Am vergangenen Montag war es endlich soweit, wir haben die auf 3.430 Meter Höhe gelegene schönste und abwechslungsreichste Stadt Perus, Cusco, erreicht. Aufgrund ihrer historischen Bedeutung ist die einstige Hauptstadt und das Herz des Inka-Imperiums zudem wohl die interessanteste Stadt ganz Südamerikas. Was uns natürlich dazu verleitete, eine ganze Woche hier zu verweilen – aber nicht nur das …

Hatte ich bereits am vergangenen Wochenende ein ungutes Gefühl im rechten unteren Mundraum, geschultes Zahnarztpersonal späche hierbei vom Zahn 4.6, so bestätigte sich dieses Gefühl am Montag. War zunächst eine Spalte im verkronten Zahn zu spüren, löste sich die Krone beim Weingummiverzehr komplett – und übrig blieb der arg geschrumpfte mit scharfen Kanten versehene Zahnstumpf. Nun, dachte ich, wird schon nicht so dramatisch sein: die Krone habe ich noch, muss wohl einfach nur neu geklebt werden … Pustekuchen (Teil 1)! Am Montagnachmittag konsultierte ich in Cusco direkt eine mir vertrauenswürdig erscheinende und englischsprachige Zahnarztpraxis mit Niederlassungen in Peru und … der Schweiz 🇨🇭😅. Der wirklich gut ausgebildete Zahnarzt offenbarte mir in exzellentem Englisch, daß es mit einfachem Kleben nicht getan sei. Die Krone war wohl bereits länger locker, unter ihr hatte sich im Zahnstumpf bereits Karies gebildet und die bereits behandelten Wurzelkanalfüllungen waren porös. Ende vom Lied: zunächst Erneuerung der Wurzelkanalfüllungen, dann neue Kronenhalterung auf die dann die neue Krone kommt … Kostenpunkt rund 2.300 Soles, umgerechnet knapp 600 Euro. Okay, machen … Pustekuchen (Teil 2)!





Am folgenden Dienstag war der erste Termin zur Erneuerung der Wurzelkanalfüllungen anberaumt. Ich wurde bereits stutzig, als die gute Dame in spanischen Dentalfloskeln minutenlang herumstocherte aber nicht zu Potte kam. Nach einiger Zeit kam der Zahnarzt vom Vortag dann vorbei und offenbarte mir ernüchternd, daß der Zahnstumpf leider gebrochen und ein neuer Kronenaufsatz unmöglich sei. Und nun? Tja, zur Vermeidung einer Sepsis half hier seiner Ansicht nach nur noch die Extraktion des Restzahns. Dem ersten Schock folgte unmittelbar die Trotzreaktion – es hilft ja nichts, in Schockstarre zu verharren. Raus damit!

So verließ ich am späten Dienstagnachmittag die Klinik mit einem Zahn weniger, einer dicken Wange und Schmerzen, die noch bis zum Freitag anhielten. Auf dem Essensplan standen fortan Suppen, Brei, Antibiotika und gelegentliche Schmerzmittel. Fazit: eine (bisher) traumhafte Südamerikareise mit kaum negativen Zwischenfällen hat keinen zwangsläufigen Anspruch auf dauerhaften Bestand. Beim Reisen bewegt man sich zwar überwiegend auf einem positiven Adrenalinpegel, man sollte jedoch darauf vorbereitet sein, daß auch auf „Wolke 7“ IMMER ALLES passieren kann … genau wie zuhause …




So verlief die Restwoche in Cusco, dem ehemaligen „Nabel der Welt“, der mindestens so mächtig und wohl auch reicher als das alte Rom war, nur beschränkt mit unserer Eroberung der Stadt. Dennoch: an den Tagen, wo es mir besser ging, spazierten wir in reduziertem Tempo durch die wunderbare historische Altstadt, auf deren zentralem Platz, der „Plaza de Armas“ vor einigen hundert Jahren noch die aufständischen Inka-Häuptlinge durch die spanischen Eroberer geköpft wurden. An den Tagen, an denen ich durch die Antibiotika und den Schmerzen einfach zu matsche war, machten wir es uns auf dem Campingplatz über den Dächern der Stadt gemütlich.




Alles in allem konnten wir in den bisherigen 2-3 Tagen, die wir unterwegs waren, sehr viel von dem sehen, was wir sehen wollten … das Inka-Museum, die historischen Kirchen und Tempel, den Mercado Central sowie die Inka-Ausgrabungsstätten Pikillaqta und Saqsaywamán. Zudem ließen wir es langsam angehen und machten die Cafés und Restaurants der Stadt unsicher, das „Chull‘s Peruvian Restaurant“ direkt neben dem Coricancha-Tempel war dabei am gestrigen Freitag mit Sicherheit eine der besten, wenn nicht gar die beste Lokalität, in der wir bisher in Südamerika gespeist haben …




