Nachdem wir eine äußerst abwechslungsreiche und aufregende Woche in La Paz verbracht haben, führte uns unser Weg am vergangenen Sonntag weiter nordwestwärts Richtung Peru und Titikakasee und demnach auf direktem Weg weiter in das ehemalige zentrale Reich der Inkas.

Vor oder zeitgleich mit den Inkas lebten auch andere Völker im Westen Südamerikas, die Chinchorro-Kultur mit ihrem Mumifizierungsritual hatten wir bereits in Arica kennengelernt. Eine andere – die Tiwanaku-Kultur – lernten wir am Sonntag im Rahmen einer Besichtigung der Tiwanaku-Ruinen am südlichen Ende des Titikakasees kennen.





Die Tempelstadt Tiwanaku ist die wichtigste und eine der sehenswertesten präkolumbischen Kulturstätten Boliviens und folglich auch UNESCO-Weltkulturerbe. Nach dem Untergang Tiwanakus um etwa 1.000 n.Chr. dienten die Steinbauten als Steinbruch. Gehauene Steine wurden für Kirchen, Häuser und sogar für die Eisenbahnlinie nach La Paz als Baumaterial weggeschleppt. Das überhaupt noch etwas übrig blieb, ist primär der Größe einiger Quader und dem Österreicher Arthur Posnansky zu verdanken, dessen Lebenswerk die Erforschung Tiwanakus war.





Von Tiwanaku fuhren wir noch am Sonntag weiter direkt an den Titikakasee, nach Copacabana. Nein, diese Stadt am See ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen berühmten Strand in Rio des Janeiro.
Der Weg dorthin beinhaltet auch eine abenteuerliche Fährpassage über eine Bucht des Sees mit Holzflössen, auf denen sogar ganze Reisebusse wackelnd und schaukelnd unter den knarrenden Planken der anscheinen stabilen Holzkonstruktionen auf die andere Uferseite gebracht wurden. Nun, wenn die dort trocken ankommen, dann wird unser Chop-Chop die Fahrt auch überstehen, dachten wir uns. In Ermangelung von Alternativen, hatte Chop-Chop auch keine andere Wahl 😜.




Der Titikakasee generell und die Gegend um Copacabana mit den Inseln „Isla de la Luna“ und „Isla del Sol“ im Speziellen gelten als die Wiege der Inka-Kultur! Beide Inseln und den Titikakasee haben wir in den letzten Tagen auf Besuchen mit einem lokalen Führer detailliert kennenlernen und viel über die Geburtsstunde der Inkas erfahren dürfen.

Copacabana blickt auf eine über 3.000 Jahre alte Geschichte zurück, es war einst ein bedeutendes Zeremonial- und Kulturzentrum und ist heute ein wichtiger Wallfahrtsort. Zu Zeiten der Inka-Herrschaft wurde von Copacabana zum Heiligtum Huaca Titicaca auf der Nordseite der Isla del Sol gepilgert. Diesem Ritual der Inka kamen auch wir am vergangenen Dienstag nach …




Bevor wir der Nordseite der Isla del Sol einen Besuch abstatteten, fuhr unser Guide Vidal mit uns, einem in Kanada lebenden Paar aus Venezuela und zwei Italienern in seiner Nußschale zunächst zur Isla de la Luna.





Neben der Sonneninsel (Isla del Sol) ist nämlich auch die Mondinsel (Isla de la Luna) mit dem ungewöhnlichen Mondtempel absolut besuchenswert! Ich persönlich fand den Mondtempel sogar wesentlich interessanter als den Sonnentempel der Sonneninsel. Fasziniert hat mich vor allem die erstaunliche Ähnlichkeit des Mondtempels zur islamischen Architektur, vor allem die dreidimensionale geometrische Fassadengliederung.




Die Sonneninsel hingegen hat eine deutlich größere spirituelle Wichtigkeit für die ehemalige und heutige indigene Bevölkerung, was man neben dem Sonnentempel insbesondere an den zahlreichen Opfer- und Pilgerstätten erkennen kann. Unser Guide Vidal wurde nicht müde, zu erwähnen, wie wichtig das Opfern von Coca-Blättern, Pflanzen und Blumen sowie von Tieren und … Menschen (!) ist. Wie bereits auf dem Hexen- und Schamanen-Markt in La Paz vernommen und demnach von zwei unabhängigen Instanzen vermittelt, scheint hieran vielleicht doch ein Funken Wahrheit zu sein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum in La Paz und anderen Großstädten Boliviens so wenige Obdachlose zu sehen sind … mussten diese ggf. als Opfer die Fundamente neuer Häuser segnen 😱 …




Zurück zur Sonneninsel … einer Inka-Legende zufolge war hier der Geburtsort des hellhäutigen Schöpfergottes Wiracocha, quasi das Inka-Pendant des Gottes der christlichen Religionen, des ersten Inka Manco Capac, quasi das Inka-Pendant zu Adam, und dessen Frau Mama Ocilo, quasi das Inka-Pendant zu Eva. Völlig klar, daß dadurch für die indigenen Quechua und Aymara nicht nur die Inseln sondern auch der Titicaca-See selbst heilig und die Keimzelle des Inka-Imperiums wurden … Amen!



