Innerhalb weniger Tage sind wir nun von weit über 4.000 Höhenmetern zurück auf europäische Höhen von knapp unter 2.000 Höhenmetern herunter gekraxelt. Über Uyuni, Potosi und Sucre ging es in die grüne Berglandschaft des Amboro Nationalparks und seinen angrenzenden bolivianischen Sierren, wie der Cordillera Oriental.
Die Touristen, die diese Gegend Boliviens besuchen, quartieren sich in der Regel in dem kleinen Städtchen Samaipata und Umgebung ein … und das hat seinen Grund. Viele Besucher kommen vor allem wegen der Prä-Inka UNESCO Welterbestätte „El Fuerte de Samaipata“. Manche von ihnen suchen dort die mystische Energie, die der antiken Stätte nachgesagt wird … ich habe sie leider nicht gespürt …




Darüber hinaus ist Samaipata mittlerweile die wichtigste Ausgangsbasis für Ausflüge in den Parque Nacional Amboro. Der Name stammt aus der Sprache der indigenen Quechua und bedeutet so viel wie „Ruhe in der Höhe“ … die wiederum konnten auch wir deutlich wahrnehmen, weshalb wir ganze 5 Nächte in dieser wunderbaren Oase der Ruhe blieben.
Zwei der beliebtesten Ausflüge standen in dieser Zeit auch für uns auf dem Programm, vor allem ein Besuch des Nebelwaldes (Yungas) im Nationalpark, berühmt für einen der weltweit größten Bestände an Riesenfarnen (Hellechos Gigantes).




Darüber hinaus ging es am Sonntag auf eine entspannte Wanderung zu mehreren Aussichtspunkten auf einem Bergrücken. Die Trekkingtour mit dem Namen „Codo de los Andes“ führte zu uralten Trails (Wege) der Inkas, über welche diese vor Jahrhunderten Handel betrieben oder spirituellen Aktivitäten nachgegangen sind. Das damalige Wegenetz zog sich entlang der Hochgebirgsketten der Anden über tausende von Kilometern von Ecuador über Peru und Bolivien bis in den Norden Chiles und Argentiniens … beeindruckend!




Ihr könnt euch sicher daran erinnern, daß wir Anfang Juni beim Besuch des Salar de Uyuni zufällig die Nordhorner Henning und Jacqueline mit ihrem Unimog getroffen hatten. Ein Wiedersehen war damals in Aussicht gestellt, zumal wir beide Richtung Osten und Brasilien unterwegs waren. Hier war es soweit! Mittlerweile waren wir sogar drei Fahrzeuge geworden, die sich hier in der Nähe von Samaipata auf dem Camping „La Bolivianita“ einfanden. Nadine und Elias aus Augsburg schlossen sich uns ebenfalls an – auch die beiden hatten wir bereits getroffen … damals in Uyuni an dem Hotel bei Ana, wo wir einige Nächte verbrachten.
Gemeinsam gingen wir auf die „Codo de los Andes“-Wanderung und verbrachten ein paar wunderbare Tage in der Idylle des Amboro Nationalparks. Da wir uns auf Anhieb gut verstanden und die gleiche Strecke vor der Brust hatten, entschieden wir kurzerhand, die kommenden 2-3 Wochen gemeinsam weiterzureisen … eine schöne Idee!



So blieb in den Tagen hier genügend Zeit für Erholung von den Strapazen in der Höhe Boliviens und auf der Lagunenroute, für nette Gespräche an lauschigen Abenden in geselliger Runde und für gemeinsame Asados (Grillabende) an Hennings Outdoor-Grill am Unimog.




Natalie zog sich auf der Tour zu den Riesenfarnen, während der es feucht und kühl war, eine ordentliche Erkältung zu, die sie bis heute begleitet. Auch ich wurde nicht verschont, mich erwischte jedoch kein Infekt, sondern ein Insekt … die Kriebelmücke … das krasseste Ungeziefer seit der Erfindung der Streckbank. Diese kleinen 2-4 mm kleinen Minifliegen, die aussehen, wie Fruchtfliegen sind der lebendige Horror. Kriebelmücken fliegen den Menschen geräuschlos an, ohne ein Gefühl von Berührung zu erwecken, und beißen dann blitzschnell zu: Mit ihren scharfen, Sägeblatt-ähnlichen Mundwerkzeugen ritzen sie kleine Löcher in die Haut ihrer Opfer, um ihr Blut zu trinken. Das ist nicht nur schmerzhaft, denn durch den giftigen Speichel der Kriebelmücken gelangen auch blutverdünnende Substanzen in die Wunde. In der Folge können allergische Reaktionen wie Rötungen, Schwellungen und sogar Blutergüsse auftreten. Der bestialische Juckreiz, den der Speichel des Insekts in der Wunde hinterlässt, dauert mittlerweile über eine Woche an, so daß ich gezwungen war, Kortisonsalbe zum Einsatz zu bringen, um der nächtlichen Kratzattacken Herr zu werden. Da ich die Viecher am ersten Tag nicht Ernst genommen habe, habe ich leider nicht nur ein paar, sondern hunderte von Bissen – überwiegend am unteren Bein … ehrlich, die Tortur wünscht man seinem ärgsten Feind nicht! Willkommen in den Tropen 😜