Süd-Georgien (und die südlichen Sandwichinseln)

Unsere Schiffsreise führte uns in dieser Woche von der Antarktischen Halbinsel über Elephant Island und den South Orkney Islands weiter in den Südatlantik nach Süd-Georgien, einem wahren Naturparadies – doch das war es nicht immer.

Süd-Georgien liegt südlich des 60. Breitengrades und gehört damit zur Antarktis …

Die Geschichte Süd-Georgiens ist vielmehr von zwei Ereignisblöcken gezeichnet, die über viele Jahre und Jahrzehnte die Insel und das umliegende Archipel prägten: Die zahlreichen Polarexpeditionen der damaligen Entdecker – insbesondere dem auf Süd-Georgien verstorbenen und begrabenen Sir Ernest Shackleton – zum Südpol im frühen 20. Jahrhundert und die brutale und erbarmungslose Jagd auf Wale, See-Elefanten und Pelzrobben im 20. Jahrhundert, die im Zeitraum von 1900 bis 2015 alleine rund 3.000.000 Walen das Leben gekostet hat.

Die ehemalige Walfangstation in Grytviken, zweitgrößte Wal-Massenvernichtungsfabrik der südlichen Hemisphäre …
Grab von Sir Ernest Shackleton in Grydviken / Süd-Georgien

Die Regierung von Süd-Georgien – das Archipel gehört seit der Annexion zu den sogenannten „British Overseas Territories“ und hat auch während des Falkland-Krieges der Briten mit den Argentiniern Anfang der 1980er Jahre eine wichtige Rolle gespielt – hat der Ausbeutung der Natur einen Riegel vorgeschoben und 2005 den South Georgia Heritage Trust gegründet, dessen Ziel es ist, die indigene Flora und Fauna sowie des historischen Erbes des Archipels wiederherzustellen und zu bewahren.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Bestände der Meeresbewohner durch diese Initiative deutlich erholt. Heute hat das 1 Mio. Quadratkilometer umfassende Meeresschutzgebiet einen weltweit einmaligen Reichtum an Meeresbewohnern und Vögeln. Die Gewässer und die Küsten rund um Süd-Georgien sind die Heimat von zahlreichen Tierarten wie Albatrosse, Pinguinen, Seehunden, Seeelefanten, Wale und viele andere Spezies mehr. Bei den Besuchern der Schiffs-Expeditionen wie uns weckten die AlbatrosseBuckelwaleKaiserpinguine, Seeelefanten und die süßen Pelzrobben ein besonders grosses Interesse.

Ein bewundernswerter Mensch, der jeden Besucher der Insel begleitet und dessen Geschichten einen in den Bann ziehen, war der britische Polarforscher Sir Ernest Shackleton (1874 – 1922). Sein Buch „21 Meilen vom Südpol“ beschreibt die Geschichte der ebenso legendären wie tragischen britischen Südpolexpedition 1907-1909. Dies war seine zweite Südpol-Expedition, eine dritte sollte folgen. Ernest Shakletons legendäre o.g. Nimrod-Exepedition verbrachte den Winter 1908 im Mc-Murdo-Sund, 32 Kilometer nördlich der Winterquartiere seiner ersten gescheiterten Discovery-Expedition. Im Herbst bestieg eine Truppe den Mount Erebus und nahm Vermessungen seiner verschiedenen Krater vor. Im antarktischen Frühling und Sommer 1908 bis 1909 verließen drei Schlittenexpeditionen die Winterquartiere. Die erste drang nach Süden vor und erreichte die südlichste Breite, welche jemals Menschenfuß betreten hat. Die zweite erreichte zum ersten Male den magnetischen Pol, und eine dritte nahm die Vermessungen der westlich vom Mc-Murdo-Sund gelegenen Höhenzüge vor. Aufgrund fehlender Nahrungsreserven war Shackletons Truppe 2 Jahre vor Amundsen nur wenige Meilen vor dem geografischen Südpol gezwungen, umzukehren. Diese von wahrer Größe und Verantwortungsbewusstsein geprägte Entscheidung rettete seinen Männern das Leben. Hätte Robert Scott 3 Jahre später beim Wettlauf mit Roald Amundsen ebenso selbstlos statt egoistisch gehandelt, wären er und sein Team zwar als Verlierer gegen Amundsen aber vermutlich lebend nach England zurückgekehrt. So jedoch wurden auch ihnen wenige Meilen zum Verhängnis. Rund 11 Meilen vorm letzten Nahrungsdepot gerieten sie in einen Schneesturm und starben in ihren Zelten. Hätte Shackleton den sicheren Tod und den seines Teams in Kauf genommen, wäre ihm wohl die Ehre zuteil geworden, als erster Mensch den Südpol zu erreichen … das Leben seiner Männer war ihm jedoch wichtiger als sein persönlicher Ruhm – Chapeau!

Bewundernswerter Mann!

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