Yungas

Die westliche Provinz Jujuy, in die wir Anfang dieser Woche gefahren sind, liegt in einer feuchtwarmen, fruchtbaren subtropischen Zone, in der der baumlose Altiplano in einen Bergwald und stellenweise in dichten Nebelwald übergeht. Dies ist ein spektakuläres Gebiet mit einer dichten Vegetation in kraftvoll leuchtenden Grüntönen.

Den Mittelpunkt dieser fruchtbaren Region bildet der fantastische „Parque Nacional Calilegua“, der von zahlreichen gut markierten Wanderwegen und einer Fahrstrasse aus Schotter, Sand und Lehm durchzogen ist, die zu den landschaftlich schönsten im nordwestlichen Argentinien gehört und zudem völlig kostenfrei ist. Für uns war dies Anreiz genug, um tief in den Nebelwald der Yungas mit unserem Chop-Chop einzutauchen.

Nach der obligatorischen Registrierung bei der Rangerstation, die wir am späten Montagnachmittag erreichten, schlugen wir unser Schlaflager direkt auf dem ebenfalls kostenfreien Campingplatz hinter der Station auf. Fast alle Wanderungen sind zu Fuß ab dem Campingplatz zu erreichen und so beschlossen wir, am Dienstag einige davon zu machen, um einen ersten Eindruck vom tiefer liegenden Nebelwald der Yungas auf etwa 800 Metern Höhe zu bekommen.

Die unbefestigte Strasse zum Bergdorf San Francisco de Jujuy war als Etappe für den Mittwoch vorgesehen. Die 37 Kilometer dorthin brachten uns in netto rund 1,5 Stunden von 800 auf rund 1.500 Höhenmetern in die höheren Regionen der Bergkette Serrania de Calilegua. Der Nebelwald wurde dichter und grüner, die Fahrt war abenteuerlich. Die Schotterstrasse führte in endlosen Schleifen an den Berghängen entlang, teilweise war der Weg nur 3-4 Meter breit … eine fahrerische Herausforderung bei entgegenkommendem Verkehr, der hier durchaus üppig war: Busse, Transporter, Laster, Bagger und normale PKW mit Touristen kamen uns an machbaren Passagen mit Ausweichbuchten oder auch an Stellen mit 4 Metern Breite entgegen. Da alle gewillt waren, ihre Fahrt unbeschadet fortzusetzen, fand sich immer eine Option der Passage.

Für den gemeinen Mitteleuropäer ist es schwer vorstellbar, eine solche in den Berg gehauene Urwaldpiste ohne Seitenbegrenzung auf losem Geläuf und mit steilen Abgründen mit seinem Wohnmobil zu befahren, wir sind da aber keinesfalls die Ausnahme. Auf der Hin- und Rückfahrt begrüßten wir eine Handvoll anderer Overlander … außer uns aber kein gemeiner Mitteleuropäer 😜.

Bevor wir am Donnerstag die Route wieder ins Tal hinab fuhren, verbrachten wir Nachmittag, Abend und Nacht in dem Bergdörfchen San Francisco de Jujuy. Viel gab es außer einer mächtigen Statue zu Ehren von Pachamama nicht zu sehen. So vergnügten wir uns nach der abenteuerlichen Fahrt mit frisch auf dem Grill gebackenen Tortillas und einem Spaziergang durch das kleine Dorf.

Die Strecke war so spektakulär schön, wie wir es gelesen und erwartet hatten. Da es über Nacht geregnet hatte, machte der Nebelwald seinem Namen auf der Talfahrt alle Ehre. Dies gab der Szenerie eine noch mystischere und geheimnisvollere Atmosphäre. Die Bäume und Wälder waren noch grüner, die Berge in Wolken eingehüllt, der Weg ins Tal noch rutschiger und der Gegenverkehr noch intensiver 😉. Nun ja, da ich noch in der Lage bin, diesen Beitrag zu schreiben, haben wir unsere Fahrt ins Tal und weiter nach San Salvador de Jujuy offensichtlich unbeschadet überstanden …