Der Nationalpark Conguillío ist auch unter dem Namen Los Paraguas (Die Regenschirme, in Anspielung auf die Form der zahlreichen großen Araukarien) bekannt. In der Sprache der Mapuche-Indianer, in deren Gebiet der Nationalpark liegt, bedeutet Conguillio so viel wie Wasser mit Pinienkernen … wir haben in den zahlreichen Gewässern keine entdeckt 😉.

Höchster Punkt des Nationalparks ist der aktive Vulkan Llaima mit zurzeit etwa 3145 Metern, der zuletzt im Januar 2008 ausbrach. Bei diesem Ausbruch wuchs er von seiner vorherigen Höhe von 3125 Metern, die auf Karten erscheint, zur jetzigen Höhe. Es gibt mehrere Gebirgsseen, von denen der Lago Conguillío und die Laguna Verde, die wir beide besucht haben, die größten sind.

Der Conguillio-Park wirkt wie aus einer anderen Welt! Das im Umkreis des Vulkans abgelagerte Magma verleiht der ganzen Szenerie eine merkwürdige und außerirdische Atmosphäre – manchmal fühlte ich mich bei unseren Wanderungen wie in eine andere Welt versetzt.





Da wir nur ein Ticket für einen Tag ergattern konnten, war der Wecker am Morgen auf 6 Uhr gestellt, um möglichst früh in den Nationalpark zu können. So waren wir gegen 7.30 Uhr beim Eingang … Pech nur, daß die Ranger diesen erst um 8.30 Uhr öffnen 😜. Egal!
Irgendwie machte mich das Schild am Eingang „Solo 4×4 a Conguillio!“ stutzig. Andererseits hatten wir bisher auch an anderen Orten, die nur für Allradfahrzeuge zugänglich sein sollen (z.B. Cristo Redentor Statue auf 3.800m am Paso Libertadores), nie Probleme gehabt … hier schon …

Gerade die Nord-Süd-Durchfahrt soll diverse steile Stellen haben, eine davon mit losem Geröll und tiefen Schlaglöchern. Auch in iOverlander berichteten diverse Reisende, die die Passage in entgegengesetzter Richtung durchfuhren, von diesem „Problem“ für Zweiradantriebler, Grundsätzlich lassen mich solche Herausforderungen nicht von vornherein aufgeben, das entspricht nicht meinem Naturell. Selbstverständlich wäge ich dabei die Risiken für Fahrzeug und Insassen genau ab. Letztlich kann ich eine realistische Einschätzung jedoch erst vornehmen, wenn ich das „Problem“ sehe! Also .. auf ging‘s!
Was soll ich sagen? Das „Problem“ war an einer einzigen Passage für ein 3,20 Meter hohes zweiradgetriebenes 4-Tonnen-Fahrzeug mit 177 PS und All-Terrain-Aufrüstung grenzwertig befahrbar. Einige Maßnahmen habe ich vorab getroffen, die zwingend notwendig sind, wenn ich mit einem Fahrzeug dieser Dimensionen auf unbefestigter Piste unterwegs bin, beispielsweise die Reduktion des Luftdrucks der Reifen auf rund 2 Bar, um dadurch mehr Auflagefläche und Grip auf losem Geläuf zu haben. Als erfahrener Fahrer – und nur als solcher war diese Passage zu meistern – war mir klar, daß wir eine gewisse Pace brauchen – ein Geschwindigkeitsverlust im Anstieg oder gar Stillstand hätte Abbruch und Rückwärtsgang bedeutet. Was unklar war, war die Antwort auf die Frage, ob erster oder zweiter Gang die bessere Alternative ist. Ausprobieren! Der zweite Gang war es nicht …
Im dritten Versuch (P.S.: Natalie war bereits der Meinung, wir sollten umkehren und 120 Kilometer Umweg über 3,5 Stunden in Kauf nehmen), konnten wir im ersten Gang die Pace bis zum Scheitel der Steigung halten, dann kam eine Kurve, die wir vorher nicht einsehen konnten … und das bereits bekannte große Schlagloch. Als erfahrener Atari-Spieler der 80er Jahre habe ich meine Reaktionsschnelligkeit bewahrt, in der Kurve sicher um das Schlagloch manövriert, Chop-Chop im Griff behalten und … die Becker-Faust geballt … Adrenalin!
Zumindest bei mir, bei Natalie war es nahender Herzstillstand jenseits des 200er-Pulses 😀. Das sind die Momente, die Dich spüren lassen, das Du lebst und die Dir das Selbstvertrauen (nicht Überheblichkeit!!!) in Dich und Deine Fähigkeiten und die Deines Fahrzeugs geben.
By-the-way … wir haben hier nicht explizit darüber geschrieben aber eine ähnliche Situation hatten wir bereits Ende Januar in Argentinien. Damals habe ich abgebrochen, die Passage war mit zweiradgetriebenem Wohnmobil unfahrbar. Zumindest wäre das Risiko für Fahrzeug und/oder Insassen nicht kalkulierbar gewesen. Überheblichkeit hätte hier mit hoher Wahrscheinlichkeit in Probleme geführt. Auch das ist Ausdruck von Selbstvertrauen … Grenzen zu erkennen, „Stop!“ zu sagen und im Zweifelsfall abzubrechen. Nicht schön – aber Voraussetzung für langanhaltende Reisefreuden 😎.
Zurück zum Conguillio – mega! Skurrile Araukarien-Wälder, eine futuristische Lava-Landschaft, kristallblaue Seen und tiefgrüne Lagunen – Natur pur. Wir haben an dem einen Tag, den wir hatten, insgesamt 4 Wanderungen unternommen, die längste über 640 Höhenmeter hoch zur Sierra Nevada. An klaren Tagen kann man hier alle 8 teils aktive Vulkane der Region sehen … heute sahen wir keinen. Dafür einen herrlichen Blick auf den Lago Conguillio und die Araukarien-Szenerie. Fotos seht ihr wie gewohnt auf Polarsteps.







Für uns geht es nun über das chilenische Seengebiet – Villarrica und Pucon – in den zweiten Nationalpark, den Parque Nacional Huerquehue und anschließend am Wochenende über die Anden zurück nach Argentinien. Dort fahren wir die südamerikanische „Route 66“ – die Ruta 40 – Richtung Süden. Am 18. März müssen wir nämlich in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, sein … Einschiffung auf unserem Expeditionsschiff Richtung Antarktika!
Es bleibt spannend …
Oh, oh, passt auf euch auf, alles sehr abenteuerlich., da stockt das Herz schon beim lesen✌💪Weiterhin gute Fahrt und Erlebnisse.💞
Hallo Jenko.
Hoffe, Du wirst uns auch mittels eines Buchs / Bilderbands im Anschluß an die Reise überraschen.
Würde ich direkt kaufen…
Viel Spaß weiterhin,
l. G.,
Hansemann