In den letzten 3 Tagen konnten wir intensiv das Leben der indigenen Bevölkerung in der Abgeschiedenheit des Pantanals am Rio Paraguay beobachten … sehr aufschlußreich …
Während unserer Flußfahrt auf dem Ponton von Corumba nach Porto Jofre legten wir zahlreiche Stops an Fazendas, Gemeinden oder Hütten ein, um die Waren, die unsere Pontons mit sich führten, ihren rechtmäßigen Empfängern zukommen zu lassen.

Bei den Waren handelte es sich um alles Mögliche, vom Kraftstoff-Faß, Elektroartikeln, Lebensmittel, Drogerieartikel, Getränken bis hin zu lebenden Tieren, Futtermitteln und Dünger war alles dabei … sogar ein ausgewachsener Trecker …




Zugestellt wurde zu JEDER Zeit, auch nachts. Schließlich kann man die genaue Ankunftszeit aufgrund von möglichen Verzögerungen nicht genau vorhersagen.

Eine längere Pause legten wir an der Schule „Polo Sāo Lourenço“ ein, so daß wir Gelegenheit hatten, mit den Menschen zu sprechen. Erstaunlich ist es allemal, daß selbst die Kinder in dieser Abgeschiedenheit eine vernünftige schulische Ausbildung erhalten. Dazu werden die Penze jeden Tag mit dem Motorboot aus den umliegenden Gemeinden entlang des Flusses abgeholt – Respekt! Und sofern man als moderner Europäer der Meinung ist, hier wird noch mit der Buschtrommel gelehrt, so ist das weit gefehlt. Ganz im Gegenteil! In Anbetracht von schnellem Starlink-Internet und flächendeckender Ausstattung der Schule mit Tablet-PCs kann man eher auf die Idee kommen, daß die Buschtrommel gängiges Relikt der Schulen im modernen Europa ist.

Besonders aufschlußreich war das intensive Gespräch mit Aires, einem Bombonero (Feuerwehrmann) hier in der Gemeinde der Schule. Als cooler Brasilianer trug er vorne im Gürtel eingeklemmt und gut sichtbar eine Pistole … was uns zunächst Respekt einflösste. „Wozu benötigt man hier im brasilianischen Outback eine Pistole?“, fragten wir uns. Die Antwort gab er uns: Um sich zu verteidigen! „Gegen wen oder was?“, schossen wir die nächste Frage hinterher. Naja, erwiderte Aires, einerseits gegen gefährliche Tiere, wie Jaguare. Die zweite Teilantwort überraschte uns jedoch: Und gegen bestimmte Indio-Gruppen in der Region, die in ihren Reservaten leben. Der Grund lag auf der Hand! Als Bombonero war Aires mit seinen Kumpanen für die Eindämmung der zahlreichen Waldbrände im Pantanal verantwortlich. Da diese vor Indio-Reservaten keinen Halt machen, waren sie somit gezwungen auch dort ihre Arbeit zu verrichten. Die Indios jedoch dulden kein Eindringen in ihre Reservate, ein solches kann sie zu aggressiven kriegerischen Handlungen verleiten. Man muß dabei verstehen, daß diese indigenen Gruppen seit Jahrhunderten abgeschirmt von der Zivilisation völlig autark in ihren Schutzgebieten leben und ihren jahrhundertealten Traditionen nachgehen, zu denen auch die Verteidigung des eigenen Territoriums gegen Eindringlinge gehört – notfalls mit Waffengewalt. Da kann eine eigene Pistole im Zweifelsfall schon einmal hilfreich sein … und sei es nur zur Abschreckung …

Selbstredend war Aires auch an unseren Wohnmobilen interessiert, ließ sich von uns alles ausgiebig zeigen und schoß reichlich Fotos. Naja, dachten wir uns, so lange er nur Fotos schießt und nicht mit seiner Pistole, ist doch alles gut 😁.
Was für Erlebnisse, Eindrücke und Kulturen. Beim Lesen des Blogs kann man sich in diese Welt hineinversetzen. Gute Fahrt weiterhin😘