich? Für uns ist das alles extrem weit weg! Weder haben wir Weihnachtsstimmung, noch Geschenke und mächtig schlemmen tun wir schon das ganze Jahr 😂. Wie also diese Zeit verbringen? So ganz anders halt, dachten wir uns!
Gesagt, getan! Flug gebucht, Appartements reserviert und Rucksack gepackt … fertig sind wir für unseren Flug am Freitag auf die noch weitgehend vom Massen-Tourismus unberührten kolumbianischen Karibikinseln San Andrés & Providencia. Ein wahres Karibik-Juwel erwartet uns und wir freuen uns sehr darauf, vom 20. Dezember 2024 bis zum 4. Januar 2025 rund 2 Wochen über Weihnachten und den Jahreswechsel mal so richtig abschalten, relaxen und chillen zu können.
Ja, wo liegen sie denn – na hier …
Noch nicht groß genug? Na gut, bitteschön …
Statt weihnachtliche Winterspaziergänge gibt‘s sonnenbaden und schnorcheln, statt Gänsekeule oder Schnitzel mit Kartoffelsalat gibt‘s kulinarische Köstlichkeiten der kreolischen und lateinamerikanischen Küche und statt Sylvesterfeuerwerk gibt‘s eine Reggae-Party auf Johnny Cay einer vorgelagerten kleinen bunten Insel … Karibik pur 🌴☀️🏖️ …
Impressionen …… von Providencia
Folgt uns gerne ab dem kommenden Wochenende auf die kolumbianischen Trauminseln in der Karibik – San Andrés & Providencia. Wir entführen euch aus dem tristen und kalten Mitteleuropa schnurstracks in die karibische Sonne und an idyllische Palmenstrände … nur auf diesem Kanal 😎🙋♂️🙋♀️
Impressionen …… von San Andrés
Allen anderen wünschen wir auf diesem Wege ein tolles Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten, kommt gut ins neue Jahr, bleibt gesund, gelassen und zufrieden.
Tatsächlich! Nach dem Start unserer Reise an Sylvester 2023 sind wir mittlerweile über Argentinien, Uruguay, Chile, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Peru, Ecuador in Kolumbien, dem neunten und letzten Land unserer Reise durch Südamerika gelandet. Wow!
Welcome to Columbia!
Noch ist es aber deutlich zu früh für ein Resumée oder einen melancholischen Rückblick, haben wir doch noch einige Highlights hier in Kolumbien und auch in einem der anderen acht Länder vor der Brust 😉. Wie ich bereits sagte: gespoilert wird hier nicht, alles zu seiner Zeit …
Das „Armony Camp“ von Fernando & Evelyn – wärmstens allen Ecuador-Reisenden zu empfehlen!
Nachdem wir also in den vergangenen 1,5 Wochen eine tolle Zeit auf dem „Armony Camp“ bei Fernando und Evelyn im Osten von Quito verbracht haben, hieß es für uns am Donnerstag dieser Woche, „Bye-bye“ zu sagen. Der Abschied fiel mal wieder schwer! Sind wir als Gäste zu den beiden und ihrer Familie gekommen, so gingen wir an diesem Donnerstag zweifelsfrei als Freunde, so gut haben wir uns verstanden und so viel schöne gemeinsame Zeit haben wir miteinander verbracht.
Als Gäste gekommen, als Freunde gegangen …
Ein Wiedersehen ist jedoch bereits geplant! Fernando als gebürtiger Kolumbianer beabsichtigt nämlich, mit seiner Liebsten im Februar 2025 in sein Heimatland zu reisen, in dem wir uns zu der Zeit ebenfalls noch befinden … gemeinsames Treffen demnach vorgesehen. Mal schauen, wann und wo das klappt …
Von Quito aus ging es also für uns am Donnerstag dieser Woche direkt zur kolumbianischen Grenze, wo wir spät abends im Dunkeln ankamen. Ein wenig nervös waren wir schon, wollten wir doch Fernandos Idee Folge leisten. Er meinte als erfahrener Grenzgänger nämlich, man könne die Grenze mit seinem Fahrzeug ganz einfach ohne den lästigen Aus-/Einreiseprozess passieren und direkt zur ersten Grenzstadt auf kolumbianischer Seite fahren – Ipiales. Hmmm? Ganz wohl war mir bei dem Gedanken einer faktisch illegalen Einreise nach Kolumbien irgendwie nicht – aber wenn Fernando das sagt …
Auf ecuadorianischer Seite der Grenzbrücke interessierte es tatsächlich niemanden, als wir freundlich grinsend an Migración und Aduana vorbei fuhren – auf der kolumbianischen Seite der Grenzbrücke sah das jedoch anders aus 😳.
Nachdem wir auch hier freundlich grinsend problemlos Migración und Aduana passierten, machte einige Meter dahinter der grimmig dreinschauende Polizeibeamte ein eindeutiges Handzeichen, mit dem er uns signalisierte, daß wir anhalten sollten, was wir in Ermangelung von Alternativen dann auch taten. Da ich in freundlichem Grinsen gerade Übung hatte, behielt ich dieses bei und zuckte ebenso freundlich mit den Achseln auf die in mir nicht verständlichem spanisch übermittelten Worte. Standardmäßig rückt man in so einem Fall üblicherweise Fahrzeugschein, Reisepass und das „Temporary Import Permit“, das Dokument, mit dem bestätigt wird, daß man sein Fahrzeug ordnungsgemäß zur temporären Einfuhr im Land angemeldet hat, raus. Letzteres erhält man nach der persönlichen „Einfuhr“ bei der Migración anschließend bei der Aduana … ja genau … da, wo wir freundlich grinsend vorbei gefahren sind 😱.
Ob es mein freundliches Grinsen war, welches dazu führte, daß er sich mit Fahrzeugschein und Reisepass und einem intensiven Blick in den Innenraum von Chop-Chop zufrieden gab, ist nicht überliefert. Vermutlich war es aber eher die fortgeschrittene Stunde und die Tatsache, daß er genervt war, daß wir nichts von seinen Worten verstanden haben … oder zumindest so taten. Ein probates Mittel in nahezu allen brenzligen Situationen bei Reisen in Lateinamerika.
Willkommen in Kolumbien!
P.S.: Natürlich sind wir NICHT ohne korrekte Aus- und Einreise von Ipiales aus weitergefahren! Wir fuhren am nächsten Vormittag ausgeruht und bei Tageslicht die 6 Kilometer zurück zur Grenze, um – natürlich weiterhin freundlich grinsend – brav bei Migración und Aduana auf ecuadorianischer und kolumbianischer Seite der Grenzbrücke erfolgreich vorzusprechen und dann abschließend auch unser kolumbianisches „Temporary Import Permit“ in den Händen zu halten 😜
Gracias Ecuador …… Bienvenidos Colombia!
Die Erkundung eines faszinierenden Landes, welches durch die Terrorherrschaft der Drogenkartelle Ende des 20. Jahrhunderts – dazu ein eigener Beitrag zu gegebener Zeit – zurecht weltweit einen extrem schlechten Ruf inne hatte, kann also beginnen … begleitet uns gerne dabei …
Das Quito die Hauptstadt Ecuadors und die mit 2.850 Meter höchstgelegene Hauptstadt der Welt ist, dürfte dem Einen oder Anderen bekannt sein. Zudem liegt Quito nur rund 20 Kilometer südlich des Äquators – heiß ist es hier (aufgrund der Höhe) trotzdem nicht. Die senkrechte Sonneneinstrahlung führt jedoch ruckzuck zu Sonnenbrand, weshalb entsprechender Schutz hier oben anzuraten ist.
Der Äquator läuft quer durch Natalie 😱Einer auf der Nord- und einer auf der Südhalbkugel 😁
Der Weg zurück in die Hauptstadt führte folglich auch mehrfach über den Äquator und in das vor den Toren Quitos liegende Örtchen San Antonio, in dem der „Mitad del Mundo“ liegt, der Mittelpunkt der Welt. Naja, das zu behaupten ist relativ, da könnte ja jedes Örtchen, das auf dem Äquator liegt, kommen …
Mitad del Mundo …… der Mittelpunkt der Welt
Wodurch unterscheidet sich dieser Ort also von den anderen potentiellen Mittelpunkten der Welt? Nun, das Monument, das heute den Namen „Mitad del Mundo“ trägt, liegt ca. 23 Kilometer nördlich der Hauptstadt Quito und markiert wohl den Ort, an dem Charles Marie de La Condamine mit einer französischen Expedition 1736 als erster Europäer eine (auf 240 m) genaue Position des Äquators bestimmte … aha!
Blick vom Campingplatz auf die Vulkane der Umgebung (hier: Cotopaxi)
Zentrum des Monuments ist eine große Kugel (4,5 m Durchmesser) auf einem Monolithen, um die ein Metallring verläuft. Diese soll die Erde und den Äquator symbolisieren. Das ca. 30 Meter hohe Bauwerk konnten wir zudem besteigen. Im Innern wurde eine sehr interessante Ausstellung der Kultur, der Landschaften und der Flora und Fauna Ecuadors hergerichtet, die uns gefiel, da sie kurz, prägnant und abwechslungsreich viel Wissenswertes über Ecuador vermittelte. Die Seiten des Monolithen zeigen in die vier Himmelsrichtungen. In Ost- und Westrichtung von dem Bauwerk verläuft eine gelbe Linie, die sich durch die gesamte Anlage zieht, und genau auf dem Äquator liegen soll (es jedoch nicht tut).
Blick vom CoDa Vista auf das abendliche Quito
Der Monolith an sich bildet das Zentrum einer Parkanlage, die einem typischen Kolonialdorf nachempfunden ist und Ciudad Mitad del Mundo (span.: Stadt Mitte der Welt) genannt wird – sehr touristisch halt. In den Gebäuden des Dorfs befinden sich Ausstellungen, ein Planetarium, Restaurants und Touristenshops, in denen man auch Äquatorzertifikate erwerben kann.
Skurril … traditionelle Eisverkäufer in QuitoDrei Musikanten mit Panamahut aus Cuenca 😉
Nach dem ganz netten Besuch ging es für uns direkt weiter zum Campingplatz CoDa Vista mit spektakulärer Lage über den Dächern von „Downtown Quito“ und mit weitem Blick bis hin zu den mächtigen Vulkanen der Umgebung, wie Cotopaxi, Cayambe und Pichincha. Hier hatten wir unsere „Homebase“ in der letzten Woche, für den Besuch von Quito und um einige Tagen zu entspannen … vor allem in den nahe gelegenen berühmten „Termas de Pakallacta“.
Magisch …… Termas de Pakallacta
Quito wurde am 6. Dezember 1534 vom spanischen Offizier Sebastián Benalcázar auf den Ruinen einer alten Inkastadt neu gegründet. Noch heute existieren aus dieser kolonialen Epoche etwa 80 Gebäude. Quitos große koloniale Altstadt (Centro Histórico) mit den zahlreichen, bedeutenden Bauten und Denkmälern (u. a. 40 Kirchen und Kapellen sowie 16 Klöster) ist dafür verantwortlich, dass Alt-Quito als erste Stadt überhaupt 1978 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde: Ein wahrer Reliquienschrein südamerikanischer Kunst!
Centro Historico von Quito … das Kloster Amerikas …
Inmitten des schachbrettmusterartigen Grundrisses der Stadt befindet sich die Plaza de la Independencia (auch Plaza Grande oder Plaza Mayor), in deren Mitte die Figur der Unabhängigkeitsjungfrau (Virgen Apocalítica) steht. Um den schönen, parkähnlichen Platz herum verteilen sich einige der schönsten Gebäude der Stadt, der Regierungspalast (Palacio de Gobierno oder Palacio Presidencial), der erzbischöfliche Palast (Palacio Arzboispal), die Kathedrale (Catedral) und das Rathaus (Municipio). Daran anschließend befinden sich Grundstücke, sogenannte Manzanas, die von großen Plätzen mit Steinbrunnen unterbrochen werden – aus ihnen wurde früher das Trinkwasser der Stadt entnommen. Diese Plätze waren bzw. sind noch von Klöstern mit hohen Mauern und Stadtwohnungen umgeben. Als erstes hinterließen die Franziskanermönche ihre Spuren, danach folgten Dominikaner, Augustiner und Jesuiten. Den Beinnamen Kloster Amerikas hat sich die Altstadt wohl verdient 😜 …
Von Quito windet sich die alte Strasse nach Santo Domingo an spektakulären Steilhängen entlang durch den dunstigen Nebelwald des Mindo Forest Reserve. Am späten Montagnachmittag letzter Woche kamen wir in den letzten Zügen der Dämmerung an unserem Ziel an – der Mindo Lindo EcoLodge … ein herrliches Refugium mitten im Nebelwald und unser Quartier für die kommenden 2 Tage …
Wenn etwas an Mindo besonders ist, dann ist es seine artenreiche Vogelwelt. Bereits am Stadteingang strahlte uns die Statue eines Andenklippenvogels entgegen und auf dem Hauptplatz des Örtchens thront ein riesiger bunt bemalter Kolibri. Seit 1900 nutzen Vogelbeobachter die Neujahrsferien, um hier Vogelarten zu zählen. Die bald anstehende jährliche Weihnachtszählung der Audubon Society wurde ursprünglich eingerichtet, um sich von den „Dunkeljagden“ zu distanzieren, die dokumentierten, wie viele Vogelarten die Angehörigen der reichen Oberschicht mit Gewehren töten konnten. Mindo nimmt seit 1995 an diesem Wettbewerb teil und hat ihn sechs mal gewonnen – jedes Mal wurden in dem Ort mehr als 400 (!) Vogelarten gezählt.
Ein Privileg, wer hier aufwachsen darf …Tubing ist beliebt hier …
Der subtropische Nebelwald und die Vogelwelt sind demnach hier der Star, ansonsten lassen sich in Mindo und Umgebung zahlreiche Abenteuer, wie Rafting, Tubing, Ziplining, Canyoning, Canopy, Quad-Touren und vieles mehr unternehmen. Wir beließen es bei der Erkundung des Nebelwaldes und der bunten Vogelwelt, in der Mindo Lindo EcoLodge hatten wir dazu ausgiebig Gelegenheit.
Morgendliche Kolibri-Beobachtung, …… danach gab‘s lecker Frühstück 😋
Pedro und seine deutsche Frau Heike haben die Lodge in 30 Jahren liebevoll in ein Naturparadies verwandelt. Rings um das Hauptgebäude, an dem wir standen, wurde ein natürlicher Nebelwald wieder aufgeforstet und mit dem bereits bestehenden Primärwald in eine grüne Oase der Ruhe verwandelt … traumhaft!
Dschungelwanderung mit Pedro …… so ein herzlicher Mensch!
Während unserer Anwesenheit war Heike mit einer Reisegruppe im Amazonasgebiet unterwegs. Wir hatten demnach das absolute Vergnügen, mit Pedro Vorlieb nehmen zu dürfen … ein wunderbarer Mensch, unbeschreiblich gastfreundlich und höflich! Es sei jedem Reisenden nach Ecuador wärmstens ans Herz gelegt, hier ein paar Tage der Ruhe und Idylle zu verbringen und sich von Pedro die Flora und Fauna bei einer seiner leidenschaftlichen Touren durch „seinen“ Wald näher bringen zu lassen …
Wunderschöne Flora im Nebelwald Mindos
Schweren Herzens verabschiedeten wir uns am Mittwoch, um noch eine Nacht direkt in Mindo zu verbringen und die einmalige familiengeführte Schmetterlingsfarm „Mariposas de Mindo“ mit ihren farbenprächtigen Faltern zu besuchen.
Verrückt, welch wunderbare Kreaturendie Natur zu zeugen imstande ist …
Am Donnerstag machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück nach Quito, wo wir das Wochenende in der Hauptstadt Ecuadors verbringen wollten – rechtzeitig zu den „Fiestas de Quito“, ein einwöchiger Zeitraum von Ende November bis zum 6. Dezember, bei dem die Gründung Quitos gefeiert wird …
Es scheint mittlerweile so, daß deutsche Kultur und Kulinarik in fast jedem Land Südamerikas in der einen oder anderen Form anzutreffen ist. Waren es die Nachfahren deutscher Aussiedler in Blumenau (Brasilien) und deutsche Expats im Club Germania in Lima (Peru), die wir besuchten, so ist es hier in Ecuador ein von Hansjörg Schütter, gebürtiger Nord-Deutscher, liebevoll hergerichteter Campingplatz in Ibarra mit dem alles sagenden Namen „Finca Sommerwind“, der uns eine echte Manta-Schale mit Erdinger Weißbier alkoholfrei bescherte 😂. Kulinarische Abwechslung kam uns trotz des schmackhaften südamerikanischen Essens hier durchaus ganz gelegen … ! 😜
Echte Manta-Schale mit Erdinger alkoholfrei in der Finca Sommerwind 😎
Hansjörg und die „Finca Sommerwind“ sind für Overlander und Reisende aller Art quasi eine Institution in Ecuador und ganz Südamerika! Er, seine Frau und seine Angestellten kümmern sich rührend um alle Angelegenheiten ihrer Gäste – auch jenseits kulinarischer Gelüste …
Idyllische Lage der Finca an der Laguna YahuarcochaGeangelt wird hier mit Netzen …
Ist am Fahrzeug was zu tun? Hansjörg kennt den passenden Handwerker! Hat der Körper Wehwehchen? Hansjörg kennt einen guten Arzt (oder passende Heilkräuter)! Hat man offene Fragen zu Ecuador und ganz Südamerika? Hansjörg weiß die Antwort (oder jemanden, der sie weiß)! Dies und vieles mehr sind gute Argumente, die (fast) jeden Reisenden auf der Panamericana mindestens einmal auf seinen Campingplatz treibt, so auch uns …
Hansjörg hat auf alle Fragen eine Antwort und für alle Probleme eine Lösung …
Wirklich vorbei fahren kann man eigentlich auch nicht, liegt Ecuador und Ibarra zwingend und unausweichlich auf dem Weg jedes Panamericana-Reisenden, egal ob von Alaska nach Feuerland oder umgekehrt. Alternativen über Land von Kolumbien nach Peru oder umgekehrt gibt es nur unter Inkaufnahme eines Mega-Umweges über Venezuela und Nord-Brasilien inklusive Durchquerung des Amazonas-Beckens, was straßentechnisch eine echte Herausforderung darstellt und kilometertechnisch einige tausend Fahrkilometer zusätzlich bedeutet!
Unser Lieblingshund „Sue“ … so eine Liebe 🥰
Ein durchaus auch für uns relevanter Aspekt: In Kolumbien stellt sich nämlich für uns spätestens die Frage der Route zum Hafen der Rückverschiffung – Montevideo in Uruguay. Von Kolumbien aus immerhin rund 10.000 Kilometer süd-östlich gelegen. Die oben genannte Ost-Route führt durch das versorgungstechnisch schwierig zu bereisende Venezuela und das Amazonas-Becken … reizvoll … und unwägbar aufgrund etwaiger Witterungs- und Strassenbedingungen, die sich hier täglich ändern können. Die planungssicherere Variante ist die Rückreise auf der Panamericana-Westroute bis mindestens Süd-Peru. Erst hier bietet sich strassentechnisch über Puerto Maldonado die Option der Einreise nach Brasilien ins südliche Amazonas-Gebiet und weiter an den Atlantik, von wo aus man immer südwärts nach Montevideo fahren kann. Eine Option, die Stand heute unsere Präferenz genießt.
Wer kein Netz zum Angeln hat, nimmt Bambusstöcke!
Aber noch ist es nicht so weit! Zunächst steht Kolumbien auf dem Plan, die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel. Was dies in Kombination für uns bedeutet, erfahrt ihr zu gegebener Zeit, gespoilert wird hier nicht 😉.
Nachdem wir Hansjörg und seiner Finca Anfang der Woche „Auf Wiedersehen!“ gesagt hatten, fuhren wir vom Hochland Ecuadors und der „Strasse der Vulkane“ westwärts in den subtropischen Nebelwald auf unmittelbarer Höhe des Äquators … Ziel: Mindo – das Zentrum des subtropischen Naturschutzgebietes … das jedoch ist eine andere Geschichte 😎 …
Unsere erste Destination in Ecuador war in dieser Woche die alte Inka-und spanische Kolonialstadt Cuenca. Die Hauptachse des Inka-Reiches führte von Cusco in Peru über Cuenca bis zur Hauptstadt Ecuadors, Quito. Somit war der Besuch Cuencas und von Ingapirca, der wichtigsten und größten Ruinenstadt aus der Inka-Zeit in Ecuador, unser primäres Ziel für diese Woche.
Welcome to Ecuador!
Ich hatte Ecuador bereits 2006 einen mehrwöchigen Besuch abgestattet, damals standen jedoch primär der Besuch der Galapagos-Inseln und des Amazonas-Gebietes im Cuyabeno-Nationalpark im Fokus. Aus dieser Zeit habe ich noch einen sehr positiven Eindruck von Ecuador als Land und seinen Menschen im Hinterkopf … seitdem sind jedoch 18 Jahre vergangen und es ist einiges passiert …
And welcome to Cuenca!
War Ecuador damals eines der friedlichsten und sichersten Länder Lateinamerikas, so ist es heutzutage das genaue Gegenteil! Gewalt und Bandenkriminalität sind allgegenwärtig, insbesondere in den Küstenregionen. Drogenanbau und -handel, Schutzgelderpressung, Entführungen und gezielte Tötungen politischer Gegner haben Ecuador binnen 18 Jahren zu einem der gefährlichsten Länder Lateinamerikas und weltweit werden lassen … bedrückend, wenn man das Land aus vorheriger Zeit kennen und lieben gelernt hat.
Mein Lieblingsgetränk!Mercado Central …… de CuencaPlaza de las Flores …… einer der größten Blumenmärkte Südamerikas …
Ecuador ist nämlich einzigartig, vielfältig und faszinierend, seine Menschen – damals, wie heute – liebenswert, freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Doch auch die Bevölkerung leidet enorm unter den Konsequenzen der Entwicklungen der letzten Jahre, die durch Fehlentscheidungen und Inkonsequenz der beiden vorherigen Regierungen begünstigt wurde. Die unkontrollierte Zuwanderung desillusionierter venezolanischer Flüchtlinge in hoher einstelliger Millionenhöhe tut ihr Übriges: armutsgetriebene Übergriffe auf die Bevölkerung durch Flüchtlingsbanden lassen die Angst überborden …
Farbenfrohe Kolonialstadt Cuenca …… Hauptstadt des Panama-Hutes!
Auch als Tourist erfährt man den Zustand des Landes hautnah. Nachts sind die Städte und Dörfer ausgestorben, jeder verbarrikadiert sich hinter seinen mit Gittern geschützten eigenen 4 Wänden … so auch Reisende wie wir … geschützt durch die Umzäunung und Sicherheitsinfrastruktur eines Campingplatzes oder Hotels. Frei stehen? Nicht anzuraten! Fahrzeug unbeaufsichtigt stehen lassen? Ebenso wenig! Besichtigung touristischer Orte? Nur mit erhöhter Vorsicht!
Auf der Finca Sommerwind …… gibt es alles, was das Herz begehrt …… und mehr 😜 …
Das waren also die Rahmenbedingungen, mit denen wir hier in Ecuador unsere erste Woche verbrachten. Der Besuch Cuencas, Ingapircas und Ibarras verlief völlig problemlos. Wir bewegen uns tagsüber, stehen auf Campingplätzen, wie hier auf der Finca Sommerwind in Ibarra, von Hansjörg betrieben, der vor 14 Jahren nach Ecuador ausgewandert ist, und geniessen die ehrliche Warmherzigkeit und Freundlichkeit der Menschen. Offensichtlich lassen sie sich nicht unterkriegen, richtig so!
Laguna YahuarcochaAngeln auf ecuadorianisch mit Bambus …… oder Netzen …
Die Landschaften sind faszinierend, wie fast nirgendwo sonst in Südamerika: eine Reihe der höchsten (und aktivsten) Vulkane der Welt auf der Panamericana, die hier Straße der Vulkane heißt. Grüne Anden-Nebelwälder im Mindo-Tal, endlose weiße Pazifikstrände, dichter immergrüner und artenreicher Amazonas-Dschungel mit indigenen Amazonas-Völkern im Cuyabeno-Nationalpark und das alles auf der limitierten Fläche eines der kleinsten Länder Südamerikas – nicht umsonst wird Ecuador als „Südamerika in einem Land“ beschrieben …
Der Vulkan Chimborazo …… mit seinen üblichen Bewohnern
Nachdem wir am letzten Wochenende die Cordillera Blanca verlassen und uns unseren spektakulären Weg durch den Cañon del Pato (Entenschlucht) Richtung Küste gebahnt haben, war unser nächster Zwischenstop bis Dienstag im hübschen Wüstenort Trujillo an der Pazifikküste vorgesehen.
Durch 44 in den Stein gehauene einspurige Tunnel …… bahnt sich der Cañon del Pato seinen Weg Richtung Pazifik …
Für Freunde von antiken Kulturen ist die Nordküste Perus ein Paradies. Insbesondere für Besucher mit Interesse an indigener Geschichte und Archäologie hat Trujillo mit seinen UNESCO Welterbestätten „Chan Chan“ und „Huacas de Moche“ neben einem wirklich hübschen Zentrum viel zu bieten.
Wirklich hübsches Zentrum von Trujillo
Weit vor der bedeutenden Herrschaft der Inka im 15. Jahrhundert regierten die Moche über den weiten Norden Perus. Die Huacas del Sol y de la Luna in Huacas de Moche, unweit von Trujillo, zeugen von den Spuren der Moche und waren für uns auf jeden Fall einen Besuch wert.
Relikte der Moche-Kultur …… in Huacas de Moche
Im Gegensatz zur glorreichen Inka-Zeit wird über die Kultur der Moche weitaus weniger berichtet. Zwar liegt die Herrschaft der Moche in der Geschichte viele Jahrhunderte weiter zurück, doch hielt sie bedeutend länger an. Das 1. bis 8. Jahrhundert nach Christus stand ganz im Zeichen der für diese Zeit hochentwickelten Moche-Kultur. Erst nach ihrer Herrschaft kamen die Chimú an die Macht, dessen Spuren man in Chan Chan erkunden kann.
Das Privileg, immer und überall freundliche, hilfsbereite und interessierte Menschen kennenzulernen, ist etwas, was für uns stets positiv in Erinnerung bleiben wird …
Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches und befand sich an der peruanischen Pazifikküste, westlich der heutigen Stadt Trujillo. Chan Chan konnte von den Inkas mit militärischer Gewalt nicht besiegt werden. Deshalb leiteten die Angreifer im Jahr 1470 den durch die Oase fließenden Río Moche um, sodass die Einnahme der Stadt durch die bald eintretende Wasserknappheit möglich wurde. Ganz schön clever!
Chan Chan – eine riesige Stadt ganz aus Adobe (Lehm)
Die Stadt entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehm (Adobe) errichtet wurde. Zu ihrer Blütezeit beherbergte die Stadt etwa 60.000 Einwohner und hatte ein ansehnliches Vermögen an Gold, Silber und keramischen Kunstgegenständen angehäuft. Somit wird klar, warum die Inka Interesse daran hatten, die Stadt zu erobern …
Am Mittwoch rollten wir mit Chop-Chop dann weiter auf direktem Weg Richtung Norden nach Ecuador 🇪🇨. Vor der Einreise nach Ecuador stand jedoch für einige Tage Entspannung und Beach-Life auf dem Programm. Von Donnerstag bis zum morgigen Montag haben wir uns im „Swiss Wassi“, einem von ehemaligen Schweizern geführtes Refugium direkt an der Pazifikküste, einquartiert und standen mit Blick auf den Pazifik unter Palmen direkt am Strand etwa 50 Meter vor dem Meer. Herrlich!
Swiss Wassi – ein Ort der Ruhe und zum Verweilen …
In den paar Tagen hier haben wir die Seele komplett baumeln lassen und uns bei herrlichem Wetter nicht ein einziges Mal vom Strand weg bewegt … es war einfach zu schön und entspannend an diesem wundervollen Ort, zumal wir das ganze Wochenende fast alleine hier waren …
Morgen wird dann jedoch ein neues Kapitel aufgeschlagen … Ecuador, wir kommen …
Wer der Meinung ist, Streiks in Europa wären unangenehm, der darf sich gerne mal auf den Weg über den großen Teich nach Südamerika machen und miterleben, was die Bürger hier so veranstalten, wenn sie unzufrieden sind.
Insbesondere Bolivien und Peru gelten als sehr aufständisch, das durften wir bereits in Bolivien erleben. Reiseplanung nach vorherigem Studium der landesweiten Straßenblockaden, tanken nach Verfügbarkeit und dann hoffentlich passend zur Reiseplanung, Ein-/Ausreise nach offenen Grenzkontrollstellen usw.. In La Paz sind wir seinerzeit nicht einmal zum Campingplatz gekommen, weil die Straßenblockaden bereits am Sonntagabend statt wie angekündigt ab Montag errichtet wurden. Was dies für Länder mit wenig Infrastruktur bedeutet, liegt auf der Hand: Versorgungsengpässe und Mangel – gerade in den ländlichen Regionen, die per se nicht oft beliefert werden.
Dabei ist mit den Streikenden nicht zu spaßen und Rücksicht auf Touristen nehmen sie auch nicht! Will man sich an den Blockaden vorbei schleichen, wie wir es versucht haben, reagieren sie gereizt bis agressiv, schmeißen schon mal mit Steinen und blockieren Ausweichstrecken mit Dornenbüschen und Patrouillen. Da bleibt oft nur … warten … manchmal tagelang. Wohl dem, der in so einer Situation sein Zuhause unterm Hintern hat … so wie wir.
Just heute war es wieder so weit … und völlig unangekündigt. Auf dem Weg zur Nordküste Perus, wo wir uns ein paar Tage auf einem Campingplatz direkt am Strand unter Palmen auf die für kommenden Montag geplante Einreise nach Ecuador vorbereiten und etwas chillen wollten, war nach 2/3 der Strecke Schluß … Kilometerlanger Stau und Stillstand. Ein Busfahrer vor uns teilte uns nach einer knappen Stunde mit, das hier nichts mehr geht – bis morgen oder übermorgen … oder nächste Woche 🤔.
Nicht mit mir!
Rechts von der Straße runter, einen Feldweg ins Hinterland und im großen Bogen wieder südlich auf die Hauptstrasse in umgekehrter Richtung. Kurz die Optionen sondieren und ab ging‘s über die – auch noch idyllischere – Küstenstrasse. Nun gut, hat uns 3 Stunden gekostet aber immer noch besser, als ein ganzer Tag oder zwei … oder eine Woche …
Hintergrund? Streik der LKW-Fahrer wegen der ungeliebten Interimspräsidentin Dina Boluarte – seit Ende 2022 im Amt. Die Lage in Peru ist derzeit wieder angespannt, die Proteste nehmen erneut Fahrt auf. Ende 2022 wurde gegen die Amtsenthebung und Verhaftung des damaligen linken und indigenen Präsidenten Pedro Castillo protestiert. Wie reagiert die Zivilgesellschaft dieses Mal auf die Repression? Die Angst geht um, denn niemand weiß, ob die Ordnungskräfte nicht doch zur Schusswaffe greifen wie damals. Das dämpft die Bereitschaft, auf die Straße zu gehen – nicht nur in Lima, mehr noch auf lokaler Ebene. Immerhin wurden vier Menschen kürzlich zu Haftstrafen verurteilt, nur weil sie protestiert haben.
Die Lage dabei ist kompliziert. Peru hat eine Regierung, die für den Großteil der Bevölkerung und vor allem für die indigene Bevölkerung keine Legitimität hat. Das ist sicherlich ein Grund, weshalb es starke Repression seitens der Regierung gibt. Die hat zwar nicht das Niveau wie bei den Protesten vom Dezember 2022 und Januar 2023, als, je nach Quelle, zwischen 50 und 70 Menschen von Armee und Polizei erschossen wurden. Es wurden damals gezielt Schusswaffen eingesetzt. Das ist derzeit nicht der Fall, aber die Ordnungskräfte gingen bisher gegen jede Form von Protesten überaus martialisch vor.
Wir hatten hingegen heute nicht den Eindruck, als würden die Ordnungskräfte und die Polizei mit harter Hand gegen die Blockade vorgehen, ganz im Gegenteil. Es sah eher danach aus, als würden die Ordnungskräfte die Proteste dulden oder sogar mit den Protestanten sympathisieren …